Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
ihn umringten. Und wenn er nervös war, errötete er sofort am ganzen Körper-vom Kopf bis in die Finger- und Zehenspitzen. »Ich glaube, wir sollten jetzt wieder ins Wasser gehen.«
    »Und dann schwimmen wir durch Ihre Beine.« Sie kannten seine Unsicherheit ganz genau und legten es darauf an, ihn zu quälen. Ja, sie umdrängten ihn, zogen an seinen Händen, versuchten, ihn ins Wasser stoßen, ärgerten ihn, rieben sich an ihm. »Und anschließend schwimmen Sie dann durch unsere Beine.«
    »Nein – kommt gar nicht in Frage …«
    »Wir spielen jetzt Nixe. Schauen Sie mal …«
    »Loslassen!« Gummer zitterte am ganzen Körper. Obwohl er morgens seine Pillen genommen hatte, war seine Anspannung so groß, dass er nicht mehr ein noch aus wusste. Am liebsten hätte er angefangen zu weinen. Immer mehr kleine Mädchen umdrängten ihn, bis sich ihm am ganzen Körper die Haare sträubten. Er konnte ihre Berührung einfach nicht ertragen – sie durften ihn auf keinen Fall berühren. Das war nicht richtig, das durfte nicht sein – sonst …
    »Aufhören!«
    Er brüllte so laut, dass die anderen Schwimmlehrer und die Zuschauer auf der Tribüne zusammenschreckten. »Hört endlich auf!« Ein schriller Pfiff aus seiner Pfeife, und einige nass glänzende Köpfe schossen aus dem Wasser empor und starrten schockiert und verständnislos zu ihm hinauf. »Nein heißt nein!« Die Kinder, die ihn gerade noch umringt hatten, wichen zurück. Er zitterte am ganzen Körper und war tiefrot angelaufen, fast so rot wie seine Badekappe. Doch diesmal lachte keines der Kinder. »Verstanden!« Er wies mit der Hand in die Richtung der Umkleideräume. »Die Stunde fällt heute aus. Ihr wollt euch nicht an die Regeln halten, deshalb fällt die Stunde heute aus.«
     
    Es war schon spät, trotzdem war der Parkplatz des King’s Hospital noch voll besetzt. Caffery musste lange herumkurven, bevor er den Jaguar schließlich auf halbem Weg nach Brixton in einer Seitenstraße abstellen konnte. Souness hatte sich noch nicht gemeldet. Auf dem Weg zum Krankenhaus verfiel er zweimal in einen leichten Trab, um den Gedankenwirrwarr in seinem Kopf zu besänftigen. In seiner Vorstellung überstürzten sich die Bilder, die Stimmen – er blickte einfach nicht mehr durch. Dann war dieser Alek Peach vor zehn Jahren also doch nicht der Täter gewesen, aber an Rory hast du dich trotzdem vergangen. Was wird hier eigentlich gespielt? Versuchst du etwa, jemanden zu kopieren? Das alles ergab einfach keinen Sinn. Er war benommen. Müde und aufgewühlt blieb er auf dem Gang vor der Station stehen, um sich noch schnell einen Kaffee aus dem Automaten zu besorgen.
    »Mr. Caffery.«
    Er blickte auf. Ndizeye stand ein paar Meter entfernt im Gang. Offenbar hatte er Caffery zufällig entdeckt. Der Mann war nämlich bereits einige Schritte an ihm vorbei gewesen und hatte sich halb umgedreht. Er hielt einen Stapel Röntgenbilder unter dem Arm, und auf seiner schweißnassen Nase war die Brille nach vorne gerutscht.
    »Mr. Ndizeye.« Scheiße – ich hab völlig vergessen, ihn zurückzurufen . Caffery richtete sich auf. »Oh, tut mir Leid – eigentlich wollte ich Sie … also …« Er verstummte und starrte verlegen in den leeren Styroporbecher in seiner Hand. »Wie geht’s der Familie?«
    »Sehr gut. Meine Familie ist ein Himmelsgeschenk.« Ndizeye schob die Brille auf seiner Nase nach oben und kam dann näher, während Caffery seinen Plastikbecher in Stellung brachte.
    Der Dentalexperte blieb schweigend neben Caffery stehen und lächelte ihn an. Caffery richtete sich leicht irritiert auf und sah den Mann an. »Wollten Sie mit mir über den Fall sprechen, oder geht es um Ihr Honorar? Sie können die Rechnung einfach an unser Büro schicken.«
    »Kein Problem. Hab ich schon gemacht.«
    »Umso besser.«
    »Na ja, also …« Ndizeye presste die Röntgenbilder gegen seinen gewölbten Bauch. »Tut mir Leid, dass es nicht so gut läuft, wie Sie gehofft hatten.«
    »Mir auch – das können Sie mir glauben.«
    »Haben Sie vielleicht noch einen weiteren Verdächtigen auf Lager, den ich mir mal näher anschauen sollte?«
    »Sobald wir wieder so einen Fall haben, melden wir uns natürlich sofort bei Ihnen. Inzwischen liegt uns allerdings eine DNS-Analyse vor. Und natürlich wird man Sie vor Gericht anhören. Aber das kann noch eine Weile dauern.«
    »Sagen Sie mir bitte eines.« Ndizeye lehnte sich gegen den Kaffeeautomaten. »Haben Sie nicht gerade gesagt, dass Sie über eindeutiges

Weitere Kostenlose Bücher