Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
ging um die Absicht.
Jim brachte Hund in die Wohnung und trabte misstrauisch die Treppe hinunter.
Noch ehe der Wagen ganz zum Stillstand gekommen war, schwang die Fahrertür auf. Kein gutes Zeichen.
Matthias sprang heraus und duckte sich unter dem Absperrband hindurch. »Wir lagen falsch.«
»Wie bitte?«
»Die Agenten waren hinter dir her. Von mir glauben sie, dass ich tot bin, das habe ich in meiner Akte gesehen. Und mit Toten verschwenden die X-Ops nicht ihre Zeit, außer sie kassieren die Leichen ein.«
Jim runzelte die Stirn. Bisher war er davon ausgegangen, dass die Organisation ihn ebenfalls für in die ewigen Jagdgründe eingegangen hielt. »Sie denken, es gibt mich noch?«
»Ich hab mich ins System geloggt, und es steht in deinem Dossier. Status: unbestätigt.«
»Aber du bist doch extra gekommen, um dich von meinem Tod zu überzeugen.«
Matthias sah aus, als kämpfe er mit seiner Erinnerung. »Tatsächlich?«
Tja, das erklärte, warum der X-Ops-Bericht so ausgefallen war.
Matthias machte eine wegwerfende Handbewegung, als wären die Einzelheiten momentan das geringste Problem. »Denk doch mal nach. Die Attentäter kamen immer nur, wenn wir beide zusammen waren, und der Erste hat mich zwar gesehen, konnte aber die Info nicht mehr weitergeben. Die waren die ganze Zeit hinter dir her.«
Na und? , dachte Jim. Ihm konnten sie ja nichts anhaben.
Und dann dämmerte es ihm langsam. »Aber was machst du denn jetzt noch hier? Ich dachte, du wolltest die Stadt verlassen?«
Matthias sah sich argwöhnisch um. »Ich wollte dir nur Bescheid geben, damit du aufpasst.«
Ungläubig schüttelte Jim den Kopf. Der alte Matthias hätte dieses Gespräch niemals geführt. Eigennutz war seine einzige Triebfeder gewesen.
»Ich passe immer auf«, sagte der Engel leise. »Das solltest du doch wissen.«
»Tja, ich bin dir etwas schuldig.«
»Das passt gar nicht zu dir.«
»Kann sein, aber ich wollte eben nicht, dass du eines Morgens tot aufwachst.« Immer noch ließ der Mann die Umgebung nicht aus den Augen, und dass er alles klar sehen konnte, verdankte er Adrian, der sich als unsichtbarer Wächter im Hintergrund hielt. »Du hast mir vor ein paar Jahren das Leben gerettet. Damals war das in meinen Augen kein Gefallen. Jetzt sehe ich das etwas anders: Dadurch habe ich ein paar Tage von unschätzbarem Wert geschenkt bekommen, die jede Folter wett machen, die ich bald zur Genüge erleben werde.«
»Klingt, als wärest du dir da ganz sicher.«
»Du bist Teil dieses Spiels oder was auch immer es ist. Anders geht es nicht. Also weißt du, wo ich war. Und was die X-Ops betrifft, wird in ein paar Tagen, maximal in einer Woche alles vorbei sein, das erfährst du dann schon. Jeder wird es erfahren. An deiner Stelle würde ich schnellstmöglich untertauchen.«
Okay, das war ja alles super, aber wo war der dämliche Scheideweg?
»Bist du extra gekommen, nur um mir das zu sagen?«, fragte Jim.
»Manche Dinge muss man persönlich erledigen. Und du bist … wichtig. Mich selbst kann ich verlieren, das ist okay. Scheiße, es ist unvermeidbar. Aber mit deinem Tod auf dem Ge wissen will ich nicht leben. Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
Jim blinzelte und stellte überrascht fest, dass der Dauerdruck auf seinem Brustkorb etwas nachgelassen hatte.
Meine Güte, er hatte nicht damit gerechnet, emotional zu werden. Hatte es gar nicht mehr für möglich gehalten.
Matthias holte tief Luft. »Und ich würde bleiben, wenn ich könnte, aber das geht nicht, ich muss weiter. Außerdem weiß ich ja, dass du nicht allein bist. Dein Mitbewohner ist ein verdammt guter Kämpfer …«
Noch ein Auto bog auf den Feldweg ab und raste auf die Garage zu.
»Was ist das hier, ein Klassentreffen?«, murmelte Jim. Doch dann spürte er, wer da kam.
Nicht die Polizei. Kein Agent.
»Ich glaube, deine Frau ist hier«, sagte er zu Matthias.
Als die Scheinwerfer des Wagens ihrer Mutter über die Garage im Wald schwenkten, umklammerte Mels das Lenkrad etwas fester.
Matthias stand neben einem Auto mit Missouri-Kennzeichen, eindeutig ein Mietwagen. Neben ihm ragte Jim Heron auf wie ein Wachposten.
Beide wirkten nicht gerade froh, sie zu sehen. Tja, Pech.
Sie hielt vor dem Absperrband an, stellte den Motor ab und stieg aus.
In dem nervösen Moment, bevor sie den Mund aufmachte, fiel ihr ohne besonderen Grund auf, dass der Nachthimmel spektakulär aussah: Leuchtende Wolken trieben über den Himmel und bildeten ein wechselndes Mosaik vor den Sternen
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