Die Bekenntnisse der Sullivan-Schwestern
klingen. »Das ist das Böse-Mädchen-Klo.«
Bibi und Tasha lachten im Hinausgehen. Kein Mensch nimmt meine Idee vom Böse-Mädchen-Klo ernst.
»Wann steigt denn ihre Party?«, fragte ich Bridget. »Hast du was mitbekommen?«
»Samstag.«
»Die können mich mal. Wir feiern unsere eigene Party bei mir zu Hause. Nur wir zwei. Und es wird tausendmal cooler als irgendeine öde Highschoolparty.«
»Oh ja«, bestätigte Bridget. Das sagt sie immer. Sie ist meine Jasagerin.
Manchmal ist eine Jasagerin ganz praktisch.
Drei
myevilfamily.com
Auf der falschen Seite des Amerikanischen Bürgerkriegs – der bösen nämlich
Ein anderer Zweig unserer Sippe ist die Norris-Familie. Auch sie kamen aus Irland nach Baltimore. Wilbur Norris wurde reich, indem er arme Leute übers Ohr haute. Er kaufte ihnen ihr Farmland billig ab und verkaufte es anschließend für ein Heidengeld an die B&O Railroad. Bald saß er im Vorstand der Eisenbahngesellschaft und scheffelte säckeweise Geld.
Ohne jemanden übers Ohr zu hauen, ist es ziemlich schwierig, reich zu werden. Das versuche ich hier zu demonstrieren.
Im Bürgerkrieg stellte sich Wilbur Norris auf die Seite der Südstaaten. Er besaß zwar keine Sklaven (ein paar meiner Vorfahren wahrscheinlich schon – niemand redet darüber, aber es kann eigentlich nicht anders gewesen sein. Hallo? Tabakplantage?), aber er wollte Geld verdienen und hatte Geschäftsinteressen im Süden (die zweifellos auf Sklaverei basierten).
Ich würde hier gern eine Pause einlegen und darauf hinweisen, dass wir über die VERSKLAVUNG von Menschen reden. Was ist infamer als Sklaverei? Nichts, außer vielleicht Völkermord.
Wilbur Norris erbaute das Haus, in dem meine Familie heute lebt. Seine Tochter, Evangeline, lebte im Turmzimmer, genau dem Zimmer, in dem meine Schwester in diesem Moment schläft. Wie meine Schwester heißt? Norrie – die Kurzform von Norris. Und so schließt sich der Kreis ...
Während des Bürgerkriegs war Baltimore von den Yankees, den Truppen der Nordstaaten, besetzt, doch die Soldaten der Konföderierten kampierten im Anne Arundel County direkt vor der Stadt. Wenn sie ein Teleskop benutzten, konnten die Konföderiertensoldaten das Licht im Turmzimmer unseres Hauses sehen. Evangeline war in einen Jungen verknallt, der für die Konföderierten spionierte. Er hieß Russell Pinkney und schlich sich immer nachts in Evangelines Turm und gab seinen Truppen im Anne Arundel County heimlich Signale. Irgendwann schnappten ihn die Yankees und steckten ihn eine Weile ins Fort McHenry, was dazu führte, dass er die zweite Hälfte seines letzten Highschooljahres verpasste und seinen Abschluss mit Verspätung machte. Er kann von Glück sagen, dass ihm nichts Schlimmeres passiert ist.
Meine Ahnin half einem Spion der Konföderierten. In meinem Haus wurde früher die Sache der Konföderation unterstützt. Selbst das Haus, in dem ich lebe, blickt also auf eine Geschichte des Bösen zurück. Ich entkomme ihm nicht. Ich hoffe, es sickert nicht irgendwie in Form von Böse-Luft-Molekülen durch meine Haut.
Demnächst: Böse? Willkommen im 20. Jahrhundert.
JANE IST OFF.
KOMMENTARE:
Sully:
Hey, Jane, was soll der Scheiß?
myevilfamily:
Es ist die WAHRHEIT, Bruder. Mach die Augen auf!
Jedes Zwischenzeugnis, das ich bekomme, enthält irgendeine Bemerkung in die Richtung »Jane hat Probleme mit Autorität«. Dazu sagt Daddy-o grundsätzlich: »So ist’s richtig – zeig’s ihnen!«, das ist so peinlich.
Ginger seufzt immer und fügt hinzu: »Schatz, wenn ich dir einen Tipp geben darf: Heuchle Gehorsam, bis du deinen Abschluss hast. Halt einfach den Mund und sag zu allem, was die Nonnen erzählen, Ja und Amen. So vergeudest du keine kostbare Zeit mit Nachsitzen und so weiter. Danach kannst du nach Herzenslust den Aufstand proben. Okay?«
Ich verstehe, worauf Ginger hinauswill – schwäche das System von innen heraus –, aber ich kriege es einfach nicht hin. Der Ärger fing in der zweiten Klasse an, als ich meine Erstkommunion hatte. Schwester Madeleine erzählte uns, dass, sobald wir die Kommunion empfingen, Jesus in uns leben würde. Ich fürchtete mich wirklich vor dem Tag, an dem Jesus, egal, wie wundervoll er angeblich war, in meinen Körper einziehen würde. Vermutlich nahm ich die ganze Sache zu wörtlich. Doch sobald sich die Oblate in meinem Mund auflöste, fühlte ich es. Er steckte irgendwo dadrin, schwebte in meinem Magen herum, bewegte sich auf dem Weg zu meinem Herzen durch
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