Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
Caldwell zu verlassen, wäre, Monty und sein bescheuertes Pseudo-Spiongespiele ein für alle Mal los zu sein.
Wie instruiert, ging sie nun nach hinten durch, an den Zeitschriften vorbei, die drei Stufen zur Romanabteilung hoch und weiter in Richtung Militärbücher.
Na klar. Denn wenn man vorgab, Informationen von staatstragender Bedeutung zu enthüllen, wollte man das natürlich nicht in der Ratgeberabteilung tun: Bildbände von Waffen und Kriegen als Hintergrund waren viel männlicher. Genau.
»Da sind Sie ja«, hörte sie eine gedämpfte Stimme.
Als sie sich zu ihm umdrehte, wappnete sie sich innerlich – aber das vor ihr war wirklich Monty. Dieselbe hohe Stirn, derselbe verkniffene kleine Mund, die passende Sonnenbrille, die er nicht absetzte – weil so etwas natürlich in geschlossenen Räumen viel unauffälliger war. Noch so eine Riesenidee.
Lieber Himmel, ihre Ray-Ban, fiel Mels da ein. Die hatte Matthias behalten.
»Also, was haben Sie für mich?«, fragte sie knapp und zwang sich, sich auf das Gespräch einzulassen.
Es fiel ihr so schwer, sich zu konzentrieren. Der Streit mit Matthias hatte sie völlig aus der Bahn geworfen, alles, was davor passiert war, kam ihr vor, als wäre es ewig her. Aber diese beiden blondierten Frauen waren immer noch tot, und Mels war entschlossen, die Story fertig zu schreiben, bevor sie die Stadt verließ.
Monty nahm ein Buch über Flugzeuge im Zweiten Weltkrieg aus dem Regal und blätterte wie beiläufig darin. »Das Opfer, das auf der Treppe der Bücherei gefunden wurde, erinnern Sie sich? Meine Fotos passen genau zu dem, was auf ihrem Bauch zu sehen war.«
»Hatte sie auch solche Symbole eingeritzt?«
»Jawoll.«
»Das ist ja interessant.« Und höchst verdächtig. »Aber trotzdem weist die Leiche des ersten Opfers ja keine Zeichnung mehr auf – was genau das Problem ist.«
»Aber finden Sie das nicht merkwürdig? Zwei tote Frauen mit derselben Inschrift auf derselben Stelle am Bauch, und sie wurden auch auf die gleiche Weise getötet.«
»Wollen Sie wirklich, dass ich das zu Ende denke?«
»Wie bitte?«
»Tja, eine mögliche Schlussfolgerung zumindest ist etwas verstörend. Vielleicht sind Sie der Mörder.«
Monty drehte den Kopf so schnell herum, dass seine Sonnenbrille wackelte. »Wovon zum Teufel reden Sie denn?«
»Fangen wir doch mal ganz von vorne an. Das erste ›echte‹ Opfer war die junge Frau, die im Steinbruch gefunden wurde. Sie war blond, jung und hatte eine aufgeschlitzte Kehle. Opfer Nummer zwei ist eine Prostituierte, die sich die Haare färbt, glatt föhnt und die Kehle aufgeschlitzt bekommt. Und das dritte? Blondiert. Glatt geföhnt. Selbe Todesursache. Und jetzt kommen Sie mit einem Foto von Nummer zwei daher mit den gleichen Zeichen wie bei Nummer eins und drei auf dem Bauch. Und die zweite Frau ist eine Prostituierte, also ein perfekter Start für einen Nachahmungstäter. Sie heuern sie an, bringen sie um, werden aber gestört, ehe Sie die Markierungen einritzen können. Deshalb manipulieren Sie die Fotos und zeigen sie mir, weil unbedingt jemand Ihr Werk sehen soll. Also, jemand außer Ihnen selbst.«
Er klappte das Buch zu und setzte die Brille ab. Seine Augen waren todernst. »So war es aber nicht.«
»Und wie erklären Sie dann, was Sie mir gegeben haben?«
»Jemand hat sich an ihr zu schaffen gemacht. Glauben Sie mir.«
»Sorry, aber das ist Blödsinn. Narben verschwinden nicht so einfach.«
Sobald die Worte ausgesprochen waren, dachte sie an Matthias – und ermahnte sich dann, dass es keine Zauberei gab. Was es allerdings schon gab, war reichlich Schminke. Sie hatte selbst Schminke für ihre Prellungen benutzt. Genau wie er.
Monty reckte den Oberkörper vor. »Sie kriegen überhaupt keine Infos mehr von mir. Ich habe was, das Sie vielleicht interessieren würde, aber jetzt können Sie zur Hölle fahren – und Ihren Job an den Nagel hängen. Ich kann dafür sorgen, dass künf tig niemand auch nur über das Wetter mit Ihnen spricht.«
Mels schloss die Augen und biss sich auf die Zunge.
In Wirklichkeit glaubte sie gar nicht, dass Monty jemanden getötet hatte. Egomanen waren nicht zwangsläufig Mörder, und sie hatte ihren Monolog eigentlich nur gehalten, weil sie es satthatte, verarscht zu werden.
Nach einer kurzen Pause sagte sie: »Tut mir leid. Sie haben recht …« Schleim, schleim, Entschuldigung … Mädchenaugen. »Ich wollte es nicht übertreiben und Sie persönlich angreifen.«
»Sie müssen noch lernen, wie
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