Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
schlürfe, hat nichts mit ihm zu tun.« Ich schlürfte noch mal. »Überhaupt brauchst du dir keine Sorgen zu machen, denn ich werde sowieso nie heiraten.«
»Ich auch nicht«, erklärte Jane.
»Unfug, Schatz, du wirst jemanden heiraten, der reizend und standesgemäß ist«, entgegnete Ginger. »Du auch, Jane. Sassy, danke, dass du erst gar nicht solche lächerlichen Erklärungen abgibst.«
»Ich komme hier ja überhaupt nicht zu Wort«, gab Sassy zurück. »Vielleicht heirate ich nicht, wer weiß? Und was ist schon standesgemäß?«
»Standesgemäß bedeutet Brooks Overbeck«, sagte Jane, die ganz offensichtlich Unfrieden stiften wollte.
»Genau«, bestätigte Ginger. »Norrie, dieser Pepper ist kein Junge, sondern ein erwachsener Mann. Entweder spielt er mit dir und lässt dich irgendwann fallen –«
»Oh, da sollte er sich vorsehen«, sagte Daddy-o mit bebendem Kiefer.
»– oder er hat doch ernsthafte Absichten. Aber du willst dich jetzt noch nicht so fest an jemanden binden, Norrie. Dir entgehen all die tollen Jungs in deinem Alter, wie zum Beispiel Brooks. Wenn du erst mal zwanzig bist, hast du noch genug Zeit für Beziehungen mit Versagern, die kein Ziel vor Augen haben und sich einbilden, sie wären kreativ, die aber nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Und überhaupt, mit wem willst du denn zu all den Debütantinnenbällen dieses Jahr gehen? Doch nicht mit irgendeinem zerzausten Graduiertenstudenten, der nicht mal von hier ist. Er besitzt noch nicht mal einen ordentlichen Seersucker-Anzug, oder? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
Jane feixte triumphierend, denn diese Unterhaltung passte blendend zu ihrer Theorie von unserer bösen Familie.
»Ich habe keine Ahnung, welche Kleider er im Schrank hängen hat«, sagte ich. »Könnte durchaus sein, dass er dort die Uniform eines Kapitäns der Sternenflotte versteckt. Falls er die bei einer Debütantinnenparty tragen will, ist das seine Entscheidung.«
Ginger ging mir richtig auf den Geist. Daddy-o weniger, denn ihm sah man an, dass er sich wirklich Gedanken machte, bis sein Hirn irgendwann müde war und er sich wünschte, die ganze Diskussion möge sich in Luft auflösen. Ginger warf mir jedoch alle möglichen Knüppel in den Weg, alberne Hindernisse, die nur mit ihr und ihren Wünschen zu tun hatten.
»Beende es jetzt, Schatz. Das ist mein Rat. Dein kleines Abenteuer führt zu nichts.«
»Absolut meine Meinung«, sagte Daddy-o. »Mir ist unwohl bei der ganzen Sache. Der Gedanke, dass du mit einem Mann zusammen bist, der älter ist als mein ältester Sohn, gefällt mir nicht.« Er nahm seine Zeitung wieder auf und tauchte in ihre Tiefen ab; er wollte seine Hände in Unschuld waschen und sich wieder seinen weltfremden Beschäftigungen zuwenden. »Ich möchte dir nicht verbieten, ihn zu treffen, Norrie – gegen die Sehnsüchte des Herzens kann man schließlich kein Gesetz erlassen –, aber ich wünsche mir doch, dass du damit aufhörst und dass unser Leben wieder seinen gewohnten Lauf nehmen kann. Danke, Liebes.«
Ginger musterte mich lange. Dann sagte sie: »Norrie will nur Aufmerksamkeit erwecken, das ist alles. Wir sollen uns Sorgen machen und sie will ein bisschen den Aufstand proben. Ist es nicht so, Schatz? Bisher hast du überhaupt keine Anzeichen von Rebellion an den Tag gelegt, obwohl das in deinem Alter eigentlich alle machen.«
Sie wandte das Gesicht ab und schloss die Augen. »Und, Mädchen – das gilt für euch alle drei, und auch für dich, Alphonse: Ich hoffe, Almighty erfährt nichts davon. Sie braucht über die peinlichen Details deines Liebeslebens nichts zu wissen, Norrie. Es würde sie nur aufregen, und das möchte niemand.«
»Ganz sicher nicht. Das möchte niemand«, echote Daddy-o.
Siehst Du, wie wir Dinge vor Dir verheimlichen, Almighty? Aber jetzt erzähle ich Dir alles. Ich lasse nichts aus.
Ende der Unterhaltung. Daddy-o vergrub sich in seiner Zeitung und Ginger hielt sich den Arm vor Augen, als hätte sie schreckliche Kopfschmerzen. Sassy zuckte verlegen die Achseln. Jane grinste bösartig. Ich deutete zur Decke – das war der allgemeine Geheimcode für »Mein Zimmer, jetzt« – und wir drei liefen die Treppe hinauf, um eine Besprechung im Turm abzuhalten.
»Das ist noch nicht ausgestanden, oder?«, meinte Sassy auf der Treppe.
»Nein, bestimmt nicht«, sagte ich. »Übrigens, Jane, wehe, das landet in deinem dämlichen Blog.«
»Redefreiheit. Du kannst mir nicht vorschreiben, was
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