Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
um ihn kümmern, versprochen.«
Plötzlich trat Adrian aus dem Wald. »Du glaubst nicht, wem ich gerade begegnet bin. Nigel.«
Jim runzelte die Stirn. »Ich hab ihn gar nicht gespürt.«
»Ich auch nicht. Aber er war hier.«
Um Devina fernzuhalten?, überlegte Jim. War das vielleicht der wahre Grund, warum er und Adrian den Agenten nicht gespürt hatten?
»Ist er weg?«
»Ja. Hat kein Wort gesagt. Hat mir nur zugewunken und ist dann verschwunden.«
Okay, das Warum und Weshalb waren jetzt nicht so wichtig. »Ad, ich möchte, dass du sie nach Hause fährst.«
»Wird gemacht.«
»Mels?« Jim drehte sie um. »Du musst weg. Es ist hier nicht sicher für dich. Geh, und tu, was du kannst.«
»Er darf nicht fort sein …«
»Ist er aber. Du weißt es selbst. Vertrau mir, er wird gut behandelt werden. Und jetzt los, lass dich von Adrian nach Hause bringen. Ihr könnt mir nicht beide sterben.«
Ohne Widerstand ließ Mels sich von Jim zu dem Auto bringen, mit dem sie gekommen war, und auf den Beifahrersitz setzen. Angesichts ihrer Fügsamkeit war unübersehbar, dass der Schock eingesetzt hatte, also mussten sie schnell vorgehen, bevor sie wieder zu sich kam und sich wehrte.
Ehe er die Tür zuschlug, beugte er sich noch einmal hinunter. »Es gibt jemanden, mit dem du sprechen musst. Isaac Rothe, er ist einer von uns. Du findest ihn über den Namen Childe mit E in Boston. Sag ihm, Jim Heron schickt dich, okay?«
Sie nickte, aber er war nicht sicher, ob sie ihn wirklich gehört hatte.
Doch plötzlich quetschte sie seine Hand. »Bitte lass ihn nicht … lass ihn nicht an einem anonymen Ort. Ich meine …«
»Ich werde mich gut um ihn kümmern. Das schwöre ich dir.«
Jim sah ihr in die Augen und fuhr mit der Hand vor ihrem Gesicht hin und her, um ihr etwas Frieden zu schenken, Trost in ihrem Kummer.
Oh Mann, er konnte die Liebe, die sie für Matthias empfand, förmlich spüren, und es schmerzte ihn. Gleichzeitig war er dank bar für sie. Wie hieß es doch so schön? Die Liebe einer Frau …
Das veränderte einfach alles.
Er hatte recht gehabt: Matthias war die Seele gewesen, aber sie der Schlüssel.
»Ich schwöre es dir«, wiederholte er. »Und jetzt geh, und tu das Richtige.«
Endlich schloss er die Tür, klopfte aufs Dach, und Ad setzte zurück, wendete und fuhr los.
Als er allein war, drehte Jim sich im Kreis und suchte nach Nigel, aber der Erzengel war nirgends zu entdecken. Es gab nur den Wald und die beiden Leichen auf dem Kies.
Matthias war in den Himmel gefahren.
Ob der Penner wohl überrascht war? Andererseits hatte er bei seinem Abgang alles richtig gemacht und das ultimative Opfer gebracht: sich selbst.
Aufs große Ganze gerechnet, hatte er viel gutzumachen gehabt, aber vor wenigen Augenblicken hatte er alles für einen anderen Menschen hergegeben.
Als Jim zur Leiche seines alten Bosses lief, konnte er nicht fassen, wie weit der Mann gekommen war. Aber die Hölle war eindeutig eine von Grund auf verändernde Erfahrung. Genau wie die Liebe.
Jim ging auf die Knie und sagte leise: »Wenn du mir vorher gesagt hättest, dass wir mal hier landen würden, ich hätte es nie und nimmer geglaubt.«
Die Realität war manchmal tatsächlich verrückter als jede Geschichte.
Jim rieb sich das Gesicht und ließ sich nach hinten fallen, bis er auf dem Hintern neben dem Mann saß, der so lange alles für ihn definiert hatte. In der Stille empfand er seinen eigenen Atem als seltsam intensiv, die Luft, die kühl durch seine Nase eindrang und warm aus dem Mund strömte.
Er fuhr sich erneut übers Gesicht. Und noch einmal.
Über ihm tauchte der Mond wieder auf, Licht schien herab, bis er die Augen schließen musste. Aus irgendeinem Grund wollte er gerade nichts sehen, konnte es einfach nicht ertragen.
Er hatte die Runde gewonnen, klar – aber Matthias war trotzdem fort, und das war ein Verlust, den er tief in sich spürte.
Und Adrian litt immer noch. Und Eddie war immer noch fort. Und er selbst?
Er fühlte sich leer. So leer. Als hätten die Orgasmen, die er bei Devina erlebt hatte, den letzten Teil seiner Seele herausgeschwemmt.
Aber er musste sich zusammenreißen; die Leichen mussten weg von hier.
Wo er den Agenten entsorgte, war ihm scheißegal. Aber sein ehemaliger Boss bereitete ihm Kopfzerbrechen. Wohin sollte er Matthias bringen? Es war trotz allem ein Geschenk an die Verstorbenen, das, was sie zurückgelassen hatten, mit Würde zu behandeln, auch wenn ihre Seelen frei emporstiegen. Und der Mann
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