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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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ihr hinüber und zog die Tür zu, damit man sie im Licht der kleinen Innenraumlampe nicht wie auf einer Bühne begutachten konnte. »Das erste Mal?«
    Sie nickte.
    »Okay.« Er legte den Gang ein. »Ich möchte dir jetzt keinen Vortrag halten. Am besten, wir fahren nach Hause.«
    In Brockley half er ihr dabei, sich sauber zu machen, und kochte ihr dann einen Tee. Sie saß in einem seiner Hemden wie ein kleines Kind im Bett und hielt mit apathischem Gesicht den Becher umklammert.
    »Am besten, ich hol einen Arzt.«
    »Nein, ist schon in Ordnung.« Sie starrte in ihre Tasse. »Geht schon wieder viel besser. Kommst du« – sie sah ihn nicht an – »kommst du jetzt auch ins Bett?«
    Er stand an der Tür, hielt sich am Rahmen fest und schüttelte den Kopf.
    »Nein?«
    »Nein.«
    »Verstehe.« Sie schwieg einige Sekunden, als ob sie sich über die Bedeutung seiner Worte erst einmal Klarheit verschaffen müsse. Dann ließ sie plötzlich die Tasse fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Der Becher rollte vom Bett herunter und zerbrach auf dem Holzfußboden. »Oh, Jack «, schluchzte sie, »ich bin völlig am Ende …«
    »Ist ja schon gut.« Er setzte sich zu ihr aufs Bett und streichelte ihr den Rücken.
    »Ich bin völlig am Ende. Früher hab ich immer geglaubt, dass ich genau weiß, wo’s langgeht – aber jetzt bin ich komplett durcheinander …« Sie weinte herzzerreißend. Fast schien es, als ob sie alles betrauern wollte, was jemals in ihrem Leben schief gelaufen war – jede kleinste Enttäuschung, jeden noch so geringen Verlust.
    »Becky« – er legte die Arme um ihre Schultern und küsste ihren Kopf -, »so kannst du nicht weitermachen.«
    »Ich weiß.« Ihre Schultern bebten, und ihr Hals fühlte sich ganz heiß an. Sie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich ja selbst.«
    »Und wie willst du das ändern?«
    »Weiß ich nicht … also ich …« Sie rieb sich die Augen, holte ein paar Mal tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen.
    »Rebecca?« Er beugte sich zu ihr vor und blickte ihr ins Gesicht. »Wie willst du das ändern?«
    Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und atmete wieder ruhiger.
    »Und?«
    »Pffff.« Sie drehte den Kopf zur Seite. »Also, zuerst mal muss ich dir die Wahrheit sagen – ja, die ganze Wahrheit.«
    »Und das heißt …?«
    »Das ist mein völliger Ernst – ich muss dir die ganze Wahrheit sagen.« Sie hob die Hände, ließ sie dann wieder sinken. »Jack.«
    »Ja?«
    »Ich habe – also, ich habe dich angelogen. Ein bisschen wenigstens«, stammelte sie. »Nein – nicht ein bisschen … ich habe dich richtig angelogen – die ganze Zeit. Und jetzt tut mir alles so Leid, und deshalb ist es zwischen uns so weit gekommen, und das ist alles meine Schuld, und ich bin …«
    »Hey – pssst, beruhige dich erst mal. Was heißt das – dass du mich angelogen hast?«
    »Du bist bestimmt total sauer …«
    »Was heißt das – wieso hast du mich angelogen?«
    »Wegen der Geschichte mit Malcolm damals.«
    »Was ist damit?«
    Sie holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und presste die Wörter so mühsam hervor wie ein halb vergessenes Gedicht. »Ich weiß einfach nicht mehr, was damals passiert ist, Jack. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich auf mein Rad gestiegen und zu Malcolms Wohnung gefahren bin. Danach weiß ich nichts mehr. Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass du zu Pauls Beerdigung gegangen bist.« Schweigen. Sie öffnete die Augen und sah ihn an. »Jack – ich weiß, dass ich alles kaputtgemacht habe. Tut mir wirklich schrecklich Leid – aber ich hab nur gedacht, ach, ich weiß nicht, also ich hab gedacht, dass mit mir was nicht stimmt, wenn ich mich daran nicht erinnern kann, oder …«
    Er ließ seinen Arm von ihrer Schulter gleiten und saß lange schweigend da. Dann war das also der Grund gewesen. Er musste an die Aussage denken, die sie damals im Krankenhaus gemacht hatte, an die polizeiärztliche Untersuchung, an die Leiche ihrer Mitbewohnerin, die im Gang auf dem Boden gelegen hatte, an Rebecca, die in der Küche an der Decke gehangen hatte. Und dann begriff er, dass sie sich ihm gerade offenbart, sich ihm endlich geöffnet hatte, und plötzlich erschienen ihm die Dinge in einem neuen Licht.
    »Und das war auch der Grund – weshalb du beim Sex …?«
    »Ja, ich hatte solche Angst, dass es mir vielleicht plötzlich wieder einfällt, wenn wir … o verdammt.« Sie presste sich die Fingerknöchel in die Augenhöhlen. »Ich weiß ja, ist

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