Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
sagte.
    Na, dann los.
    Er öffnete die Tür. Hinten in dem Schrank waren Regalbretter angebracht, auf denen Handtücher gestapelt waren. Wieder wandte Caffery schnüffelnd den Kopf hin und her, er kauerte sich sogar auf den Boden und beschnüffelte den Teppich. Carmels Urin war durch die Ritzen des Schranks in den Boden auf dem Treppenabsatz gesickert, und es lag noch immer ein beißender Geruch in der Luft. Am liebsten hätte sich Caffery die Nase zugehalten. Trotzdem ist das nicht der Geruch, den du meinst – nein, es muss hier noch was anderes geben … Er richtete sich wieder auf, drehte sich um und betrachtete den Treppenabsatz.
    Das eheliche Schlafzimmer befand sich auf der Vorderseite des Hauses – direkt gegenüber lag das Bad. Die Bodendielen quietschten, als er sich den beiden Türen näherte, sie öffnete, das Licht einschaltete und kurz in beide Räume hineinsah. Nichts. Der Boden des Schlafzimmers wurde von dem orangefarbenen Licht der Straßenbeleuchtung überflutet. Auf dem Ankleidetisch lag ein Exemplar des Hello!- Magazins, dahinter waren Carmels Kosmetika aufgereiht, auf dem Boden lagen eine Strickjacke und ein Paar Socken. Im Badezimmer waren in einem Plastik-Wäschekorb unter dem Waschbecken Rorys Badespielsachen versammelt. Caffery drehte das Licht aus und trat wieder auf den Treppenabsatz hinaus. Er beobachtet sie, er beobachtet sie im Bett. Dann ging er – an dem Wäscheschrank vorbei – zur anderen Seite des Hauses hinüber. Dort befand sich Rorys Zimmer. Er drückte die Tür auf und blieb reglos stehen.
    Ein hübsches quadratisches Zimmer oberhalb der Küche- mit einem großen Flügelfenster. Sergeant Quinn hatte die Vorhänge zugezogen, um etwaigen Gaffern den Blick zu versperren, doch der Spalt in der Mitte war so breit, dass man die Bäume sehen konnte, die sich weiter hinten im Park im Wind bewegten. Der Geruch war hier deutlicher wahrzunehmen.
    Plötzlich hatte Caffery das Gefühl, dass jemand hinter ihm oben auf dem Treppenabsatz stand. Er fuhr herum. Nichts. Nur das Licht der Straßenlaternen, das durch die offene Schlafzimmertür drang. Jetzt siehst du schon Gespenster … fängst an, dir Sachen einzubilden … Er trat leise in Rorys Schlafzimmer, bückte sich, um Spielsachen aufzuheben, versuchte sich vorzustellen, wie jemand vom Park aus durch das Fenster hereinstarrte und Rory beim Spielen zusah. Von einem X-men-Poster, das neben dem Bett an der Wand hing, blickte ihm Wolverine entgegen – auf dem Boden lagen diverse Spielzeuge. Und jetzt versuch mal, dir vorzustellen, wie der kleine Rory hier am Boden hockt und mit seinen Sachen spielt und jemand ihn beobachtet. Er drehte sich um. In dem schmalen Spalt zwischen den Vorhängen spiegelte sich die nackte Glühbirne in der Fensterscheibe. Er machte das Licht aus und öffnete die Vorhänge. Die Bäume auf der anderen Seite des kaputten Zaunes waren vielleicht vierzig Meter entfernt.
    Er hat gesagt, dass er mich gerne im Bett anschauen würde …
    Es war eine jener merkwürdig wolkenlosen Nächte, in denen die Sterne in ihrer ganzen Pracht an einem makellos azurblauen Himmel prangen. Im Park bewegten sich die Bäume, und ihre Blätter raschelten im säuselnden Wind. Caffery stand reglos da und inspizierte aufmerksam die Wände und die Decke des Zimmers. Dann sah er aus dem Fenster, blickte in den Garten hinunter und dann auf die Bäume im Park. Ob jemand, der in einem der Bäume dort drüben hockte, tatsächlich erkennen konnte, was in diesem Zimmer vor sich ging? Jemand, der gerne kletterte?
    Er ging zu Rorys Bett hinüber und legte sich darauf, spürte das nackte kalte Fenster zu seiner Rechten. Er zog die Taschenlampe aus der Tasche, legte sie auf seinen Bauch, verschränkte die Hände hinter dem Kopf, starrte zur Decke hinauf und wusste selbst nicht recht, worauf er eigentlich wartete. Eine Möglichkeit, sich zu verstecken, gibt es immer . Und meist genau dort, wo man es am wenigsten vermutet. Über seinem Kopf schwankte die Glühbirne in sanften Pendelbewegungen hin und her. Er blickte verträumt in das Licht, dachte an Ewan – fühlte sich plötzlich in eine andere Zeit versetzt. Rorys Federbett roch nach Weichspüler und frischem Laub, und Caffery lag mit halb geschlossenen Augen da, genoss den Duft, dachte an das Baumhaus zurück. Tracey Lamb … hatte sie nun gelogen … oder wusste sie wirklich was?
    Plötzlich fuhr er hoch. Die Taschenlampe fiel polternd zu Boden. Aus der Rosette, unter der oben an der Decke die

Weitere Kostenlose Bücher