Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
Dämonen existierten – und die Realität war ziemlich austauschbar, wenn es ernst wurde.
Allerdings überprüfte er die Pistole, als wollte er sie benutzen.
»Vergiss es«, warnte Jim. »Ich brauche dich heil.«
Er trabte zur Tür und blickte noch einmal über die Schulter, um zu sehen, ob der Kerl gehorchte, aber es war nicht Matthias, an dem sein Blick hängen blieb. Hund war zu dem Kabuff getrippelt, in dem sich Eddie befand, und hatte sich genau vor die Tür gesetzt. Als bewache er die heiligen Überreste des Engels.
Was gut war.
Im Augenblick nahm Jim jede Hilfe, die er kriegen konnte.
Als Matthias durch die Vorhänge nach draußen spähte, dematerialisierte Jim sich und betete, dass er die Sache unter Kontrolle bekäme, bevor sein früherer Chef noch auf schlaue Ideen kam.
Das Letzte, was er brauchte, waren zwei unberechenbare Wilde.
Fünfunddreißig
Während Matthias’ Blick die Kiesauffahrt absuchte, roch er etwas Ekelerregendes – und zwar nicht im gängigen Sinne von drei Wochen alten Essensresten. Dieser Gestank war nicht nur in seiner Nase; er drang durch die Poren seiner Haut und drehte ihm den Magen um … und er kannte ihn.
Es war Teil der Manifestation der Hölle, in der er gewesen war. Teil der furchtbaren Verseuchung, die in seinem Fleisch geschwärt hatte.
Sie war zurück.
Sie kam ihn holen.
Eine lähmende Furcht breitete sich in seinen Armen und Beinen aus, ließ ihn erstarren, raubte ihm die Fähigkeit zu denken oder zu handeln. Die Folter und die Hilflosigkeit, die verdammte Ewigkeit dessen, was er in der Hölle vorgefunden hatte, war eine Qual, die er nicht noch einmal ertragen könnte …
Scheiß. Drauf.
Der Kämpfer in ihm brach sich Bahn und unterband die Emotionen. Die kalte Logik, die ihn so lange definiert hatte, übernahm das Kommando und stellte die Selbstkontrolle wieder her, ließ keinen anderen Gedanken zu als den, dass sie ihn nicht kriegen würde. Auf gar keinen beschissenen Fall würde er dorthin zurückgehen.
Es war ihm völlig egal, was er opfern oder wen er töten musste – er ginge nicht wieder nach da unten.
Die Waffe war geladen. Der Körper war willig. Der Verstand war wach.
Das wusste er. Den Rest würde er unterwegs herausfinden müssen.
Ein kurzer Rundumblick nach Türen außer der an der Seite ergab eine dicke, fette Null: Sah ganz so aus, als wäre das der einzige Ein- und Ausgang, mal abgesehen von den Fenstern natürlich.
Im Badezimmer fand er, was er gesucht hatte: Eine ein mal eins fünfzig große Scheibe, die auf den rückwärtigen Wald hinausging. Schneller Check, und er dachte: Wahnsinn, der Himmel war so düster wie zur Dämmerung, die Sonne nicht nur verdeckt, sondern geradezu verschluckt von der dichten Wolkendecke, die von wo auch immer herangeweht war. Aber ein plötzliches Gewitter war nicht das, was ihm Sorgen machte: Unten auf dem Boden, zwischen den Kiefern, bewegten sich Schatten, und das nicht, weil jemand mit einer Taschenlampe unterwegs war.
Zorn blähte seinen Brustkorb auf. War dies der Scheideweg? Scheiß drauf – schon eher Vergeltung. Jetzt hatte er die Chance, sich an diesen Dreckschweinen zu rächen, und er würde seine Haut teuer verkaufen.
Als er das Fenster entriegelte, kam er sich plötzlich vor wie ein Popstar: Alle waren hinter ihm her, und er war so was von bereit, sich für diese ganze Hingabe zu revanchieren – ob nun bei den X-Ops, Bullen, Dämonen oder sonst wem.
Das Fenster glitt traumhaft leise und reibungslos nach oben, aber es ließ den Sturm herein, der draußen wehte, und der kalte Wind traf Matthias mitten im Gesicht. Als er sich vom Boden und durch die relativ kleine Öffnung wuchtete, war er für zwei Dinge dankbar: Erstens, dass er nicht seinen alten Körper besaß, denn die breiten Schultern und der massige Brustkorb von früher hätten nicht so leicht hindurchgepasst; und zweitens, dass es stockdunkel war, obwohl es erst Nachmittag war.
Gut für ihn: Denn sonst säße er wie auf dem Präsentierteller.
Das Fenster lag ungefähr eineinhalb Meter über einem fünfzehn Zentimeter breiten Sims, der um die Garage herum verlief, und mit ungelenkem Hin- und Hergeschiebe seiner Glied maßen drehte er sich um, setzte seine Turnschuhe auf dem Sims ab und schloss das Fenster. Wenn er sich nach rechts wandte, müsste er um die Ecke kommen, die zu der Treppe führte. Links befand sich ein Schrägdach, das den Abstand zum Boden verkürzte und die Wahrscheinlichkeit erhöhte, dass er sich das schlimme
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