Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
Hand geschrieben ihr Name stand. Dr. Jo Beckett, Klinikum der Universität von San Francisco. Sonst nichts. Aus dem getippten Etikett darunter ging hervor, dass die Psychiatrische Abteilung den Brief an sie weitergeleitet hatte.
Sie riss ihn mit dem Fingernagel auf und zog ein einzelnes Blatt heraus. Die Nachricht war denkbar kurz. Sie starrte sie an, und alles Blut schien aus ihren Gliedern zu weichen.
Spitz wie Nadeln sprangen die Buchstaben sie an. Sie hörte ein Summen im Kopf, ein weißes Rauschen, das zu einem Dröhnen anschwoll.
Sie zerrte die Tür auf und fegte die Treppe hinunter. Wo war er? Unten auf dem Gehsteig spähte sie in beide Richtungen.
Wo war der Scheißkerl, der ihr diesen Umschlag durch den Briefschlitz geworfen hatte?
Ein vorbeikommender Jogger in Mütze und Trainingskleidung schaute sie verdutzt an. Es hatte acht Grad, und sie stand hier in einem dünnen T-Shirt und barfuß. Plötzlich fiel ihr ein, dass ihr der Brief nachgesandt worden war, und sie kam sich dumm vor. Niemand lauerte hier draußen, um sich an ihrem Entsetzen zu weiden. Ihre Augen brannten. Ihr Gesicht war heiß wie ein Bügeleisen.
Scheißkerl, Scheißkerl. Immer wieder stieß sie innerlich dieses Wort hervor, wie Ohrfeigen, um irgendwie das Gefühl zu unterdrücken, dass sie diejenige war, die geohrfeigt wurde. Das Blatt spie ihr die Worte entgegen.
Sie haben Ihren Mann getötet. Willkommen im Club der Schmutzigen Geheimnisse.
KAPITEL 28
Noch immer verharrte Jo unentschlossen auf dem Gehsteig. Sie war wie vor den Kopf gestoßen. An der Ecke begann eine Straßenbahn holpernd die Abfahrt über den Hügel. Das metallische Scheppern der Räder in den Gleisen klang in ihren Ohren wie ein immer schneller rotierender Flugzeugmotor, kurz bevor das Metall mit einem Kreischen zerplatzt. Sie zerdrückte den Brief in der Faust.
Schließlich stürmte sie wieder ins Haus und schlug die Tür zu. Sie strich das Blatt glatt und starrte wie besessen auf die Worte. Auch als sie nichts mehr sah, weil ihre Augen in Tränen schwammen, konnte sie den Blick nicht abwenden.
Was war das für ein Witz? Wer hatte ihr die Nachricht geschickt? Woher wussten sie von Daniels Tod?
Auf unsicheren Beinen stakste sie in die Küche und griff nach dem Telefon. Ihre Hände zitterten. Ohne hinzusehen tippte sie die Nummer ein. Amy Tangs Handy schaltete auf Voicemail. Sie wischte sich die Tränen ab und rief beim Polizeirevier an. Tang war nicht da.
»Sie soll Jo Beckett anrufen. Es ist dringend.«
Sie umklammerte das Telefon, dann holte sie aus und
schleuderte es wie ein Baseballwerfer durch die Küche. Es knallte gegen den Herd und krachte scheppernd zu Boden.
Wer hatte etwas über Daniels Tod erzählt? Wer hatte irgendeinem kranken Schweinehund dieses emotionale Messer in die Hand gedrückt, mit dem er ihr nach Belieben das Herz zerschneiden konnte? Zitternd stand sie in der Küche und wollte nur noch schreien, so stark spürte sie die heranbrandende Welle der Erinnerung, die über ihr zusammenzuschlagen drohte.
»Nein. Nein, ich schreie nicht.« Das konnte sie nicht zulassen. Nicht jetzt.
Sie suchte ihr Handy und wählte eine andere Nummer. Als er sich meldete, ließ sie ihm nicht einmal Zeit, sie zu begrüßen.
»Gabe, wo bist du?«
»Hallo, Jo.« In seiner Stimme lag ein Lächeln.
Sie würgte es ab. »Ich muss dich sehen, und zwar sofort.«
Gabe wartete vor der St. Ignatius Church bei der Universität. Über einer Schulter hing ein Rucksack, seine Hände steckten in den Taschen. Mit seiner Sonnenbrille machte er einen wachsamen Eindruck und wirkte definitiv nicht wie ein Student. Eher schon wie ein als Student verkleideter Sonderkommandokiller. Sie marschierte über den Platz.
Er eilte ihr über den Rasen entgegen. »Was ist los?«
Sie hielt die Klarsichttüte hoch, in der der Brief verschlossen war. »Jemand spielt mit mir. Das haben sie mir geschickt.« Sie wedelte mit der Tüte hin und her. »Diesen …«
»Du zitterst ja.« Er nahm ihr die Tüte ab und las die Nachricht. Sein Mund wurde zu einem Strich.
»Wie haben die von Daniel erfahren?«
Erschrocken schaute er auf. »Glaubst du denn, ich hab es ihnen erzählt?«
Reglos starrte sie ihn an.
Er nahm die Sonnenbrille ab. Sein Blick war so ruhig wie ein zugefrorener See. »Ich war es nicht.«
Sie bewegte sich nicht. Er berührte sie am Arm, doch sie reagierte nicht. Er ließ die Hand wieder sinken.
»Ich habe nie mit jemandem außerhalb der Staffel über Daniels Tod
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