Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets

Titel: Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
hinab.
    Unten angelangt, tastete sie sich vorsichtig durch die Brecher, die gegen die Felsen krachten und sie mit eiskalter Gischt bespritzten.
    »Danny«, brüllte sie.
    Der Hubschrauber war ein einziges Wrack. Der Rumpf, der ihr beim Einsteigen so glatt entgegengeglänzt hatte, war völlig zerknautscht, verschmiert von Schlamm und zerschrammt von den Felsen. Einer der Hauptrotoren krümmte sich wie eine zerbrochene Sense auf den Steinen. Nackte, weiße Angst brandete in ihr hoch. Obwohl sie die Zähne aufeinanderpresste, drang ein Schluchzen aus ihrer Kehle.
    In der Kanzel lag der Kopilot zerquetscht an der Windschutzscheibe. Tot.

    Der Pilot lebte noch. Es war ihm gelungen, den Sicherheitsgurt zu lösen und zur Cockpittür hinauszukrabbeln. Blutverschmiert lehnte er am Rumpf. Er war bei Bewusstsein.
    Sie glitt über die nassen Steine zu ihm. »Alles in Ordnung?«
    Er verzerrte das Gesicht. »Bein gebrochen. Kann nicht zu den anderen.«
    Jo kämpfte sich zur Seite des Hubschraubers vor. Das Haar klebte ihr in langen Strähnen am Hals. Ihre Hände waren rot vor Kälte, und ihre Finger funktionierten nicht mehr richtig. Die offene Tür zeigte zum Meer. Sie war auf eine Breite von sechzig Zentimetern zusammengedrückt, und die Wellen spülten hinein.
    »Daniel.«
    Sie hielt sich am Rahmen fest und ging in die Hocke, um ins Innere zu spähen. Sie sah nichts als Schrott.
    Dann hörte sie ein Wimmern. Im trüben Licht erkannte sie Emily Leigh, die wie eine weggeworfene Puppe gegen die Rückwand des Hubschraubers geschleudert worden war. Das Wasser, das gegen Jos Füße schäumte, war so beißend kalt, dass es ihr den Atem verschlug.
    Die Welle zog sich zurück und hinterließ Treibstoffgestank und einen Haufen medizinische Gerätschaften. Die Tür war ein Schlund in eine dunkle Höhle, und in ihrem Kopf zischte eine Stimme: Kleine Räume stürzen ein.
    Sie atmete schwer, und ihr Blick irrte auf der Suche nach Daniel umher.
    Kleine Räume fressen dich.
    »Daniel.«

    Entschlossen ging sie auf Hände und Füße nieder und kroch hinein. Bis zur Decke hatte sie nur einen halben Meter Platz. Sie glitt auf den Bauch und schob sich auf den Ellbogen weiter. In ihren Ohren rauschte das Blut. Sie hatte Gänsehaut, ihr Atem raste. Wenn sie sich nicht beruhigte, würde sie gleich zu hyperventilieren anfangen.
    Erneut wimmerte Emily. Es war kein Laut, der Schmerz oder Furcht ausdrückte. Es war das abgründige, animalische Stöhnen eines Wesens, das im Sterben lag.
    »Ich komme.« Sie wühlte sich durch all das kalte, nasse, stinkende Zeug. »Daniel, wo bist du?«
    Auf einmal entdeckte sie seine Hand. Die Bahre und ungefähr die Hälfte der medizinischen Vorräte im Hubschrauber waren auf ihn niedergestürzt. Sie warf Trümmer beiseite, um ihn freizuschaufeln.
    »Danny.« Etwas anderes brachte sie nicht über die Lippen.
    Nachdem sie einen Arm ausgegraben hatte, glitt ihr Blick nach hinten zu Emily. Die Augen des Mädchens waren gerade noch offen.
    »Jo.« Seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch, und dennoch war diese Silbe das Ergreifendste, was sie je gehört hatte.
    »Ich bin hier«, antwortete sie. »Kannst du dich bewegen?«
    »Bisschen ramponiert, aber es geht.«
    Er lag mit dem Gesicht nach unten, gegen die Seitenwand des Hubschraubers gequetscht, über und über mit Zeug bedeckt. Er drehte den Kopf, um sie anzuschauen, und drückte ihr die Hand. »Das Mädchen.«
    »Ihr geht’s schlecht. Ich muss zu ihr.«
    In Situationen mit mehreren Opfern entscheiden Sanitäter
nach einem bestimmten System, wer zuerst behandelt wird. Dieses System mit dem Namen Triage dient dazu, möglichst viele Menschenleben zu retten.
    Jo krabbelte durch das Dunkel auf die kleine Emily zu und spulte im Kopf die Triage-Kriterien ab.
    Die Patienten werden in drei Gruppen eingeteilt: sofort versorgen, später versorgen und hoffnungslos. Roter Punkt für diejenigen, die sterben, wenn sie nicht unverzüglich behandelt werden. Gelber Punkt für die, die auch ohne Behandlung überleben werden - Leute, die noch gehen können, die stabile Vitalparameter aufweisen, die bei Bewusstsein sind und ihre Umgebung wahrnehmen. Schwarzer Punkt für die, die ohnehin sterben werden, auch wenn die Sanitäter eingreifen.
    Daniel konnte sich bewegen und reden, er war bei Bewusstsein und erfasste die Situation, er hatte keine erkennbaren Verletzungen am Kopf oder Rückgrat. Doch selbst aus eineinhalb Metern Entfernung war nicht zu übersehen, dass für Emily der rote Punkt

Weitere Kostenlose Bücher