Die Begnadigung
herumrührte. Schließlich sagte Lucat: »Ich würde sagen fünfzig zu fünfzig. Unser Mann steht rund um die Uhr unter Beobachtung, aber die Leute, die ihn ausschalten, werden die Besten der Besten sein. Es wird vielleicht keine Zeugen geben.«
»Ein paar Wochen nach der Beerdigung wird die Wahrscheinlichkeit, dass wir was erfahren, am größten sein. Wir haben gute Leute vor Ort. Wir werden uns aufmerksam umhören. Ich glaube, wir werden später auf jeden Fall Näheres herausbekommen«, fügte Julia hinzu.
»Allerdings besteht durchaus die Möglichkeit, dass wir nicht mit Sicherheit wissen werden, was passiert ist – wie immer, wenn wir nicht selbst den Finger am Abzug haben«, ergänzte Lucat.
»Es darf nichts schief gehen, ist das klar? Zwar wäre es schön zu wissen, dass Backman tot ist – er hat es weiß Gott verdient –, aber das Ziel der Operation besteht darin, in Erfahrung zu bringen, wer ihn umbringt«, sagte Maynard, während seine bleichen, faltigen Hände langsam einen Papierbecher mit grünem Tee an den Mund führten. Er schlürfte laut und geräuschvoll.
Vielleicht war es wirklich an der Zeit für den alten Mann, sich ins Altersheim zurückzuziehen und seine Tage dort zu beschließen.
»Ich gehe davon aus, dass alles gut gehen wird«, sagte Lucat. Hoby schrieb es auf.
»Wenn wir es jetzt durchsickern lassen, wie lange dauert es dann, bis er tot ist?«, fragte Maynard.
Lucat zuckte mit den Achseln und wandte den Blick ab, während er nachdachte. Julia knabberte am nächsten Fingernagel. »Das kommt ganz darauf an«, erwiderte sie vorsichtig. »Wenn die Israelis reagieren, könnten wir innerhalb einer Woche ein Ergebnis haben. Die Chinesen brauchen normalerweise etwas länger. Die Saudis werden vermutlich einen Profi beauftragen, und es könnte einen Monat dauern, bis sie den in Bologna haben.«
»Die Russen würden es in einer Woche schaffen«, fügte Lucat hinzu.
»Ich werde nicht mehr hier sein, wenn es passiert«, sagte Maynard traurig. »Und niemand auf dieser Seite des Atlantiks wird je etwas davon erfahren. Sie müssen mich unbedingt auf dem Laufenden halten.«
»Dann haben wir also grünes Licht?«, fragte Lucat.
»Ja. Aber sorgen Sie dafür, dass die Information allen Beteiligten zur gleichen Zeit zugespielt wird. Alle Jäger müssen die gleiche Chance haben, die Beute zu erwischen.«
Sie verabschiedeten sich von Maynard und verließen sein Büro. Um 9.30 Uhr schob Hoby ihn in die Empfangshalle hinaus zum Fahrstuhl. Dann fuhren sie acht Stockwerke nach unten in die Tiefgarage, wo die kugelsicheren weißen Transporter für Teddy Maynards letzte Fahrt ins Weiße Haus warteten.
Die Besprechung dauerte nicht lange. Dan Sandberg saß an seinem Schreibtisch in der Redaktion der Washington Post, als sie einige Minuten nach zehn im Oval Office begann. Er saß immer noch dort, als zwanzig Minuten später der Anruf von Rusty Lowell kam. »Es ist so weit« sagte er.
»Was ist passiert?«, fragte Sandberg, während seine Finger bereits über die Tastatur flogen.
»Es ist wie vorgesehen gelaufen. Der Präsident wollte wissen, was mit Backman ist. Maynard hat sich geweigert. Der Präsident hat gesagt, er habe ein Recht darauf, alles darüber zu erfahren. Maynard hat ihm zugestimmt, aber eingewandt, dass die Informationen für politische Zwecke missbraucht werden würden, was eine geheime Operation gefährde. Sie haben sich kurz gestritten. Maynard hat sich feuern lassen. Genau wie ich Ihnen gesagt habe.«
»Ich bin beeindruckt.«
»Das Weiße Haus gibt in fünf Minuten eine Pressekonferenz. Schalten Sie den Fernseher ein.«
Die PR-Maschine wurde wie immer sofort in Gang gesetzt. Der Pressesekretär des Präsidenten gab mit ernstem Gesicht bekannt, dass der Präsident »einen Kurswechsel für die Nachrichtendienste« anstrebe. Er lobte Direktor Maynard für dessen legendäre Führung der CIA und schien aufrichtig betrübt zu sein, dass er jetzt einen Nachfolger für ihn suchen musste. Bei der ersten Frage, die aus der vordersten Reihe kam, ging es darum, ob Maynard zurückgetreten oder gefeuert worden war.
»Der Präsident und Direktor Maynard haben sich in gegenseitigem Einvernehmen getrennt.«
»Was heißt das?«
»Genau das, was ich gesagt habe.«
Und so ging es die nächsten dreißig Minuten weiter.
Sandbergs Artikel, der am nächsten Morgen auf der Titelseite erschien, ließ gleich zwei Bomben platzen. Er begann mit der Bestätigung, dass Maynard gefeuert worden war, nachdem er
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