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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Eingangstür – die Hände in den Taschen, das Gesicht ausdruckslos. Eine Wespe war ins Haus gelangt und flog verzweifelt immer wieder gegen die Decke. »Was?«, rief sie, »was wollen Sie?«
    »Drei Riesen.«
    »Was?«
    »Ich hab gesagt drei Riesen – ich geb Ihnen drei.«
     
    Roland Klare hätte der Polizei sagen können: Sie brauchen bloß nach einem Mann wie Alek Peach Ausschau zu halten. Ja, bloß diesen einen Satz hätte er zu sagen brauchen. Er kniete auf dem Sofa, presste die Nase und die Hände gegen die Fensterscheibe, zuckte nervös mit einem Bein und starrte auf die schönen Bäume und die verdorrten Rasenflächen unten im Brockwell Park. Auf den Fotografien, die er in seiner Dunkelkammer hübsch ordentlich aufgehängt hatte, war zu sehen, wie Alek Peach seinen Sohn vergewaltigte. Allerdings bewiesen die Bilder auch noch etwas anderes: nämlich dass Alek Peach zu dem fraglichen Zeitpunkt in seinem Haus nicht allein gewesen war. Sie zeigten, dass noch ein Dritter dort gewesen war, der die Kamera bedient hatte.
    Klare schnalzte mit der Zunge, trommelte gegen die Scheibe und überlegte, was als Nächstes zu tun sei. »Hm, ja«, murmelte er. »Hm.« Er stand vom Sofa auf, blickte in sein Wohnzimmer und rieb sich nervös die Hände.

25. KAPITEL
     
    Caffery war etwa gegen 18 Uhr wieder in der Shrivemoor Street. Als er den Wagen geparkt hatte, sah er, wie Kryotos in einer cremefarbenen Jacke gerade in das Auto ihres Mannes stieg. Er überquerte die Straße. »Irgendwas passiert?«, fragte er, stützte sich mit den Händen auf das Dach des Wagens und blickte zur Seite, um sich zu vergewissern, dass kein Auto kam. »Logan schon zurück?«
    »Ist gleich wieder weg. Hat ein paar Berichte fotokopiert und in Ihr Fach gesteckt – nichts Besonderes.«
    »Scheiße.« Er bückte sich tiefer, schaute in den Wagen und nickte Kryotos’ Ehemann zu. »Verzeihen Sie meine derbe Sprache.«
    »Keine Ursache.«
    »Oben im Büro sind ein paar Nachrichten für Sie«, sagte Kryotos, legte den Sicherheitsgurt an und beäugte Caffery skeptisch. Er hatte wieder diesen gehetzten Ausdruck in den Augen. »Und dann hat noch dieser Zahnarzt angerufen und ein gewisser Gummer, und die Kollegen im West End haben diesen Champ Keodua-oder-so-ähnlich ausfindig gemacht, falls Sie mit ihm sprechen möchten.«
    »Peach?«
    »Nichts Neues.« Sie nickte zu den schusssicheren Fenstern hinauf, in denen sich die Sonne spiegelte. »Danni ist noch oben.«
    »Scheiße.«
    »Ich weiß. Sie ist ziemlich mies drauf.«
    »Na gut.« Er richtete sich auf und klopfte auf das Wagendach. »Besten Dank auch Marilyn – bis morgen dann.«
    Das Großraumbüro war leer, und Danni saß nebenan am Schreibtisch und wühlte in irgendwelchen Papieren. Neben ihr stand eine offene Flasche Glenfiddich – ein kleines Geschenk einer Boulevard-Journalistin, die einen Artikel über Rasterfahndungen geschrieben hatte: Caffery und Souness hatten sie so reichlich mit Informationen eingedeckt, dass der Stoff für drei Artikel genügte.
    »Danni?«
    Sie blickte auf. »Oh«, murmelte sie. »Sie sind es.« Sie beugte sich wieder über ihre Arbeit.
    Er stand verlegen an der Tür und beobachtete sie und wusste nicht recht, ob er bleiben oder besser wieder gehen sollte. Als sie ihn konsequent ignorierte, setzte er sich an seinen Schreibtisch, faltete die Hände über dem Bauch und starrte schweigend aus dem Fenster. Es dauerte eine Weile, bis Souness sich erweichen ließ.
    »Und?« Sie unterschrieb ein Formular, ließ den Kuli auf den Schreibtisch fallen und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. »Was gibt’s?«
    »Na ja …« Er legte seine Hände flach auf den Schreibtisch und blickte ein paar Sekunden aus dem Fenster, weil er nicht recht wusste, wie er anfangen sollte. »Ich …« Er sah sie an. »Also – wegen heute Morgen.«
    »Ja?«
    »Tut mir Leid.«
    Sie schürzte die Lippen und sah ihn aus ihren eng stehenden, blauen Augen misstrauisch an.
    »War maßlos übertrieben – meine Reaktion«, fuhr er fort. »Mir geht diese Geschichte leider furchtbar nahe – die Gründe dafür kennen Sie ja, und ein bisschen Schlaf könnte ich auch mal wieder gebrauchen. Also – ich möchte mich entschuldigen.«
    Sie sah ihn noch immer abweisend an. »Verstehe.« Sie nahm ihren Stift und klopfte damit auf den Schreibtisch, drehte ihn dann um, klopfte wieder und starrte auf ihre Hand. Sie schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber offenbar anders und kratzte sich am Kopf. Dann

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