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Die Begnadigung

Die Begnadigung

Titel: Die Begnadigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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habe einen dollen Durst auf Bier.«
    »Ist da …« Er war froh, daß er etwas tun konnte, er ging ihr voraus in die Küche, holte eine Flasche, spülte ein Glas frisch aus und schenkte ein.
    Während sie gierig trank, sah er sie an, als sei sie ein Traumbild.
    »Was ist denn los?« fragte er endlich.
    Hertas Kopf flog herum. »Wieso?«
    »Ich dachte … nach unserer Aussprache … und jetzt besuchst du mich?«
    »Nein, das stimmt nicht ganz. Ich habe nicht vor, dir nur einen Besuch zu machen«, sagte sie und lachte. »Willst du nicht meine Koffer 'reinholen?«
    »Die Koffer …« Färber lehnte sich gegen den Elektroherd. »Du hast die Koffer dabei. Heißt das, daß du …«
    »Was, Hubert, sollte es wohl heißen?« Sie wollte sich jetzt ausschütten vor Lachen. »Oder muß man es dem angehenden Professor besonders erklären?«
    »Ich würde … würde es vielleicht auch dann nicht begreifen, Herta. Ich glaube, ich begreife es nie. Aber – muß ich das denn überhaupt?«
    »Das ist das Klügste, was du je in deinem Leben gesagt hast, Hubert!«
    Ein Kongreß der französischen Internisten hatte Dr. Hansen eingeladen, ein Referat über seine Krebs-Therapie zu halten. Hansen hatte sofort zugesagt.
    Wieder mußte er seine Fahrt zu Karin verschieben. Statt zu dem kleinen Bauernanwesen fuhr er nach Versailles. Die Klinikleitung übernahm unterdessen Dr. Wüllner. Der Kongreß in Frankreich hatte einen besonderen Akzent dadurch bekommen, daß sowohl Professor Bongratzius wie auch Professor Lücknath als Ehrengäste anwesend sein sollten.
    »Hinein in die Höhle des Löwen!« hatte Wüllner gesagt, als Dr. Hansen diese Mitteilung erhielt. »Ob sie antworten werden?«
    »Auf dem Kongreß? Vor der Öffentlichkeit? Nein!« Hansen blätterte in seinen Manuskripten. Er suchte eine Röntgenaufnahme. »Dieser Kampf wird aus dem Dunkeln heraus geführt. Auf eine Diskussion lassen sie sich nicht ein. Es könnte ja vorkommen, daß sie in die Enge getrieben werden, daß ihnen die Argumente ausgehen … Nein – in unseren Kreisen ist die schleichende Verleumdung standesgemäß …«
    Am Nachmittag nach der Abreise Hansens nach Paris erlitt Marianne Pechl einen neuen Rückschlag.
    Seit sich die Rückenmarkmetastasen gemeldet hatten, war sie von Lisbeth Wottke gepflegt worden. Lisbeth hatte Hansen so lange deswegen in den Ohren gelegen, bis er es erlaubt hatte. Auf Lisbeths Schulter gestützt, konnte Marianne schließlich sogar wieder die Beine bewegen.
    Im übrigen hatte es für Marianne außer den Ruhestunden nichts als die Behandlung gegeben. Mit einer Präzision ohnegleichen lief die gesamte Kombinationstherapie Dr. Hansens ab. In einer Breite wie nie zuvor wurden die Metastasen angegangen. Es wurde alles versucht, was an neuen Mitteln und Methoden bekannt geworden war … Daß es trotzdem ein Tasten im Dunkeln blieb, das Suchen eines Pfennigs in einem riesigen Kornfeld, war Dr. Hansen klar gewesen.
    Dr. Wüllner hatte es in einen Freudentaumel versetzt, als Mariannes Gehversuche nicht völlig erfolglos blieben. »Es schlägt an«, rief er, als er die ersten tastenden Schritte Mariannes melden konnte. »Ich glaube, Herr Hansen, wir schaffen es! Wenn das wahr ist, wenn wir Marianne …« Seine Stimme brach, er setzte sich und wandte den Kopf ab. Er schämte sich, daß ihm die Tränen in die Augen schossen.
    Hansen hatte geschwiegen. Er, der große Optimist, war kritisch geworden. Er kannte seinen Feind. Was bedeuten da kleine Erfolge, Stillstände, scheinbare Besserungen … heimlich sammelte die Krankheit weitere Kraft …
    Der erneute Zusammenbruch Marianne Pechls begann mit einem Anfall wahnsinniger Schmerzen im Oberbauch. Wüllner hörte sie bis zum OP schreien … als er in ihr Zimmer stürzte, saß Lisbeth Wottke leichenblaß neben Mariannes Bett, hielt hilflos ihre Hände und war wie erstarrt vor Entsetzen. Zu diesem Zeitpunkt lag die junge Ärztin bereits in tiefer Ohnmacht.
    Zum erstenmal verlor Dr. Wüllner die Nerven. Er war allein … der Trost, die Ruhe, die Überlegenheit, die Persönlichkeit Hansens fehlten ihm. Er stand hilflos einer Situation gegenüber, der er nicht mehr gewachsen war. Mariannes Tragödie, das elende Hinsterben einer großen Liebe ergriff ihn derart, daß er völlig den Kopf verlor. Und in dieser Verfassung tat er ausgerechnet das, was er um keinen Preis hätte tun dürfen, was an Ungeheuerlichkeit nicht mehr überbietbar war.
    Er rief einen Krankenwagen an …
    Zusammen mit dem Fahrer lud er die

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