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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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gar nicht mehr so glamourös und witzig erschienen. Eines Tages war Josh fröhlich mit seiner Buzz-Lightyear-Figur durch das Zimmer gerannt, und Buzz hatte plötzlich eine furchtbare neue Waffe in der Hand gehalten: eine Injektionsnadel mit der Aufschrift Einwegspritze für 100 Einheiten Insulin . Danach hatte Hal sich geschworen, seine Familie unter allen Umständen aus dem Zentrum von Brixton herauszubringen. Doch seine Einkünfte reichten dazu nicht aus. Und dann hatte Benedicte von einer Tante in Norwegen eine größere Summe geerbt, und sie konnten sich plötzlich ein eigenes Haus leisten – gerade weit genug von Zentralbrixton entfernt, um ihnen ein Gefühl der Sicherheit zu geben. Sogar eine Sicherheitsbeleuchtung und einen Schutzzaun gab es in ihrem neuen Domizil. Außerdem lebten sie jetzt etliche Busstationen von der Gefahrenzone entfernt, und das Leben in der neuen Umgebung hatte sich eigentlich ganz gemütlich angelassen.
    »Hal!« , schrie Benedicte plötzlich aus dem Fenster über ihm. Er stellte die Cola-Flasche auf die Terrasse. »Josh – bleib hier, okay?« Er ging ins Haus und rannte die Treppe hinauf. Sie war im Schlafzimmer und stand am Fußende des Bettes.
    »Alles in Ordnung?«
    »Na ja.« Sie hatte nur ein T-Shirt und einen pinkfarbenen Slip an und sah aus, als ob sie sich gerade umziehen wollte. Auf der einen Seite ihres Kopfes hingen noch die Lockenwickler, während das Haar auf der anderen Seite schon perfekt saß. »Also, mir selbst geht es gut, aber schau dir nur mal das Bett an.«
    Hal sah, dass die Seite des Bettes, auf der sie schlief, von oben bis unten nass war. Als ob Smurf auf dem Federbett hin und her gelaufen wäre und es systematisch voll gepisst hätte. »Mein Gott!«
    »O Gott.« Ben fuhr sich nervös mit der Hand durch das Gesicht. »Tut mir Leid, dass ich so laut geschrien habe. Im Grunde kann Smurf ja gar nichts dafür. Sie ist einfach schon sehr alt.« Sie seufzte und entfernte das durchtränkte Federbett. »Ständig springt sie auf das Bett, und dann kommt sie nicht schnell genug wieder herunter, wenn es eilig wird.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du hättest sie heute früh mal sehen sollen. Ein Trauerspiel. Die Hinterbeine – weißt du. Sie hat schon angefangen zu pinkeln, bevor sie überhaupt richtig stehen geblieben war. Ist einfach immer weiter gegangen, und das Zeug ist an ihren Beinen runtergelaufen. Wirklich ein Bild des Jammers.«
    »Ich hab ihr noch heute früh ihre Pillen gegeben, aber ich finde, dass wir uns für alle Fälle lieber den Namen des Tierarztes in Helston besorgen sollten. Iiii-gitt!« Ben schnaufte angewidert und schob die Hände unter das Kopfkissen, um das Bett abzuziehen. »Und ich hab gedacht, dass die Zeit der voll gepinkelten Betttücher endgültig vorbei ist.«
    »Wahrscheinlich hat sie die Geschichte heute Morgen einfach zu sehr aufgeregt.«
    »Na klar. Wenn einem so ein Perverser die Nase beinahe in den Hintern schiebt, dann muss man natürlich vor Aufregung sofort pinkeln. So etwas kann echt nur ein Mann sagen.« Sie warf die Wäsche auf einen Haufen. »Wir dürfen sie in Zukunft nicht mehr nach oben lassen, Hal, okay? Sie muss ab jetzt in der Küche schlafen.«
    Er seufzte. »Tja, sieht ganz danach aus, als ob wir nach dem Urlaub eine äußerst unangenehme Entscheidung treffen müssen.« Er drückte dem Hund zwei Finger gegen die Schläfe und betätigte mit dem Daumen einen imaginären Abzug. »Armes altes Mädchen.«
    »O bitte, hör auf.« Sie rieb sich das Gesicht an ihrem T-Shirt. Schrecklicher Gedanke, Smurf zu verlieren. Obwohl weder sie noch Hal damit gerechnet hatten, dass der Hund überhaupt so lange leben würde. Auf dem kleinen Schildchen, das Smurf am Halsband trug, hieß es: »Mein Name ist Smurf. Wenn Sie mich finden, rufen Sie bitte die folgende Nummer an:« Und dann folgte die alte Telefonnummer. Ja, sie hatten nicht einmal mehr einen neuen Anhänger machen lassen. Trotzdem wollte Ben einfach nicht wahrhaben, dass der endgültige Abschied sich nicht mehr lange aufschieben ließ. »Können wir nicht über was anderes reden?« Sie nahm das Wäschebündel und ging zur Tür hinaus.
     
    Ja, es war eine Bisswunde. Ein klaffendes rotes Loch in dem weißen Gewebe. Als ob ein Raubtier nach Rory geschnappt hätte. Es gab in demselben Bereich noch vier oder fünf weitere, weniger spektakuläre Bisse, aber an den Stellen, an denen männliche Vergewaltigungsopfer üblicherweise solche Spuren aufweisen, konnte Krishnamurthi nichts

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