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Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Privates zu sprechen.«
    »Luigi ändert die Regeln gern. Was hat er Ihnen über mich erzählt?«
    »Ich habe ihn nichts gefragt. Sie kommen aus Kanada, reisen herum, versuchen, Italienisch zu lernen.«
    »Glauben Sie das?«
    »Nicht so ganz.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie behaupten, eine Frau und Kinder zu haben, aber trotzdem auf eine lange Reise nach Italien gehen. Und wenn Sie wirklich nur ein Geschäftsmann im Urlaub sind, wie passt dann Luigi ins Bild? Und Ermanno? Warum brauchen Sie diese Leute?«
    »Gute Fragen. Ich habe keine Frau.«
    »Dann ist alles gelogen.«
    »Ja.«
    »Und die Wahrheit?«
    »Die kann ich Ihnen nicht erzählen.«
    »Gut. Ich will sie nämlich auch nicht wissen.«
    »Sie haben schon genug Probleme, nicht wahr, Francesca?«
    »Meine Probleme gehen nur mich etwas an.«
    Sie zündete sich eine weitere Zigarette an. »Kann ich auch eine haben?«, fragte er.
    »Sie rauchen?«
    »Vor vielen Jahren habe ich einmal.« Er nahm sich eine Zigarette aus ihrer Packung und zündete sie an. Die Lichter der Stadt wurden heller, als die Nacht sich auf die Hügel legte.
    »Erzählen Sie Luigi alles, was wir tun?«, fragte er.
    »Ich erzähle ihm nur sehr wenig.«
    »Gut.«
20
    T eddy Maynards letzter Besuch im Weißen Haus war für zehn Uhr vormittags angesetzt. Er hatte vor, zu spät zu kommen. Ab sieben Uhr an diesem Morgen beriet er sich mit seiner inoffiziellen Übergangsmannschaft, die aus den vier Vizedirektoren und den leitenden Angestellten bestand. In unauffälligen Besprechungen im kleinen Kreis setzte er seine Mitarbeiter, denen er schon seit vielen Jahren vertraute, darüber in Kenntnis, dass er nicht mehr lange Direktor der CIA sein werde, dass sich dies schon seit langem abgezeichnet habe, dass die Organisation in guter Verfassung sei und das Leben weitergehen werde.
    Die Mitarbeiter, die ihn gut kannten, spürten eine Art Erleichterung. Schließlich war Maynard schon fast achtzig und seine legendär schlechte Gesundheit gab inzwischen tatsächlich Anlass zur Sorge.
    Um genau 8.45 Uhr, während einer Besprechung mit dem Vizedirektor William Lucat, Leiter des Bereichs Operative Aufklärung, rief er Julia Javier hinzu, um den Fall Backman zu erörtern. Backman war zwar wichtig, aber auf der Liste der weltweiten Spionageaktivitäten rangierte er irgendwo in der Mitte.
    Es war schon sehr merkwürdig, dass Maynard eine Operation zum Verhängnis wurde, bei der es um einen in Ungnade gefallenen ehemaligen Lobbyisten ging.
    Julia Javier setzte sich neben Hoby, der immer noch eifrig Notizen machte, obwohl niemand mehr sie sehen würde, und fasste in nüchternem Ton die Fakten zusammen: »Er ist immer noch in Bologna. Wenn wir jetzt aktiv werden müssten, ginge das problemlos.«
    »Ich dachte, der Plan wäre, ihn in irgendein Dorf auf dem Land zu schaffen, wo wir ihn besser beobachten können?«, fragte Maynard.
    »Das wird erst in einigen Monaten möglich sein.«
    »So viel Zeit haben wir nicht.« Maynard wandte sich an Lucat. »Was passiert, wenn wir das Ganze schon jetzt starten?«
    »Es wird funktionieren. Sie werden ihn irgendwo in Bologna erwischen. Eine schöne Stadt, in der es kaum Kriminalität gibt. Morde sind dort so gut wie unbekannt, daher wird sein Tod für Aufsehen sorgen, wenn man seine Leiche findet. Den Italienern dürfte recht schnell klar werden, dass er nicht … Wie heißt er noch mal?«
    »Marco«, sagte Maynard, ohne einen Blick auf seine Notizen zu werfen. »Marco Lazzeri.«
    »Sie werden sich am Kopf kratzen und sich fragen, wer zum Teufel er ist.«
    Julia nickte. »Es gibt keinen Hinweis auf seine wahre Identität. Sie werden eine Leiche haben, einen falschen Pass, aber keine Familie, keine Freunde, keine Adresse, keinen Job, nichts. Sie werden ihn in einem Armengrab verscharren und die Akte ein Jahr lang offen halten. Dann wird der Fall geschlossen.«
    »Das ist nicht unser Problem«, warf Maynard ein.
    »Wir bringen ihn ja nicht um.«
    »Genau«, sagte Lucat. »In der Stadt wird es etwas aufwendiger sein, aber unser Mann geht gern spazieren. Sie werden ihn schon erwischen. Vielleicht wird er überfahren. Die Italiener fahren wie die Irren.«
    »Es wird nicht sehr schwierig sein, oder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Und wie stehen unsere Chancen, dass wir davon erfahren, wenn es passiert ist?«, wollte Maynard wissen.
    Lucat kratzte sich am Kopf und blickte zu Julia, die an einem Fingernagel kaute und Hoby ansah, der mit einem Plastikstäbchen in einem Becher mit grünem Tee

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