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Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)

Titel: Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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dabei wäre. Selbst wenn er sich nie mehr an alte Episoden seines Lebens erinnern würde, müsste er sich nur um sich selbst sorgen, und ein Problem war definitiv besser als zwei.
    »Ich habe versucht, das Richtige zu tun«, brummelte er und fragte sich dann, mit wem er eigentlich sprach.
    »Und das machen Sie auch – indem Sie sich ein bisschen ausruhen. In den vergangenen vierundzwanzig Stunden war alles irrsinnig chaotisch. Sie brauchen Schlaf.«
    Matthias ließ den Kopf gegen die Stütze fallen, schloss die Augen und dachte wieder an seine Auseinandersetzung mit Jim. Er war absolut bereit gewesen, den Burschen umzubringen.
    Schlaf schien nicht das, was er brauchte. Schon eher Handschellen und ein psychiatrisches Gutachten: In dem Moment vorhin, den Finger am Abzug, hatte er nicht mal im Ansatz gezögert. Er hatte dem Kerl eiskalt den Pistolenlauf an den Hals gedrückt, und weder die vorhandenen Zeugen noch irgendwelche moralischen Bedenken im Sinne von »Hmmm, das ist immerhin ein Menschenleben« hatten ihn gebremst.
    War er doch einst ein Soldat gewesen? Denn sein Verhalten hatte etwas eindeutig Militärisches, nichts Ziviles.
    Ja, dachte er, das musste es sein. Und er hatte zu der ge fährlichsten Sorte von Kämpfern gehört … jenen, die in ihrem Herzen Leere trugen. Was bedeutete, dass sie zu allem fähig waren.
    Du hast den Mann gehasst, der du warst.
    Als die Ampel auf Grün sprang, fuhr Mels an und chauffierte sie durch eine Gegend mit kleinen Geschäften, die wie Legosteine hinter schmalen Parkplätzen aufgereiht waren. Lauter Orte, die er sonst nie wahrnahm, die kitschigen Cafés, die Geschenkläden, die nicht so edlen Juweliere und Discounter. So banal. So alltäglich. So gewöhnlich …
    »Ich habe versucht, mich umzubringen.«
    Um Haaresbreite wäre Mels auf die Bremse gestiegen, obwohl der Verkehr gleichmäßig über die vierspurige Straße floss.
    »Haben Sie …« Sie räusperte sich. »Kommt Ihre Erinnerung zurück?«
    »Häppchenweise.«
    »Was ist passiert? Ich meine, wenn die Frage nicht zu persönlich ist.«
    Er dachte an Jim Heron und antwortete in Anlehnung an seine Worte. »Mir gefiel nicht, wie ich war.«
    »Und wie waren Sie?«
    Finster wie die Nacht, kalt wie der Winter, grausam wie eine Klinge. Aber das behielt er für sich.
    »Sie sind ganz schön hartnäckig.«
    Sie tippte sich aufs Brustbein. »Reporterin. Berufskrankheit.«
    »Das merke ich.«
    Erneut schloss er die Augen und lauschte dem Motor. Als etwas Warmes und Weiches sich auf sein Handgelenk legte, zuckte er zusammen. Es war ihre Hand, ihre elegante Hand.
    Er konnte nicht fassen, dass sie ihn berühren wollte.
    Mit einem heftigen Schlucken nahm er ihre Finger, drückte sie und entzog sich dann.
    Etwa zehn Minuten später erreichten sie das Marriott. Es war der übliche Großstadtbudenzauber – ein hoch aufragendes Gebäude hinter getrimmten Hecken und einem kurz geschnittenen Rasen, mitten im Geschäftsviertel. In der Auffahrt gerieten sie in ein Durcheinander aus Portiers und Autos und Menschen mit Gepäck. Aber es war auch nach drei Uhr, sprich Rushhour für Reisende.
    »Kommen Sie noch mit hoch?«, hörte er sich fragen, während er gleichzeitig überlegte, wer ihnen gefolgt sein könnte – und welcher Art genau seine Beziehung zu Jim Heron war.
    Der Bursche hatte das Wort Helfen in den Raum geworfen, aber man musste sich ja doch fragen, welche Motivation dahintersteckte. Es war nicht klug, irgendetwas für selbstverständlich zu halten.
    »Ich bringe Sie auf Ihr Zimmer, wie wäre das?«
    »Das wäre … gut.« Er hätte immer noch einen sauberen Bruch bevorzugt, aber das war jetzt nicht mehr möglich.
    Dank Heron.
    Obwohl, es war nicht gerade eine Zumutung, etwas mehr Zeit mit ihr zu verbringen.
    Mels fuhr langsam an den rollenden Messingwägelchen und den uniformierten Männern vorbei, die Gepäckstücke aus Kof ferräumen wuchteten, und steuerte in die Tiefgarage. Durch die Lüftung strömte der Geruch von Auspuffgasen in den Toyota, und Matthias öffnete das Fenster einen Spalt – aber wie dämlich war das denn? Die Luft, die hereinwehte, war der Ursprung des Gestanks.
    Schließlich übergaben sie den Wagen einem Hotelangestellten, der nicht gerade begeistert wirkte, den Schrotthaufen parken zu müssen, und schlurften durch eine Drehtür in die Lobby des Untergeschosses. Sie war mit blutrotem Teppich ausgestattet und hatte goldene Wände. Leider, denn trotz des ganzen Plüschs – oder vielleicht auch gerade

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