Die Beichte - Die Beichte - Dirty Secrets
schmutzige Arbeit zu verrichten?
Strategisch mochte es sinnvoll sein, sich im Hintergrund zu halten und einen Komplizen loszuschicken, der die Leute einschüchterte. Auf diese Weise konnte er unerkannt bleiben und musste nicht mit seiner Verhaftung rechnen.
Aber er war gefoltert worden.
Vergeltung ist für die meisten Menschen eine sehr persönliche Angelegenheit. Sie wollen sie selbst in die Hand nehmen und das Rachegeschehen mit eigenen Augen verfolgen. Andererseits sind meistens nicht die Peiniger diejenigen, die Scham empfinden, sondern die Opfer. Blieb Pray aus Scham im Verborgenen?
Bis heute hatte er nichts weiter getan, als seine Feinde mithilfe eines grusligen Handlangers in den Selbstmord zu treiben. Das kam ihr zu vorsichtig vor. Zu kaltblütig, zu distanziert.
Irgendein Mosaiksteinchen fehlte ihr noch.
Sie musste wieder zum Anfang zurückkehren. Zu Callie Harding, die den Club der Schmutzigen Geheimnisse gegründet hatte. Das war der Ursprung, aus dem sich alles andere entwickelt hatte.
Plötzlich splitterte in der Küche Glas. Sie wirbelte herum.
Durch die Tür sah sie die Kanne, die zerbrochen auf dem Boden lag. Der Kaffee rann schwarz über die Platten, und aus den glitzernden Scherben stieg Dampf auf. Ein Schatten huschte zur Seite.
Verflucht.
Langsam wich sie zum Fenster zurück. Stieß gegen den Schrankkoffer, der ihr als Kaffeetisch diente. Ohne den Blick von der Küche zu wenden, tastete sie nach hinten, um das Fenster zu öffnen. Sie musste raus hier, und zwar schnell. Doch schon als sie an dem Griff herumfummelte, wurde ihre Wut stärker als die Angst. Wie konnten die es wagen! Das war ihr Haus.
Der Griff klemmte. In die Ritzen zwischen Holz und Rahmen war Farbe gelaufen. Mist.
Wenn sie die Scheibe mit dem Ellbogen zerbrach, würde sie wertvolle Zeit damit verlieren, die Glassplitter herauszuschlagen, ehe sie hinausklettern konnte. Gottverdammt. Das Handy war in der Mappe, drüben im Flur, sechs Meter weit weg. Und der einzige Festnetzanschluss im Erdgeschoss war in der Küche.
Sie bemerkte keine anderen Bewegungen oder Schatten in der Küche, doch nun nahm sie ein schmatzendes Geräusch wahr. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Sie musste durch das Fenster an der Nordseite des Wohnzimmers
steigen. Bis dahin waren es fünf Meter. Ihr traumhaftes kleines Haus kam ihr auf einmal vor wie ein Footballstadion.
Ja, sie musste raus. Aber nicht unbewaffnet.
Leise öffnete sie den Schrankkoffer. Sie nahm eines der japanischen Museumsstücke heraus, die zum Erbe ihrer Großmutter Kyoko gehörten. Das Samuraischwert aus der Tokugawa-Ära.
Schwer, scharf und perfekt ausbalanciert lag es in ihrer Hand. Es war vierhundert Jahre alt und hatte nichts Zäheres als Papier durchtrennt, seit Holzschiffe über den Pazifik gesegelt waren. Langsam und still umfasste sie den Griff und zog es aus der lackierten schwarzen Scheide. Das Metall sirrte leise wie ein tödlicher Engel.
Sie hielt es mit beiden Händen senkrecht vor sich und trat einen Schritt auf die Küche zu. Das letzte Mal, als sie es so gehalten hatte, hatte Daniels Hand neben der ihren auf dem Griff geruht. Damals hatten sie mit dem Schwert in ihre Hochzeitstorte geschnitten.
Erneut drang das Schmatzen herüber. Ihre Nackenhaare richteten sich auf, und sie machte noch einen Schritt. Noch vier Meter bis zum Fenster. Vorsichtig spähte sie durch die Küchentür.
Mit einem lauten Kreischen sprang Mr. Peebles von der Arbeitsplatte und schoss durch die Tür direkt auf sie zu.
»O Mann, Scheiße!«
Ihr Schrei war so spitz, dass fast die Farbe von den Wänden blätterte. Mit einem Ruck bremste der Affe ab und gaffte sie verstört an. Er ließ die Trauben fallen, an denen er gekaut hatte. Seine Augen wurden groß und rund wie Münzen.
»Du blöder, kleiner …«
»Iiiiieieiiii!«
Sie stürzte auf ihn los. Immer noch quiekend, flüchtete Mr. Peebles zur Treppe. Wie ein Wahnsinniger wimmernd, flitzte er hinauf. Jo polterte ihm nach.
»Komm sofort her. Lass das. Nein, du wirst mir nicht …«
Sie griff nach ihm. Er spritzte davon. Oben angelangt, schlug er einen Haken wie ein Hase und verschwand im Schlafzimmer. Sie sprintete ihm nach, und das Schwert streifte klirrend die Wand.
»Na warte, aus dir mach ich Hackfleisch.«
Als sie in ihr Zimmer bog, sah sie, wie er auf ihr Bett hopste. Sie hechtete ihm nach. »Halt still, du haariges kleines Monster …«
Er schnellte von der Tagesdecke und jagte ins Bad.
»Ha - jetzt hab ich
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