Die Begierde: Fallen Angels 4 (German Edition)
einen Verdacht hinsichtlich der Frage nach dem Wer hegte.
Mels ließ den Kopf zur Seite fallen. Es war höchst unwahrscheinlich, dass die Polizeifotografin sich an den Bildern zu schaffen gemacht hatte, denn während sie geknipst hatte, war ein halbes Dutzend Leute um sie herumgestanden, und wenn sie später irgendetwas an den Fotos verändert hätte, wäre sofort ein großes Geschrei über die Unterschiede gemacht worden.
Also blieb nur Monty, ein Mann, der sein Ego selbstbefriedigte, indem er mit der Presse sprach, wenn er nicht sollte, und ein Drama zu erzeugen versuchte, wo es keines gab. Wie standen die Chancen, dass er einfach nur aus Spaß ein bisschen gebastelt hatte?
»Entweder das«, ergänzte Tony, »oder es war ein Fall von göttlicher Intervention.«
»Ich hab die Info über das Tattoo.«
Es war fünf Uhr; Mels blickte von der Endfassung ihrer Story über die Prostituierte auf. Vor ihr stand Eric, eine Mappe in der Hand, ein breites Grinsen auf dem Gesicht.
»Von dem Toten im Marriott, der aus der Leichenhalle verschwunden ist?«
»Genau das.«
»Zeig mal her.« Sie streckte ihm die Hand entgegen.
»Es ist, äh … na ja.« Er reichte ihr die Bilder. »Nicht ganz mein Style. Ich steh eher so auf Tribals.«
Mels klappte die Mappe auf und zog die Augenbrauen hoch. Das Foto war in Farbe, was aber nicht nötig gewesen wäre, zumindest in Bezug auf die Tinte. Die Abbildung des Sensenmanns war ganz in Blau und auf schaurige Weise detailliert … sodass sogar auf dem Foto die leuchtenden Augen unter der ausgefransten Kapuze und die auf den Betrachter zeigende knochige Hand speziell sie zu meinen schien.
»Ziemlich gruselig, was?«, meinte Eric. »Und auch der Friedhof ist nett, findest du nicht?«
Das mit dem Hintergrund stimmte: Die unheimliche Gestalt stand auf einem Gräberfeld, dessen Steine sich weit in die Landschaft erstreckten. Der verfaulte Umhang war ausgebreitet und verdeckte zum Teil, was offenbar endlos weiterging.
»Was sind das für Striche da unten?«, überlegte sie.
»Muss eine Zählung sein – und ich möchte wetten, es geht nicht um Brotlaibe.«
»Könnte was mit einer Gang zu tun haben.«
»Das dachte ich auch, vor allem, weil erst kürzlich einer mit einem ähnlichen Tattoo in der Leichenhalle lag, laut meinem Informanten.«
»Was hält die Polizei davon?«
»An die Antwort versuche ich gerade heranzukommen.«
Mels hob den Kopf. »Dann hast du schon eine Internetsuche zu dem Bild gestartet?«
»Es gibt Tausende Darstellungen vom Sensenmann im Netz, und manche auch auf Haut. Keine, die ich gefunden habe, sieht exakt wie diese aus, aber alle haben Ähnlichkeit mit ihr, wenn das für dich einen Sinn ergibt.«
»Wie ist deine Quelle an die Bilder herangekommen? Ich habe gehört, dass alles aus der Aufnahmeakte verschwunden ist.«
St. Francis war wegen des Vorfalls in heller Aufregung; es war, als wäre der Mann nie in diesem Krankenhaus gewesen.
Sauber. Sehr sauber.
»Zufällig ist mein Kumpel ein Tattoo-Fan. Er hat die Fotos mit seinem eigenen Handy geschossen, als die Leiche reinkam.«
»Wie praktisch«, murmelte sie, als sie die Mappe zurückgab. »Wenn wir mal annehmen, dass das Bild da etwas mit einer Gang zu tun hat – warum zum Teufel hat der Kerl dann eine hypermoderne kugelsichere Weste getragen? Und warum verschwindet seine Leiche einfach so? Gangs haben normalerweise nicht den Enthusiasmus oder das Geld, sich so verbissen um ihre Toten zu kümmern – extra in ein Krankenhaus einbrechen, um eine Leiche zurückzukriegen? Und dann alle digitalen Spuren verwischen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Und dasselbe gilt für die Mafia.«
Eric kaute auf seinem bereits zerbissenen Kuli herum. »Irgendwie muss die Regierung darin verstrickt sein. Ich meine, wer sonst kann so etwas durchziehen?«
Mels dachte an Matthias’ leere Pistole. »Ich hörte, die Kugeln stammen aus einer Vierziger?«
»Ja, und die gute Nachricht ist, dass die Polizei die Weste zusammen mit den Klamotten und den Stiefeln in die Asservatenkammer gebracht hat. Die ist also noch da.« Ihr Kollege kniff die Augen zusammen. »Also, verrätst du mir jetzt, warum dich das so brennend interessiert?«
»Meiner Toten wurde ebenfalls die Kehle aufgeschlitzt.« Wobei, mal ganz ehrlich, wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass die beiden Morde zusammenhingen?
»Ach so, du sammelst Halsverletzungen.«
»Ich bin nur gründlich.«
»Und wie läuft es mit deiner Story über die Prostituierte?
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