Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
an, während sie sich gleichzeitig fragte, warum zum Teufel sie sich das antat.
Nach einem kleinen Spaziergang landeten sie am Flussufer, bei dem großen alten Bootshaus, wo die Leute ihre Kanus und Segelboote zu Wasser ließen, wenn es wärmer wurde.
Als sie eintrat, mussten sich ihre Augen erst an das trübe Licht gewöhnen, da die kleinen rautenförmigen Fenster nicht viel Sonnenschein hereinließen. Die aufgereihten Ruderboote, die zu einem Stapel geschichteten Bojen und die ordentlich nebeneinanderliegenden Paddel und aufgerollten Segel ließen den Raum zusätzlich beengt wirken. Es war hier obendrein laut, denn überall schwappte das Wasser gegen die Anlegeplattformen, und das Klatschen hallte durch die leeren Liegeplätze …
Ohne Vorwarnung schossen Rauchschwalben aus ihren Nestern und rasten im Sturzflug auf sie zu, bevor sie sich ins Freie flüchteten.
Während Mels’ Herz noch dabei war, sich auf seinen normalen Rhythmus zu beruhigen, sagte sie: »Also, was haben Sie?«
Monty gab ihr einen großen flachen Umschlag. »Die habe ich heute Morgen zu Hause ausgedruckt.«
Mels klappte die Lasche auf. »Wer weiß sonst noch davon?«
»Bis jetzt nur Sie und ich.«
Eins nach dem anderen zog sie drei Farbfotos heraus, die alle das Opfer zeigten: Das erste war eine Ganzkörperaufnahme, auf der das Oberteil heruntergezogen war, das zweite war aus kürzerem Abstand geknipst, das Shirt nach oben gezogen. Das dritte zeigte in Großaufnahme eine Reihe von seltsamen Zeichen.
Cecilia Barten.
Das war der Name, der Mels durch den Kopf schoss, als sie die Bilder studierte. Sissy war ein anderes Mordopfer gewesen, jünger und weit, weit entfernt von dem Lebensstil, bei dem umgebracht werden ein Berufsrisiko war. Ihre Leiche war erst kürzlich in einem Steinbruch gefunden worden, mit denselben Symbolen auf dem Bauch. Auch ihr war die Kehle durchschnitten worden. Und sie war blond gewesen.
»Sie haben die offiziellen Tatortfotos gesehen, richtig?«, fragte Monty.
»Ja.« Mels betrachtete die Nahaufnahme. »Die Haut war gerötet, aber sonst nichts. Moment mal, erzählen Sie noch einmal von vorne, notfalls auch inoffiziell – wie war das genau? Sie sagten, Sie wären als einer der ersten Beamten vor Ort gewesen …«
»Ich war der Erste. Bin mit dem Motelmanager zusammen in das Zimmer gegangen und hab dann das übliche Verfahren eingeleitet, die Tür abgesperrt und Verstärkung gerufen.«
»Wo war Ihr Partner?«
»Sie hatte sich krank gemeldet, deshalb war ich allein unterwegs – Etatkürzungen, Sie wissen ja, wie das ist. Keine Vertretungen. Jedenfalls hab ich die Bilder geschossen, während ich gewartet habe.«
»Sie haben das Oberteil hochgezogen.«
»Ich habe die Leiche und den Tatort in meiner Funktion als Polizeibeamter untersucht.«
Widerling. »Aber warum überhaupt Bilder machen, wenn doch die offizielle Fotografin unterwegs war?«
»Die wichtige Frage lautet doch: Wo sind diese Zeichen hin?«
Mann, hier stimmte etwas ganz und gar nicht, dachte Mels. Mit einem Seitenblick fragte sie: »Also, was darf ich damit machen?«
»Im Moment nichts. Ich will mir nicht den Vorwurf einhandeln, mich an der Leiche zu schaffen gemacht zu haben.«
Aber das hast du doch . »Und warum geben Sie mir die hier dann?«
»Jemand muss davon erfahren. Vielleicht gehe ich zu de la Cruz – oder Sie können es im Caldwell Courier Journal bringen und einfach sagen, es käme von einer anonymen Quelle. Die Sache ist die: Der Todeszeitpunkt war gegen fünf oder sechs Uhr, das heißt, sie wurde ziemlich bald, nachdem das Zimmer von wem auch immer bezogen worden war, getötet. Ich war so ungefähr um Viertel nach neun da. Es bleiben also bis zu viereinhalb Stunden, in denen jemand kommen und gehen konnte.«
Was er dabei allerdings – vielleicht absichtlich – übersah, war die Tatsache, dass diese Zeichen zwischen seinem Eintreffen und dem der Polizeifotografin verschwunden waren. Die Leiche konnte nicht sonderlich lang allein gewesen sein, und solche eingeritzten Wunden lösten sich ja nicht einfach spontan in Luft auf.
Hier stimmte so richtig etwas nicht.
»Okay, geben Sie mir doch einfach Bescheid, was Ihnen von meiner Seite her am liebsten wäre«, sagte sie. »Wenn Sie sich entschieden haben.«
Er nickte, als hätten sie eine Art Abkommen besiegelt, dann drehte er sich um und ging.
»Moment noch, Monty – eine schnelle Frage zu einem anderen Thema.«
Ihre Quelle blieb in der Tür stehen. »Und zwar?«
»Sie wissen
Weitere Kostenlose Bücher