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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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und sagte dann leise: »Das hat der Troll getan, das wissen Sie doch – oder?«
    Caffery, der die Trüffel bereits halb zum Mund geführt hatte, saß plötzlich kerzengerade da. »Wie bitte?«
    »Los, komm schon, Bärchen.« Benedicte zog Josh an seinem T-Shirt zu sich herüber. »Ich möchte nämlich auch eine Trüffel.«
    Josh senkte den Kopf. »Trotzdem ist es der Troll gewesen«, murmelte er.
    »Sicher doch, Liebling.« Sie schob sich eine Trüffel in den Mund, verdrehte die Augen und sah Caffery amüsiert an.
    Aber Josh ließ sich nicht beirren. »Der Troll ist durch das Fenster eingestiegen und hat den Jungen aus dem Bett geholt.« Er stellte die Untertasse auf den Fußboden und stand mit finsterem Gesicht vor den beiden. Dann machte er mit den Händen ungestüme Kletterbewegungen. »Wahrscheinlich ist er am Fallrohr hochgeklettert.« Er ließ die Hände wieder sinken und blickte seine Mutter ernst an. »Er isst nämlich Kinder, Mami – echt.«
    »Josh, jetzt reicht es aber.« Benedicte sah Caffery an. Sie war leicht errötet. Sie neigte sich vor und gab ihrem Sohn ein paar leichte Klapse auf die Beine. »Also, Josh, jetzt hör endlich mit diesem Unsinn auf. Oder willst du vielleicht, dass Mr. Caffery dich für ein Baby hält? Komm, stell jetzt bitte noch die Untertasse in die Spüle.«
     
    Der Troll.
    Je mehr Caffery von Josh über dieses Phantom zu erfahren suchte, umso absurder fielen die Antworten aus, bis sie schließlich wieder auf die eine zentrale Tatsache zurückkamen: Der Troll lebte angeblich in den Wäldern und war ein Kinderesser. Benedicte Church war es anscheinend peinlich, dass ihr Sohn die Geschichte, die er offenbar auf dem Spielplatz aufgeschnappt hatte, für bare Münze nahm. »Das erzählen die anderen Kinder doch nur, um dir Angst zu machen«, sagte sie. »In diesem Alter sind Kinder einfach schrecklich leicht zu beeindrucken.«
    In welchem Alter? Er wollte schon sagen: Mit fünfunddreißig vielleicht, so wie ich? Denn inzwischen hatte sich in seinem Unterbewusstsein bereits ein Bild des Trolls eingeprägt und ergriff immer deutlicher Besitz von ihm. Als er sich später von Benedicte Church verabschiedet hatte, verspürte er einen unbändigen Drang, diesen Park dort drüben möglichst weit hinter sich zu lassen, während er im Licht der untergehenden Sonne die Silhouetten der abgekämpften und desillusionierten Polizisten sah, die nach dem verschwundenen Jungen suchten. Plötzlich ergriff ein merkwürdiges Gefühl von ihm Besitz. Weder wusste er, woher es kam, noch, wie er es in Worte fassen sollte. Aber er war zuversichtlich, dass sich das dumpfe Gefühl schon bald in eine klare Vorstellung verwandeln würde.
    »Troll?«, sagte er später, als er wieder im Büro war, zu Souness. »Sagt Ihnen das was? Das Wort ›Troll‹?«
    »Was?« Souness strich sich mit der Hand über das Bürstenhaar und furchte die Stirn. Sie hatte gerade ein paar Pressetermine absolviert, und am Kragen ihrer Bluse zeichnete sich ein Make-up-Streifen ab. Sie saß an ihrem Schreibtisch, starrte auf das Display ihres neuen Mobiltelefons und versuchte, die Logik des Gerätes zu verstehen, indem sie alle möglichen Knöpfe drückte. »Was?« Sie sah ihn an. »Was haben Sie gesagt?«
    »Sämtliche Brixtoner Kinder, mit denen ich bisher gesprochen habe, schwafeln irgendwas von einem Troll.«
    »Mir ist das Wort Troll nur aus dem Szene-Jargon in San Francisco bekannt. Es bezeichnet einen alten Schwulen, der es mit kleinen Jungen treibt. Einen schmutzigen, hässlichen alten Homo, der von Baum zu Baum springt und es auf hübsche kleine Jungs abgesehen hat.«
    »Also ein Perverser?«
    »Könnte man so sagen.«
    Caffery saß da, stützte das Kinn in die hohle Hand und starrte auf sein Spiegelbild, das sich auf der Fensterscheibe undeutlich vor dem Hintergrund der laternengesäumten Londoner Straßen abzeichnete.
    »Über die Fotos hat man Sie hoffentlich informiert?«, sagte er. »Laut Carmel hat der Kerl nämlich während der drei Tage in dem Haus fotografiert.«
    »Ja.« Sie blickte wieder von ihrem Display auf. »Ein paar von unseren Jungs beschäftigen sich bereits mit der Sache.«
    »Wenn es irgendwo da draußen Fotos gibt – Scheiße.« Er schüttelte den Kopf.
    »Tja. Wär bestimmt kein Vergnügen, sich die Bilder anzuschauen.«
    Er zuckte die Schultern. »Und was meinen Sie?« Inzwischen war es fast Mitternacht, und die Suchtrupps brauchten unbedingt eine Pause. Die Männer hatten den ganzen Tag nichts gefunden.

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