Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
und dem hellen Mond.
»Ich muss mit dir reden«, sagte sie brüsk. »Allein.«
Matthias sagte leise etwas zu Jim, und der andere Mann trat zurück. Die ganze Zeit ließ Matthias ihr Gesicht nicht aus den Augen, als hätte er niemals erwartet, es wiederzusehen, musterte sie mit sehnsüchtigem Blick.
Mels wehrte sich gegen den Drang, dasselbe zu tun. Mein Gott, sie fühlte sich immer noch stark von ihm angezogen, und das war nicht nur bescheuert, es war schlichtweg lebensmüde.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und reckte das Kinn vor. »Die Polizei hast du wohl umgangen, schätze ich, und auch vor, das weiter zu tun?«
»Ich hab dir ja gesagt, dass ich gehe.« Seine Stimme klang rau. »Was machst du hier?«
»Ich habe die Dateien durchgelesen. Dachtest du nicht, dass ich Fragen hätte?«
»Keine, die du mir stellen würdest.«
»Wem sonst als der Hauptquelle?«
Sein Blick war ruhig und konzentriert, als wäre er ein Mann, der nichts zu verbergen hatte. »Eigentlich ist es selbsterklärend.«
»Das Ganze war dein Baby, stimmt’s?« Sie deutete mit dem Kopf in Jims Richtung. »Du hast sie alle angeführt, hast sie rekrutiert, ihnen gesagt, was sie zu tun haben, die gesamte Organisation kontrolliert.«
»Und deshalb sollte ich deiner Meinung nach ins Gefängnis.«
»Ja, schon. Wobei du, wenn das stimmt, was ich gelesen habe, der Welt einen Dienst erwiesen hast.« Sie zögerte kurz. »Um ehrlich zu sein, kann ich nicht fassen, dass du mir das alles gegeben hast.«
»Ich meinte ernst, was ich zu dir gesagt habe.« Er senkte die Stimme. »Du musst mir glauben, dass das mit dir echt war – ich kann nicht … ich könnte nicht damit leben, dass du das alles für gelogen hältst. Und was diesen Agenten im Marriott betrifft: Er hatte den Auftrag zu töten, und es hieß er oder wir. Wir hatten keine Wahl.«
»Du und Jim Heron?«
»Ja.«
»Habt ihr die Leiche gestohlen?«
»Nein, aber es ist ein übliches Verfahren bei den X-Ops, die sterblichen Überreste zurückzuholen. Darum hat sich jemand anderes gekümmert.«
»X-Ops ist also der Name der Organisation, was?«
»Es gibt keinen Namen, aber so nennen wir sie.«
»Manche der Männer sind mit gelben Haken versehen, was bedeutet das?« Sie zeigte auf Jim. »Er zum Beispiel.«
»In solchen Fällen gab es Hinweise auf ein Ableben, aber die Leiche wurde nicht zurückgeholt oder der Tod durch einen Agenten bestätigt.«
»Jim ist auf jeden Fall gesund und munter.«
»Stimmt.«
Es folgte eine Pause, und Mels dachte wieder daran, wie sie beide aneinandergepresst unter der Decke gelegen hatten – so nah, Herz an Herz, bis die ganze übrige Welt nicht mehr existiert hatte und die Kraft und das Brennen zwischen ihnen alles andere hinweggefegt hatte.
»Was kann ich sagen, das dir bei dieser Sache helfen würde?«, flüsterte er. »Was kann ich tun?«
»Sag mir, wohin du willst.«
»Das kann ich nicht.«
»Sonst müsstest du mich umbringen, so heißt es doch immer.«
»Nein, niemals. Nicht dich.«
Wieder angespannte Stille, während der Mels im Geiste noch einmal die Schritte nachvollzog, die sie hierhergeführt hatten: Sobald sie die Ordner auf dem USB -Stick alle durchgesehen hatte, war der Drang, ihn damit zu konfrontieren, übermächtig geworden. Eine kurze Rückfrage bei ihren Kontaktleuten im Präsidium hatte ergeben, dass er nicht verhaftet worden war und es keine Hinweise auf seinen Aufenthaltsort gab. Letzten Endes hatte sie beschlossen hierherzufahren, weil Jim Heron der einzige Anknüpfungspunkt war, den sie besaß.
Und jetzt stand sie hier, sprachlos.
Am liebsten hätte sie Matthias angebrüllt, als wäre seine Vergangenheit nur gelebt worden, um sie fertigzumachen.
Sie wollte alles verfluchen, ihre ganze beschissene … mein Gott, es war ja noch nicht einmal eine Beziehung gewesen. Mehr eine Kollision, die weit mehr als ihr Auto in Mitleidenschaft gezogen hatte.
Gleichzeitig wollte sie die Arme um ihn schlingen, denn sein Gesicht verriet ihr, dass es wahr sein könnte – die Infos auf dem USB -Stick und auch das, was sie füreinander empfunden hatten. So vieles an dieser Situation war absurd, aber die Gefühle … konnten sie echt gewesen sein?
»Was jetzt?«, fragte sie heiser, eigentlich mehr sich selbst.
»Was meinst du damit?«
»Ich habe so eine Ahnung, dass du, selbst wenn ich sofort die Bullen riefe, entwischen würdest.«
Er neigte den Kopf. »Ja, würde ich.«
»Und was willst du jetzt für den Rest deines Lebens
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