Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
eigenen Erfolgs.«
Heiße Wut stieg in ihr hoch. Der Club war bestimmt kein Opfer. Seine Mitglieder waren die Opfer. Ihre Familien und Liebsten.
Sie überdachte kurz die Vorgehensweise bei verdeckten Ermittlungen. »Hat die Polizei die Verhaftung von Mitgliedern hinausgezögert, um so viele Geständnisse wie möglich abzusahnen?«
Er nickte nicht direkt, doch sein Blick huschte wie bestätigend in ihre Richtung.
»Aber sie hat zu lange gewartet. Inzwischen wissen Sie
nicht mehr, welche Leute zum Club gehören und was sie treiben, oder?«
»Ich war der Meinung, Callie hätte alles unter Kontrolle.«
Immer schön die Schuld auf die anderen schieben, dachte sie.
»Dummerweise entwickelte sich das Ganze wie ein mutierendes Virus«, setzte er hinzu.
»Ich kann mir schon ausmalen, wie das läuft. Wer das schmutzigste Geheimnis erzählt, darf den anderen Spielern die nächste Aufgabe stellen. Und die Taten, die sie im Auftrag des Siegers begehen, werden dann wieder zu schmutzigen Geheimnissen.« Ihr wurde mulmig zumute. »Der Club ist zu einer Kettenreaktion geworden. Keine Falle mehr, sondern ein Auslöser.«
»Das ist die Zeit, in der wir leben. Es herrscht ein schrankenloser Exhibitionismus, bei dem alles gezeigt werden muss: das Ich, der Körper, der Verstand und womöglich auch noch die Eingeweide.«
»Verschonen Sie mich mit Ihrem pseudosoziologischen Gewäsch! Diese Typen sind scharf auf den Nervenkitzel. Und nichts stachelt solche Leute mehr an als Konkurrenz - außer vielleicht Gefahr. Deshalb lassen sie sich auf immer größere Risiken ein.«
»Das war natürlich ein großer Vorteil für uns. Diese Leute haben so ein großes Ego, dass sie völlig blind sind. Es war doch klar, dass irgendwann jemand was ausplaudert oder sie verrät, aber das wollten sie einfach nicht wahrhaben.«
Sie presste sich die Hand gegen die Stirn, weil sie das Gefühl hatte, ihr Schädel könnte jeden Moment platzen. »Ja, aber nicht nur das Amt des Bundesstaatsanwalts hat von der
Sache Wind bekommen, sondern auch die Kriminellen, mit denen sie sich angelegt hatten. Callie hat einen Brand entfacht, der außer Kontrolle geraten ist.«
Er hob die Hand. »Ich weiß, ich weiß.«
Sie schaute kurz zum Gerichtsgebäude und zog ihr Handy heraus. »Amy Tang muss informiert werden.«
Er packte sie am Arm. »Nein.«
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass Gabe in ihre Richtung spazierte. Sie stieß Fonseccas Hand von ihrem Ärmel. »Es ist mir egal, wie viel Dreck Sie über diese Leute noch ausgraben können. Wollen Sie weiter das Leben Unschuldiger aufs Spiel setzen, um bombensichere Beweise für Ihre Schauprozesse zu kriegen? Nicht mit mir.«
»Wir müssen das auf ordentliche Weise zu Ende bringen. Eine große Untersuchung steht kurz vor dem erfolgreichen Abschluss.«
Sie nahm den anonymen Brief aus ihrer Mappe und reichte ihn ihm. »Ordentlich geht es nicht mehr. Die Sache ist bereits explodiert, und irgendjemand hat beschlossen, sich jeden vorzuknöpfen, der sich damit befasst.«
Mit ernster Miene starrte Fonsecca auf das Blatt. »Das begreife ich nicht.«
Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Callie Harding hatte kein schmutziges Geheimnis. Ihr Geheimnis war die verdeckte Operation. Warum war dann das Wort schmutzig mit Lippenstift auf ihren Oberschenkel geschrieben?
Fonsecca wusste davon nichts. Jo wählte Amy Tangs Handynummer. »Ich möchte Ihnen was über Callies Leiche erzählen. Das muss ich aber vorher noch abklären.«
In ihrem Kopf formten sich die Züge eines neuen Bildes. Noch war es voller Lücken, doch schon jetzt zeichnete sich eine völlig andere Gestalt ab. Alle bisherigen Vermutungen über den Horrorcrash mussten noch einmal auf den Prüfstand.
Gabe war inzwischen so nahe, dass seine Anwesenheit physisch ins Gewicht fiel. Jo winkte ihn heran.
Amy meldete sich. »Tang.«
»Ich rede gerade mit Leo Fonsecca. Sie beide müssen dringend Informationen austauschen.«
»Moment, erst noch die guten Nachrichten. Die Zeugen der Brandanschläge im Marriott Hotel, dieses ältere Ehepaar, haben ausgesagt, und nach ihrer Beschreibung wurde ein Phantombild des Mannes angefertigt, der den Molotowcocktail geworfen hat.«
»Und?«
»Außerdem habe ich einschlägige Datenbanken nach Kriminellen und Komplizen mit dem Spitznamen Skunk durchkämmt. Sie werden es nicht glauben.«
»Sie haben ihn gefunden?«
»Nicht so voreilig. Wir kennen jetzt die Identität. War schon zweimal hinter Gittern, heißt Levon
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