Die Behandlung: Roman (German Edition)
die Roland Klare am Fenster in das Licht hielt, war ein Mann zu sehen, der mit einem Jungen kopulierte. Genau genommen vergewaltigte der Mann den Jungen – das ließ sich von dem Gesichtsausdruck und der Körperhaltung des Kindes ablesen. Der ein wenig zur Seite gedrehte Kopf des Mannes war nur undeutlich zu erkennen, aber es handelte sich um ein Gesicht, das Roland Klare in letzter Zeit häufig gesehen hatte. Es war seit Tagen ständig in den Medien präsent. Es war Alek Peachs Gesicht.
In dem Augenblick ging knapp hundert Meter weiter unten ein Polizist vor dem Arkaig Tower Streife, und Klare zog plötzlich nervös die Vorhänge zu. Niemand konnte ihn hier oben deutlich erkennen, das wusste er genau, trotzdem fand er es sicherer, sich mit dem Foto auf das Sofa zu setzen und es dort mit pochendem Herzen zu betrachten.
Die Mitarbeiter der Mordkommission waren schockiert. Die DNS, die man an Rorys Körper gefunden hatte, stammte von seinem Vater Alek. Und hinzu kam noch: Auch die Fasern, die man in Rorys Wunden entdeckt hatte, waren inzwischen identifiziert. Sie gehörten zu dem T-Shirt, das Peach während des angeblichen Überfalls auf seine Familie getragen hatte. Er hatte zwar behauptet, während der ganzen Zeit, die der Täter im Haus der Peaches verbracht hatte, von seinem Sohn nicht einen Ton gehört zu haben, trotzdem waren die Fasern seines T-Shirts irgendwie unter das Seil gelangt, mit dem sein Sohn gefesselt worden war. Als die Ermittler weitere Auskünfte über den Mann einholten, stießen sie unversehens auf mehrere Leute, die sich schon immer gefragt hatten – Wie gesagt, ist natürlich nur eine Vermutung -, ob besagter Mr. Peach nicht die Gewohnheit gehabt habe, seinen Sohn Rory bisweilen zu schlagen.
»Scheint so, als ob sich die Dinge allmählich zu einem monströsen Bild fügen.« Souness saß vor ihrem Computer und verschickte ein ganzes Feuerwerk an E-Mails, während sie zwischendurch an einer Cola-Dose nippte. Sie blickte von ihrem Schreibtisch zu Caffery auf, der an der Tür stand. »Fällt Ihnen nichts Besseres ein, als mit einem finsteren Gesicht dort an der Tür herumzulungern?«
»Danni.« Er schloss die Tür und kam herein. »Hören Sie mal …«
»O Gott«, seufzte sie. »Ich weiß, ich weiß – Sie haben mal wieder was auf dem Herzen, hab ich Recht?«
»Ich möchte, dass Sie bei diesem Friendship im King’s Hospital ein gutes Wort für mich einlegen. Der Kerl lässt mich einfach nicht an diesen Peach heran.«
»Wieso machen Sie sich darüber so viele Gedanken, Jack? Warten Sie doch einfach ab, bis es Alek besser geht, dann können wir ihn uns immer noch zur Brust nehmen.« Doch sie sah sofort, dass ihm diese Auskunft nicht reichte, also schob sie die Tastatur zur Seite, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und faltete die Hände vor dem Bauch. »Jack? Haben Sie ihn vielleicht offiziell festgenommen, bevor er ins Krankenhaus gekommen ist?«
»Nein.«
»Dann ist er also nicht in Untersuchungshaft. Folglich dürfen wir ihn noch ganze sechsunddreißig Stunden ausquetschen, sobald er wieder auf dem Damm ist.«
»Richtig.«
»Außerdem wird er rund um die Uhr bewacht.«
»Richtig.«
Sie hob die Hände. »Und wo liegt unter diesen Umständen das Problem? Wieso haben Sie es so verdammt eilig? Geben Sie dem Arzt doch die nötige Zeit.«
»O Gott …« Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und rieb sich die Augen. »Also jetzt hören Sie mal zu. Ich hab keinen Schimmer, woher ich das weiß, aber ich bin mir absolut sicher, dass der Fall komplizierter ist.« Er beugte sich auf seinem Stuhl nach vorne und zeigte mit den zusammengelegten Händen auf Souness. »Ich bin mir völlig sicher, dass er noch einen Komplizen hat, Danni. Und wenn dieser Kerl inzwischen eine andere Familie überfallen und geknebelt und die armen Leute irgendwo angekettet hat, dann kann er bei diesen Opfern zu Hause ein und aus gehen, wie er gerade Lust hat …«
»Jack …«
»… und wenn es tatsächlich einen solchen Komplizen gibt, was glauben Sie, wie lange die Opfer dann überleben werden? Vier Tage? Möglich. Wenn sie nicht verletzt sind, können sie bei diesem Wetter vielleicht vier Tage durchhalten, falls sie verdammt viel Glück haben.« Er stand auf und legte die Hand auf die Türklinke. »Also sprechen Sie bitte, bitte mit diesem Arschloch im King’s Hospital.«
Benedicte machte sich wie besessen mit der Nagelleiste am Fußboden zu schaffen. Sie sägte und sägte und fühlte sich von Minute
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