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Die Begnadigung

Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinter dem Rücken Hansens Frau Karin, verneigte sich höflich und zog den Hut. Er hatte weißblonde Haare, und man wußte nicht, waren sie noch blond, oder schon weiß. »Ich bin Björn Svensson, Reeder aus Kopenhagen. Ich las vor einer Woche zufällig Ihren Artikel hier in dieser Zeitschrift. Bei einem Bekannten, der auch Arzt ist. Aber wollen wir das alles hier draußen auf der Treppe besprechen?«
    Hansen blickte zu den Begleitern Svenssons. Sie standen auf dem Vorgartenweg, bepackt wie Maulesel, und warteten.
    »Ihrem Gepäck nach nehme ich an, daß Sie sich hier einquartieren wollen, Herr Svensson?«
    »Ja, sofern Sie mich aufnehmen natürlich!«
    Donnerwetter, dachte Hansen, das ist ein Mann von Entschlüssen. Er trat zurück und gab die Tür frei.
    Björn Svensson steckte die medizinische Zeitschrift in seine Rocktasche, ging an Hansen vorbei in die Diele, ergriff Karins Hand und küßte sie mit vollendeter Höflichkeit. Dann zog er wortlos seinen Mantel aus, hängte ihn an den Garderobenhaken und rieb sich die Hände mit wohlgefälliger Vertraulichkeit.
    »Ich habe einen Magenkrebs«, sagte er so leichthin. »Das kommt davon, wenn man zu üppig lebt. Die Ärzte geben mir noch ein Jahr. Was meinen Sie dazu?«
    Jens Hansen wechselte schnell einen Blick mit Karin. Schon beim Öffnen der Tür war ihm die etwas gelbliche Färbung der Haut aufgefallen. Kann vielleicht von einer Gelbsucht sein, hatte er gedacht. Jetzt ahnte er, daß in der Leber Metastasen saßen … wenn es überhaupt ein Magenkarzinom war. So unbekümmert, so vital ist kein Mensch, dem die Ärzte die Wahrheit ins Gesicht gesagt haben.
    »Bitte kommen Sie mit, Herr Svensson.« Dr. Hansen schob die Tür seines Wohnzimmers auf. »Ich kann darüber noch gar nichts sagen, ehe ich nicht den Vorgang genau kenne.«
    »Und meine Leute? Die Koffer?« Svensson blieb in der Wohnzimmertür stehen. »Sie schrieben in Ihrem Aufsatz, daß Sie eine kleine Privatklinik haben. Ich habe mich ganz darauf eingerichtet, hier zu bleiben. Meine Geschäfte führt mein Neffe, mein Notar regelt die Finanzen, mein Testament ist abgefaßt, meine Freundinnen –«, er blickte zu Karin hinüber und beugte sich zu Hansens Ohr vor – »sind anständig abgefunden …« Und lauter weiter: »Es ist also alles bestens geregelt.«
    Hansen war von so viel Zielstrebigkeit und Umsicht einen Augenblick lang verwirrt.
    »Ich kann die Sachen ja in Zimmer eins stellen lassen«, sagte Karin, die Hansens Gesicht beobachtet hatte.
    Er nickte, hob fragend die Schulter, als Svensson das Zimmer betrat, schob dann die Tür hinter sich zu und stellte sich an das langgestreckte Büfett. Svensson setzte sich in einen Sessel und schlug die Beine übereinander.
    »Sie halten mich für verrückt, nicht wahr?« fragte er.
    Hansen versuchte zu lächeln. »Sie müssen zugeben, Herr Svensson, daß Ihr Auftritt ungewöhnlich ist. Ich kann mir noch kein Bild machen, ob Sie wirklich … Verzeihen Sie meine Zweifel, aber wer Magenkrebs hat, der …«
    Svenssons Gesicht wurde ernst. Plötzlich sah er alt aus. Es war, als verstärke sich das Gelb seiner Haut. Jetzt wußte man auch, daß seine hellen Haare nicht blond, sondern weiß waren. Er griff in die Brusttasche, zog ein dickes Kuvert hervor, entfaltete einige Blätter und reichte sie Hansen hin.
    »Bitte, lesen Sie. Ich habe es extra ins Deutsche übersetzen lassen. Es sind die Untersuchungsbefunde meiner Ärzte und die Abschlußdiagnose der Universitätsklinik von Kopenhagen. Man hat mir die Wahrheit gesagt, die volle Wahrheit, und ich bin froh darüber. Ich habe in meinem ganzen Leben nur mit Realitäten gerechnet und immer gewonnen. Nur an dieser Realität werde ich zerbrechen. Ich habe mich damit abgefunden. Meine einzige Hoffnung sind Sie, Herr Doktor. Wenn es Ihnen gelingt, mich zu heilen oder das Ende nur um ein paar Jahre aufzuschieben, gehört Ihnen mein Vermögen.«
    »Wenn man sich den Krebs wegkaufen könnte, gäbe es keine krebskranken Millionäre.« Hansen blätterte in den Untersuchungsberichten. »Sie werden sich, wenn Sie bei mir bleiben, von allem trennen müssen, was bisher Ihr Leben war. Keine Menüs mit vielen Gängen, keine Braten, kein Alkohol, keine Zigarren –«
    Svensson lächelte müde. »Das ist alles längst vorbei, Doktor. Ich lebe von Bouillonsuppen.«
    »Auch das stellen wir ab. Sie werden Rohkost bekommen, Joghurt, Präparate aus verdünnter Salzsäure …«
    Svensson nickte. »Ich mache alles mit. Nur sagen Sie mir: Haben

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