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Die Behandlung: Roman (German Edition)

Die Behandlung: Roman (German Edition)

Titel: Die Behandlung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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unter seinem schweißnassen T-Shirt hervor. Er war total erschöpft und enttäuscht, doch aufgeben kam für ihn auch jetzt nicht in Frage. Schließlich hatte Penderecki sicherlich etwas damit bezweckt, dass er ihn zu dieser Tüte geführt hatte.
    Im Haus war es kühl: Die Terrassentür stand offen, und in der Luft hing der Geruch von Zigarillorauch. Rebecca musste also da sein. Er verzichtete darauf, ihren Namen zu rufen, und ging auch nicht nach oben, um im Schlafzimmer nach ihr zu sehen. Im Augenblick hatte er einfach nicht das Bedürfnis, mit ihr zu sprechen.
    Er ging ins Wohnzimmer und leerte den Inhalt der Tüte auf dem Boden aus. Er betrachtete ein paar Minuten die Dinge, die vor ihm am Boden lagen, und ging dann in die Küche. Der Wein im Tiefkühlfach war fast gefroren. Er schüttelte den riesigen Eisklumpen, spülte ein Glas aus, öffnete die Flasche und schenkte sich ein. Das Glas war sofort beschlagen und so kalt, dass seine Finger daran kleben blieben. Er leerte es auf einen Zug, ohne auch nur einen Gedanken an den Geschmack zu verschwenden, füllte es sofort wieder auf und zündete den Joint an, den er im Aschenbecher hatte liegen lassen. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer, setzte sich auf das Sofa, legte die Hände auf die Knie und betrachtete geistesabwesend die Sachen, zu denen Pendereckis Skizze ihn geführt hatte.
    Die meisten kinderpornographischen Produkte entstehen in den heimischen vier Wänden. Früher war nur ein kleiner Teil dieser widerlichen Erzeugnisse in den Handel gelangt, und Caffery hatte im Laufe seines Berufsleben bereits ein paar Mal notgedrungen derartiges Material gesehen, da er sogar eine Zeit lang im Sittendezernat gearbeitet hatte. Damals hatte es die als »Schmutzbrigade« bezeichnete Abteilung »Obszöne Publikationen« allerdings noch nicht gegeben. Doch seit ihrer Gründung war vor allem diese Abteilung mit pädophilen Delikten befasst, sodass die Sitte sich darauf beschränken konnte, in der üblichen Erwachsenen-Pornographie herumzuschnüffeln. Zu seiner Zeit hingegen hatten sich die Zuständigkeiten beider Abteilung noch vielfach überschnitten, deshalb wusste er ungefähr, worauf er sich einstellen musste.
    Vor ihm auf dem Boden lagen einige Exemplare des Pädophilen-Magazins Magpie , mehrere holländische, deutsche und dänische Publikationen mit Namen wie Boy Love World, Kinderliebe, Spartacus, Piccolo , außerdem zwei zerfledderte Exemplare des Buches Show Me , drei Nummern des holländischen Hochglanzmagazins Paidika – The Journal of Paedophilia , diverse einschlägige amerikanische Veröffentlichungen aus den frühen Achtzigerjahren und eine Liste mit Kennwörtern für Websites sowie eine weitere Auflistung, die am oberen Rand mit WARNUNG! WARNUNG! WARNUNG! überschrieben war. »Sollte ein Interessent mit einem der oben aufgeführten Benutzernamen sich in Ihren Chatroom einklinken wollen«, hieß es dort, »dann verschwinden Sie AUGENBLICKLICH aus dem Netz.« Ganz unten in der Tüte befand sich eine weitere – mit braunem Klebeband umwickelte – Einkaufstüte mit diversen unbeschrifteten Videokassetten.
    Den Joint zwischen den Zähnen, riss Caffery das Klebeband ab und schüttelte die Videos heraus. Dann schob er die erstbeste Kassette in das Gerät, schnappte sich die Fernbedienung, drückte auf »Start«, setzte sich auf das Sofa und zündete den Joint wieder an. Auf dem Bildschirm erschien ein Flackern – und er ahnte, was ihn erwartete. Es lag schon Jahre zurück, seit er zuletzt einen Kinderporno gesehen hatte und sich solche Bilder hatte anschauen müssen und – wie die meisten Beamten der Abteilung – nachts wach gelegen und versucht hatte, diesen ganzen Dreck irgendwo in seinem Kopf wegzusperren. Doch am meisten Angst hatte man in solchen Situationen – auch wenn niemand darüber sprechen wollte -, vor der Frage: Und was ist, o Gott, was soll ich nur machen, wenn mich diese Bilder erregen? Doch an diesem Abend wusste er ganz genau, was ihn erwartete, und diesmal hatte er nicht etwa Angst vor den Bildern. Sein pochendes Herz galt nicht den Kindern, deren Qualen er gleich auf dem Bildschirm sehen würde – nein, sein Herz schlug nur aus dem einen Grund so heftig, weil er Angst hatte, dass sein Bruder Ewan in der nächsten Sekunde auf dem Bildschirm erscheinen könnte.
    Das Band lief und lief, doch auf dem Bildschirm war nichts als Schneegestöber zu erkennen. Würdest du ihn denn überhaupt noch erkennen? Immer noch nichts. Er rutschte auf dem Sofa

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