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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Bad.«
    Beide Frauen blickten in den Raum. In der Ecke lagen Joshs Turnschuhe, die Ben nachmittags mit dem Schlauch abgespritzt hatte, weil sie nach einem Spaziergang im Park total verdreckt gewesen waren. Aber auch sonst wirkte die Ordnung irgendwie gestört. Benedicte trat durch die Tür und sah, dass der Boden, die kleine weiße Matte vor der Toilette und sogar die Fußmatte, die über dem Rand der Badewanne hing, durchnässt waren. Der Geruch war eindeutig: Der ganze Boden war mit Urin bespritzt. »Mein Gott«, murmelte sie, machte das Licht wieder aus und zog die Tür hinter sich zu. »Augenblick mal, Ayo.« Sie eilte die Treppe hinunter. »Josh! JOSH!«
    Josh saß vor dem Fernseher und hob den Kopf. Als er die Stimme seiner Mutter hörte, wusste er sofort, dass etwas im Busch war. Er ging auf dem Sofa ein wenig auf Abstand zu ihr, und Benedicte verstummte plötzlich, weil sie sich schämte, dass ihr neunjähriger Sohn Angst vor ihr hatte. »Jo-osh!«
    »Ja?«, sagte er und sah sie fragend an.
    »Was ist das da oben für eine Schweinerei?«
    Keine Antwort.
    »Josh! Ich spreche mit dir.«
    »Was für eine Schweinerei?«
    »Du weißt ganz genau , was ich meine. Was hast du oben im Bad angestellt?«
    Josh saß mit halb offenem Mund da, dann rutschte er auf dem Sofa nach vorne. »Ich … ich bin doch gar nicht oben gewesen.«
    »Irgendjemand muss es ja gewesen sein. Smurf jedenfalls nicht – sie war den ganzen Tag bei mir, und die Tür war zu.«
    »Ehrlich, Mami, ganz ehrlich.«
    »Ach, verdammt noch mal.« Sie kramte aus dem Schrank unter der Spüle eine Plastikschüssel, Gummihandschuhe und ein Reinigungsmittel hervor und knallte dann die Tür wieder zu. »Josh, du weißt doch, dass man nicht lügen darf – vergiss das nicht.« Dann ging sie nach oben, wo Ayo den Boden bereits mit Toilettenpapier abwischte. »Seit wir hier wohnen, erzählt der Junge ständig irgendwelche Lügen. Ja, seit wir hier wohnen, herrscht bei uns das volle Chaos.«
    »Hm – vielleicht liegt ja ein Fluch auf dem Haus.«
    »Sieht ganz danach aus.« Benedicte zog die Plastiktüte aus dem Mülleimer unter dem Waschbecken und hielt sie Ayo hin, damit sie das schmutzige Papier loswerden konnte. »Und wenn es nun auf einem alten Navajo-Friedhof steht?« Doch selbst dieser kleine Scherz konnte ihr kein Lächeln entlocken.
     
    Die Mücken hatten ein dankbares Opfer gefunden. Sie umkreisten surrend Cafferys Kopf, drangen in ganzen Formationen aus dem Dickicht, setzten sich auf seine Hände, rammten ihre Rüssel in sein Fleisch und saugten begierig das Blut aus seinen Adern. Er schlug wie wild um sich, doch sie ließen sich nicht vertreiben, waren trunken vor Gier, badeten in seinem Schweiß und setzten ihre Attacken weiter fort, als er in die Hocke ging und sich mit der Hacke an den Wurzeln und dem Erdreich zu schaffen machte. Über den Dächern versank gerade die Sonne im Großstadtdunst und tauchte mit den letzten Strahlen des Tages die grüne Wüste neben dem Bahndamm in rosarotes Licht.
    Warum hast du bloß keine Taschenlampe mitgebracht – Idiot?
    Wann immer er in seiner Arbeit einen gewissen Fortschritt verzeichnen konnte, richtete er sich auf, um den Fortgang der Plackerei zu dokumentieren – ließ in der wuchernden grünen Höhle das blaue Blitzlicht aufflammen und war nach jedem Foto sekundenlang selbst geblendet. So wühlte er etwa zwei Stunden im Erdreich herum. Gegen 21 Uhr 15 stieß er die Hacke abermals in den Boden und traf dabei auf etwas, das weicher war als das Erdreich und zudem knisterte. O Scheiße, Scheiße. Mit wild pochendem Herzen warf er die Hacke beiseite, ließ sich auf die Knie sinken und durchwühlte mit bloßen Händen das Erdreich. Dann sah er plötzlich im fahlen Licht der Dämmerung etwas Helles aufblitzen.
    Er hörte auf zu wühlen und ließ sich atemlos auf die Fersen zurücksinken. Eine Welle der Übelkeit schoss durch seinen Körper. Er musste die Augen schließen und tief einatmen, bis das Gefühl allmählich verschwand.

16. KAPITEL
     
    In der Grube war eine blau karierte Plastiktüte versteckt, doch Ewan Cafferys sterbliche Überreste waren nicht darin. Caffery warf sie sich über die Schulter und trottete dann wie ein müder Seemann mit seinem Bündel am Bahndamm entlang. Inzwischen war es dunkel, und am Himmel stand bereits der Mond. Caffery kam nur mühsam voran und bahnte sich vorsichtig einen Weg durch die dicht stehenden Brennnesseln. Vor seinem Gartentor zog er die Schnur mit dem Schlüssel

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