Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Begnadigung

Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Sie Hoffnung? Nur einen Hauch von Hoffnung?«
    »Sie werden verstehen, daß ich Ihnen diese Frage auf der Stelle nicht beantworten kann.« Dr. Hansen las die Diagnosen. Nach ihnen war das Karzinom Björn Svenssons inoperabel. Die Chirurgen des Süd-Krankenhauses von Kopenhagen hatten eine völlige Resektion des Magens vorgeschlagen, eine Vereinigung zwischen Speiseröhre und Dünndarm unter Ausschaltung des gesamten Magens. Diese Radikaloperation hatte Svensson verweigert. Jetzt, nach fünf Monaten, war das Karzinom nicht mehr operabel.
    Dr. Hansen legte die Untersuchungsprotokolle auf die Buffetplatte. Er sah Svensson an, forschend, abtastend, in den Augen lesend. Der Däne hielt dem Blick stand. In der Tiefe seiner Augen flimmerte plötzlich Angst.
    »Sie weigern sich, operieren zu lassen?«
    »Ja. Ich weiß, wie schwer diese Operation ist …«
    »Zweiundsiebzig Prozent aller Magenkrebse sind Männer! Das sollte beweisen, daß falsche Lebensgewohnheiten, falsches Essen, übermäßige Genußmittel eine wesentliche Rolle beim Magenkrebs spielen. Denn der Magen von Mann und Frau haben den gleichen Bau und die gleichen Funktionen.«
    »Es hat keinen Sinn, Doktor, mir zu sagen, daß ich falsch gelebt habe. Ich weiß es. Und ich büße dafür. Klaglos, das müssen Sie zugeben!« Svensson erhob sich. »Ich möchte nur von Ihnen wissen, ob Sie mich hierbehalten und nach Ihrer Methode behandeln.«
    Dr. Jens Hansen dachte an die Konsequenzen, die sich daraus ergeben mußten. Er sah Färber, er hörte Professor Runkel, der im Hörsaal seinen Studenten erzählte, daß der Krebs allein durch Operation und Bestrahlung wirksam zu bekämpfen sei und alles andere als Scharlatanerie gelten müsse. Und er hatte die Stimme Färbers noch im Ohr, als er sagte: »Wenn wir Ihnen nachweisen können, daß jemand, der durch uns zu retten war, bei Ihnen stirbt, dann …«
    »Ich werde Sie Professor Runkel vorstellen«, sagte Hansen.
    »Wer ist das?«
    »Ein in Deutschland bekannter Krebschirurg.«
    »Chirurg? Der will schneiden! Ich lehne es ab.«
    »Ich muß Sie vorstellen! Und ich bin verpflichtet, Ihnen zu sagen: Lassen Sie sich operieren, wenn dann eine reelle Chance liegt. In Deutschland wird heute jeder Arzt, wenn er einen Krebskranken von einer Operation zurückhält, von den Gerichten verurteilt, weil auch der Staat als Rechtswahrer nur Operation und Bestrahlung als Heilmittel anerkennt. Und das trotz vieler Beweise, daß in gewissen Fällen Röntgenbestrahlung die Lebensdauer im Vergleich zu den unbehandelten Patienten oft nur verkürzt.«
    »Ein hartes Wort, Doktor. Wenn Sie das veröffentlichen, geht es Ihnen an den Kragen.«
    »Ich werde es eines Tages veröffentlichen. Ich habe aus den großen Kliniken von Deutschland, England, Schweden, Frankreich und vor allem den USA Beweismaterial.«
    Dr. Hansen ging in dem großen Zimmer unruhig hin und her.
    »Die Situation in Deutschland ist so: Ich gelte als Außenseiter, Herr Svensson. Wenn Sie irgendwo bei den Schulmedizinern meinen Namen nennen, werden sie bestenfalls auf ein mitleidiges Lächeln stoßen. Das einzige, was Professor Runkel auf meinen Artikel antwortete, im Hörsaal, wo er ihn verlas und die Stelle herausnahm, in der ich meinen Kranken viel Bewegung im Freien anempfehle, war der von allen Studenten bebrüllte Satz: ›Frische Luft hat noch nie geschadet!‹ Dann warf er meinen Artikel auf die Erde, als habe er sich die Hände beschmutzt. Die schönen, langfingrigen Chirurgenhände, mit denen er sich den Stuhl des Ordinarius eroperierte.« Dr. Hansen blieb stehen. »Sehen Sie – so ist das bei uns! Und deshalb werden Sie erst zu Professor Runkel fahren. Er soll Sie untersuchen … mit aller Gründlichkeit, mit aller Wissenschaftlichkeit. Von seiner Diagnose hängt alles ab.«
    »Ich lasse mich nicht operieren!« Svensson holte aus der Tasche ein goldenes Etui und brannte sich eine Zigarette an. Seine Hände zitterten. Hansen zögerte einen Augenblick. Dann trat er schnell auf Svensson zu und nahm ihm die Zigarette aus den Lippen.
    »Das lassen Sie auch sein.«
    »Aber –«
    »Von dieser Sekunde ab übernehme ich Ihre Behandlung!« Dr. Hansen streckte dem Reeder die Hand entgegen. »Und ich verspreche Ihnen …«
    »Daß Sie mich heilen?« rief Svensson. Es war fast ein Schrei.
    »Nein … daß ich Sie sofort nach Kopenhagen zurückschicke, wenn Sie auch nur eine Minute nicht das tun, was ich Ihnen aufgebe! Das Wichtigste der internen Krebstherapie ist eine eiserne

Weitere Kostenlose Bücher