Die beiden Seiten der Münze (German Edition)
jeder hat, ich will mehr. Und ich will dich.“
Lynn blieb die Luft weg. Das war mehr Information als sie im Moment verdauen konnte. Mit einer Mischung aus Abscheu und Faszination betrachtete sie Cedric. „Schockiert?“ er wirkte nicht verlegen. „Ich weiß nicht“ meinte Lynn ehrlich. „Ich will dich“ hatte er gesagt. Lynn war nicht dumm und merkte, dass er damit schon wieder einen ihrer emotionalen Knöpfe gedrückt hatte, war aber gegen ihre Reaktion machtlos. Und die fiel unerwartet heftig aus. Ihre Knie wurden weich und sie war froh, dass sie saß.
Da war er schon wieder, dieser eigenartige Blick. Cedric fixierte sie und wartete offensichtlich auf etwas. „Und? Wie sieht es jetzt aus?“ fragte er schließlich. „Wie sieht was aus?“ Lynn wusste nicht, worauf er hinaus wollte. „Mit uns. Komm mit mir.“ „Ich will nicht gebissen werden.“ „Okay, versprochen. Ich tu dir nichts. Vertraust du mir?“
Eigentlich nicht. Warum auch? Sie kannte ihn kaum und hatte bisher nicht unbedingt die besten Erfahrungen mit ihm gemacht. Doch da war etwas, was sie nicht los ließ. Sie wusste selbst nicht genau wovon sie getrieben wurde. Nur von ihrem jämmerlichen kleinen Ego, dass sich die einzige Gelegenheit, sich als attraktive Frau zu fühlen, nicht entgehen lassen wollte? Ein kleiner Teil ihres Gehirns versuchte noch, vernünftig zu denken und wurde von einer Welle von Hormonen weggeschwemmt.
Lynn dachte an Therese. Therese war klug. Sie hatte ihr geraten, sich von Cedric fernzuhalten. „Er ist nicht gut für dich“ hatte sie gesagt. Lynn wusste, dass sie Recht hatte. Und dennoch stand sie auf und legte ihre Hand in seine, als er aufstand. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, sie fühlte das Pochen ihres Pulses in den Armen und Beinen.
Wie sie erwartet hatte, führte Cedric sie in Richtung seiner Wohnung. Er wartete gar nicht ab bis sie das Haus betreten hatten, sondern drängte sie gegen die Haustür und küsste sie heftig. Das wiederholte sich am Weg bis in seine Wohnung immer wieder. Dort angekommen, ließ er seine Lippen über ihre Stirn, ihre Wangen und ihren Mund wandern. Sie fühlte seinen heißen Atem im Gesicht. Cedric hatte leichten Mundgeruch. Lynn war sonst ziemlich geruchsempfindlich und das hätte sie extrem stören müssen, tat es aber eigenartigerweise nicht. Sie war berauscht von dem Gefühl, gewollt zu werden. Alles andere war unwichtig.
Dieses Mal nahm Cedric sie gleich im Flur, an die Wand gelehnt. Es geschah schnell und heftig. Der Kick fand wie beim ersten Mal wieder in ihrem Kopf stand, sie kam als er stöhnte „du bist so wunderschön, du riechst so gut. Ich will dich, hörst du?“ Dieses Mal biss er sie in die Schulter. Lynn zuckte zusammen, ließ es aber geschehen damit der Nachhall dessen, was er gesagt hatte, nicht vorüberging. Der Biss war schmerzhaft. Cedric trank das austretende Blut, leckte an ihrer Haut und vergrub dabei seine Finger fest in ihren Haaren. Er war dabei so grob, dass er plötzlich ein Büschel ihrer Haare in der Hand hielt. In diesem Moment war Lynn's Starre vorbei und sie schob ihn von sich.
„Lass mich los, das tut weh“ murmelte sie. Cedric sah sie ohne einen Anflug von schlechtem Gewissen an. „Du gibst mir etwas, das mir keine andere Frau geben kann. Das ist doch etwas, oder?“ Lynn sackte in sich zusammen wie ein Luftballon, aus dem die Luft entwich. Das hier hatte sie nicht gewollt. Oder doch? War sie selbst schuld an dem, was hier passierte? Warum ließ sie das nur schon wieder zu? Sicher war sie selbst schuld, niemand sonst. Blöde Kuh.
„Ich sollte gehen“ brachte sie mühsam hervor. „Wie du meinst. Wann sehen wir uns?“ Cedric sah sie fragend an. „Keine Ahnung.“ Lynn wusste es tatsächlich nicht. Würden sie sich überhaupt wieder sehen? Hätte sie die Kraft, dem einen Riegel vorzuschieben? Sie war ganz sicher, dass er nicht gut für sie war, Therese hatte völlig Recht. Lynn wandte sich um und ging. Cedric schloss hinter ihr die Tür ohne sie noch einmal zurück zu rufen. Das machte klar, dass er sich nur das geholt hatte, was er wollte. Damit war für ihn der Fall für den Moment erledigt. Was sie daraus machte, schien ihm völlig gleichgültig zu sein.
Lynn hatte keine Ahnung wie sie nach Hause gekommen war. Das Weinen war ihr dieses Mal im Hals stecken geblieben. Ihre Verzweiflung hatte weniger mit Cedric zu tun, als mit ihrer eigenen Unfähigkeit, angemessen zu reagieren. Sie überlegte kurz,
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