Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
wässrig. Aus seinen zusammengekniffenen Lippen war alles Blut gewichen.
Jo wandte sich ab. »Kommen Sie, Quintana. Das hat keinen Zweck.«
Gabe setzte die Sonnenbrille auf. »Okay, Doc.«
Sie entfernten sich ohne ein weiteres Wort. Jo kramte das Telefon aus der Hosentasche und fing an, die Nummer der Fernsehstation einzutippen.
»Warten Sie, Miss Beckett.«
Jo blickte zurück. Fonsecca kam auf sie zu und fuhr sich durchs Haar. Sie blieb stehen und klappte das Handy wieder zu.
»Rufen Sie nicht die Presse an.« Der Bundesstaatsanwalt schaute Gabe an. »Entschuldigen Sie uns bitte.«
Nachdem Jo kurz genickt hatte, schlenderte Gabe außer Hörweite.
Fonsecca senkte die Stimme. »Sie dürfen die Existenz des Clubs nicht an die große Glocke hängen. Dadurch würden Sie nur weitere Menschenleben gefährden.«
»Warum?«
Er musterte sie, als würde er nach Rissen in ihrer entschlossenen Fassade suchen. Er nahm die Brille ab, putzte die Gläser mit einem seidenen Taschentuch und setzte sie wieder auf. Schließlich straffte er die Schultern und schob das Kinn vor. »Weil der Club keine Spielwiese für reiche Gangster ist. Er ist eine verdeckte Operation.«
KAPITEL 31
Einen Augenblick lang glaubte Jo, sich verhört zu haben. Es blies ein böiger Wind, und hinter ihnen dröhnte der Verkehr. Doch Fonsecca funkelte sie mit seinen blauen Augen scharf an.
»Eine verdeckte Operation?«
»Sie scheinen meine Worte anzuzweifeln. Callie hat die Operation ins Leben gerufen, um Kriminelle zu Geständnissen zu bewegen. Diese verdeckten Ermittlungen werden in enger Abstimmung mit den Strafverfolgungsbehörden des Bundes, der Staaten und der Gemeinden durchgeführt. Und mit großem Erfolg, wie ich hinzufügen darf.«
»Das Ganze ist nur ein Schwindel?«
»Beruhigen Sie sich, Miss Beckett.«
»Mrs. Beckett oder Dr. Beckett, wenn ich bitten darf. Und wozu das alles?«
Ein rötlicher Schimmer kroch seinen Hals hinauf. Doch seine Stimme blieb sanft. »Es ist eine ausgeklügelte Geheimoperation, die über mehrere Jahre vorbereitet wurde. Ihre Enthüllung würde den Erfolg bedeutsamer Ermittlungen infrage stellen.«
»Überzeugen Sie mich, aber schnell, Mr. Fonsecca.«
»Der Club dient als Vorwand, um die Leute aus der Reserve zu locken. So wie der Trick mit dem gewonnenen Wagen, mit dem man Kriminelle zum Autohändler lockt, wo schon die Polizei auf sie wartet.«
Jo konnte es noch immer nicht fassen. »Und Callie hatte den perfekten Trumpf im Ärmel, weil sie und ihre Freunde beim Jurastudium darüber geflachst haben, dass man einen Club der Schmutzigen Geheimnisse gründen müsste.«
»Sie war eine brillante Strategin, Dr. Beckett.«
»Und sie hat es so eingerichtet, dass alle Fäden bei ihr zusammenliefen.«
»Sie war brillant und engagiert. Haben Ihnen das nicht alle erzählt?«
»Doch.« Verdammt, deswegen war ihr Callies Beteiligung an dem Club auch so befremdlich erschienen. »Das also war Callies Geheimnis.«
Er nickte.
»Sie hat keine Geständnisse abgenommen. Sie hat Fallen gestellt. Sie hat Köder ausgelegt und darauf gewartet, dass ihr irgendwelche erfolgsverwöhnten Trottel auf den Leim gehen.«
»Mit den Mitgliedern dieses Clubs brauchen Sie bestimmt kein Mitleid zu haben«, entgegnete er.
»Was hat sie dazu getrieben?« Sie erinnerte sich an die Worte von Callies Exmann. Manche Leute haben sie für nachtragend gehalten. »Beharrlichkeit? Rachsucht? Hatte sie jemand Bestimmtes im Visier?«
»Zu Einzelheiten der Operation kann ich Ihnen nichts sagen. Das könnte laufende Ermittlungen gefährden.«
»Wie groß ist der Club?«
Fonsecca wandte den Blick ab. Auf der anderen Seite des Platzes wartete Gabe mit verschränkten Armen. Er wirkte entspannt und zugleich unglaublich bedrohlich. Fast hätte Jo gelächelt, wenn sich ihr Magen nicht zusammengekrampft hätte. »Wissen Sie es?«
»Diese Information liegt wohl weit jenseits Ihrer Zuständigkeit.«
Sie starrte ihn an. »Das heißt, Sie wissen es nicht einmal selbst, stimmt’s?« Auf einmal wurde ihr ganz heiß. »Wer weiß sonst noch, was hinter dem Club steckt? Lieutenant Tang vielleicht?«
»Nein.«
Er bat sie nicht, gegenüber Tang den Mund zu halten. Offenbar war ihm klar, dass er diese Informationen nicht mehr im Griff hatte. Aber er hatte weit mehr nicht mehr im Griff.
»Die Sache ist also außer Kontrolle«, konstatierte sie.
Plötzlich wirkte er nicht mehr harmlos, sondern betroffen. »Man könnte sagen, sie wurde zum Opfer ihres
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