Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
Vom Netzwerk:
Patronenhülse«, sagte sie und steckte ihm verstohlen einen ausgebeulten Umschlag zu. »Ich habe sie in ein Taschentuch gewickelt, damit ich das blöde Ding nicht verliere.«
    »Können Sie mir sagen, wo Sie die gefunden haben?«
    »Leider nicht. Aber ich kann Ihnen sagen, wonach ich suche.« Jetzt war sie es, die sich einmal kurz umsah. »Ich möchte wissen, ob sie aus derselben Waffe stammt, die bei der Schießerei im Marriott neulich verwendet wurde.«
    Tonys Freund sah sie mit wachen Augen an. »Falls sie tatsächlich aus derselben Waffe stammt, muss ich offenlegen, von wem ich sie habe.«
    »Ich kann Ihnen sogar noch etwas Besseres anbieten. Wenn dem so ist, verrate ich Ihnen, von wem sie ist und wo sich derjenige befindet.«
    Bitte, bitte, lass es nicht dazu kommen.
    Jason entspannte sich sichtlich. »Gut, denn ich möchte keinen Ärger.«
    Mels blieb stehen und streckte ihm ihre Hand entgegen. »Sie haben mein Wort.«
    Als sie die Abmachung mit Handschlag besiegelten, sagte er: »Das könnte einen Tag dauern.«
    »Kein Problem. Rufen Sie mich einfach an, bis dahin werde ich Sie nicht nerven.«
    Nachdem sie sich getrennt hatten, spazierte Mels an den Schaufenstern vorbei und hielt ab und zu an. Dieser Straßenabschnitt war schon vor einer Weile von der Stadt zur Fußgängerzone umgebaut worden, aber sie war zum ersten Mal hier – es fühlte sich gut an, in der Menge unterzutauchen, so zu tun, als wäre ihr Leben langweilig und normal und als hätte sie nichts mit einem Halbfremden angefangen, der bewaffnet war und Freunde wie diesen Heron hatte.
    Plötzlich fiel ihr etwas ein, und sie holte ihr Handy heraus. Allerdings nicht, um zu telefonieren oder eine SMS zu schreiben.
    Es ging um das Datum.
    Sieh mal an. Na so was.
    Es war der Todestag ihres Vaters.
    Zuerst wusste sie nicht, was sie darauf gebracht hatte, aber dann sah sie, dass sie vor einem Schuhgeschäft stand, in dessen Fenster Schneestiefel im Schlussverkauf angepriesen wurden – die im nördlichen Staate von New York im Frühling durchaus noch nützlich sein konnten: Ende April konnte wettermäßig alles Mögliche passieren, von fröhlichem Sonnenschein über trübes Grau bis hin zu Schneestürmen oder sogar Eisregen und überfrierender Nässe … welche die Straßen superglatt und gefährlich und das Bremsen unmöglich machten. Und die Wahrscheinlichkeit tödlicher Unfälle erhöhten. Besonders bei Polizei-Verfolgungsjagden.
    Sie schloss kurz die Augen. Dann führte sie ein Telefonat, das es so vorher nie gegeben hätte.
    »Hallo?«
    Als sie ihre Mutter hörte, brannten Tränen in Mels’ Augen. »Du hast heute Morgen gar nichts gesagt – und ich hab’s vergessen.«
    Pause. »Ich weiß. Ich wollte dich nicht daran erinnern, im Falle, dass eine Chance bestand, dass du einmal nicht daran denken würdest.«
    Komisch, das war das erste Mal, dass sie nicht versuchte, alles mit sich selbst auszumachen. Aber auch nach drei Jahren vermisste und betrauerte sie ihren Vater noch so stark, dass es ihre Kraft überstieg.
    »Wie geht es dir?«, fragte sie.
    Die Stimme ihrer Mutter klang so überrascht, dass sie sich selbst in den Hintern treten wollte: »Ich … also jetzt, wo du angerufen hast, geht es mir besser.«
    »Du vermisst ihn sicher genauso wie ich.«
    »Oh ja. Jeden Tag.« Noch eine Pause. »Alles klar bei dir, Mels?«
    Was in dieser Frage mitschwang, war: »Wer sind Sie, und was haben Sie mit meiner sonst so unnahbaren Tochter angestellt?«
    »Hast du heute etwas vor, Mom?«
    »Die Mädels vom Bridge führen mich zum Essen aus.«
    »Gut. Könnte sein, dass ich wieder spät nach Hause komme.«
    »Schon gut. Und danke, dass du mir Bescheid gibst. Danke …« Ein ersticktes Geräusch unterbrach die liebevolle Stimme. »Danke fürs Anrufen.«
    Mels konzentrierte sich auf das dicke Profil der Schneestiefel, die der Laden praktisch verschenken wollte. »Ich liebe dich, Mom.«
    Langes Schweigen folgte. Seeeehr langes. »Mom?«
    »Ich bin noch da«, kam die heisere Entgegnung. Die gefolgt wurde von einem Schniefen. »Ich bin hier.«
    »Ja, darüber bin ich froh.« Mels wandte sich von den Schuhen ab, von den Geschäften, den Menschen. »Ich sag Bescheid, falls ich bei ihm übernachte, okay?«
    »Ja, das wäre schön. Und ich liebe dich auch.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, lief Mels wie benommen zum Präsidium zurück, ging durch den Vordereingang hinein und steuerte durch die Hintertür direkt auf den Parkplatz zu, auf dem sie das Auto ihrer Mutter

Weitere Kostenlose Bücher