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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Wahrheit war ihnen ziemlich mulmig zu Mute. Auch die Froschmänner, die in den beiden Seen nach dem kleinen Jungen suchten, waren nervlich so angespannt, dass sie häufiger als üblich auftauchten, um ihre Atemgeräte zu überprüfen.
    Caffery trat aus dem Haus der Familie Nersessian, drehte sich eine Zigarette und ging ein Stück am Rand des Parks entlang. Seit rund einem Jahr konnte er Ansammlungen von Bäumen nicht mehr leiden. Doch ihn störte nicht etwa der Anblick der Bäume selbst oder das Rascheln der Blätter im Wind – nein, was ihn irritierte, war der Geruch: das muffige Laub am Boden und die feuchte Rinde. Sobald er diesen Geruch wahrnahm, fühlte er sich elf Monate zurückversetzt – musste unwillkürlich an den Tag denken, über den Rebecca nicht sprechen wollte, und war sich plötzlich wieder der Wand bewusst, die zwischen ihnen stand. Ja, in diesen Situationen hatte er bisweilen das Gefühl, dass es ihn jeden Augenblick zerreißen würde.
    Er kehrte den Bäumen den Rücken zu und blickte am Arkaig Tower und den Hochhäusern von Herne Hill hinauf. Mochten sie aus der Ferne auch wie stolze Burgen erscheinen, wenn man zwischen ihnen umherging, musste man vor allem aufpassen, dass man auf den öden Grasflächen nicht in Hundescheiße trat. Zwischen den Hochhäusern lagen benutzte Kondome und Injektionsnadeln im Gras – dazu noch jede Menge anderer Müll. Auch dort drüben war gerade eine Gruppe von Kripobeamten im Einsatz. Als Caffery sich die Zigarette anzündete, sah er, wie zwei von ihnen die Balkone inspizierten. Er wollte schon in östlicher Richtung weitergehen, um sich den Kollegen anzuschlie ßen, die in der Effra Road die Haus-zu-Haus-Befragung durchführten, als er wie angewurzelt stehen blieb. Die Haare standen ihm buchstäblich zu Berge. Er war sich plötzlich absolut sicher, dass ihm von hinten eine Gefahr drohte. Mit pochendem Herzen wirbelte er herum. Weit und breit nichts zu sehen: nur der Suchtrupp, der schweigend den Park durchkämmte, summende Insekten, Autos auf der Dulwich Road und tief über dem Horizont ein paar Schönwetterwolken. Herrgott, Jack – er zog noch ein paar Mal an der Zigarette und ließ sie dann durch den Schlitz in einen Gully fallen -, und du hast dir eingebildet, dass die Kollegen nervös sind …
    Der Beamte, der Roland Klare in seiner Wohnung im Arkaig Tower aufsuchte, war ein gewisser Detective Constable Logan. Klare mochte die Polizei nicht sonderlich, ja, er misstraute ihr zutiefst, und dieser Logan behandelte ihn besonders herablassend: Offenkundig interessierte sich der Mann sogar wesentlich mehr für den Ausblick auf den Brockwell Park als für das, was Klare ihm vielleicht hätte sagen können. Er stand am Fenster direkt neben der Keksdose, in der die Pentax verborgen war, und blickte auf die Wipfel der Bäume hinunter. »Schöner Ausblick.«
    »O ja, sogar ein sehr schöner Ausblick.«
    »Na, dann wollen wir mal.« Detective Constable Logan trommelte – direkt neben der Kamera – mit den Fingern auf die Fensterbank, drehte sich dann um, inspizierte mit gerümpfter Nase das Zimmer und beäugte die zahllosen Fundstücke auf den Tischen samt den beschrifteten Schachteln, die Klare sorgfältig übereinander gestapelt hatte.
    Klare wich dem Blick des Polizisten nicht aus: Er hatte von dem Mann keine andere Reaktion erwartet, wusste nur zu gut, dass sein System auf einen Menschen, der die Motive seiner Sammelwut nicht kannte, reichlich chaotisch wirken musste. Aber alles war sauber und hatte seine Ordnung, das konnte niemand bestreiten und das wiederum diente auch Klare selbst als Rechtfertigung dafür, dass er selbst bisweilen nicht mehr recht wusste, was all diese Dinge zu bedeuten hatten und wo und warum dies alles einmal angefangen hatte. »Also dann« – Logan setzt sich auf das Sofa, schlug die Beine übereinander und knöpfte die Jacke zu – »würde ich jetzt gerne auf den Vorfall von gestern Abend zu sprechen kommen.«
    »Ja-a?«
    Klare setzte sich ebenfalls. Inzwischen glaubte er zu wissen, wie er die Fragen wahrheitsgemäß beantworten konnte, ohne etwas über die Kamera zu verraten. Er faltete die Hände auf dem Schoß, gab sich Mühe, Logan ruhig anzusehen, und erklärte, dass er am Vorabend zwar im Park gewesen sei, dort aber nichts Ungewöhnliches bemerkt habe. Logan ließ nicht locker: »Sind Sie sicher? Denken Sie noch einmal gründlich nach«, und Klare überlegte. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Nein, mit der

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