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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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quittierte das mit einem spöttischen Blick. »Wie ich sehe, schlummern in Euch Talente, die ich in keiner Frau zu finden geglaubt hätte! Am wenigsten bei einer, wie Ihr es seid!«
    Â»Das sagt mehr über Eure fehlende Fantasie als über mich!«, murmelte Barbara. Selbst in dieser wahrhaft brenzligen Lage musste Magnus sie mit seinen anzüglichen Bemerkungen belästigen.
    Der Wolf knurrte. Valdas beruhigte ihn, indem er sich neben ihn kniete und ihm das Fell kraulte. »Ganz ruhig, mein Junge!«, raunte der Einsiedler ihm zu. Das Tier schien zu ahnen, dass es in dieser Auseinandersetzung eine wesentliche Rolle spielte. Barbara suchte mit ihrem Blick den Pfarrer und fand ihn schließlich. Er hielt sich ziemlich weit im Hintergrund.
    Drei Männer rückten jetzt vor. Mit einer fließenden Bewegung nahm Erich einen Pfeil aus dem Köcher, den er sich an der Seite befestigt hatte, legte ihn ein, spannte den Bogen mit einer Leichtigkeit, wie sie nur langjährige Übung hervorbringen konnte, und ließ das Geschoss durch die Luft zischen. Zitternd blieb es eine Handbreit vor einem der Männer stecken. Alle drei Männer waren jetzt wie versteinert.
    Â»Wenn jemand glaubt, er müsste unbedingt einen Pfeil abbekommen, dann sollte er so etwas ruhig noch einmal probieren!«, rief Erich. Die Antwort war Schweigen – und das war unter Umständen schon der halbe Sieg. Die zusammengerotteten
Bewohner Nybys starrten ihn fassungslos an, aber noch mehr Respekt hatten sie offenbar vor Valdas und seinem Wolf.
    Sie wichen zurück und wirkten dabei sehr vorsichtig.
    Â»Verschwindet endlich! Was fällt euch ein, dass ihr einen der Euren überfallt!«, ergriff Erich wieder das Wort. »Eine Schande ist das!« Er ging einfach davon aus, dass die meisten dieser Menschen ihn verstehen konnten.
    Â»Eine Schande ist, was für gottlose, vom Satan verhexte Gäste du bevorzugst!«, rief jetzt Bjarne. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir wollen, dass der Mannwolf verschwindet!«
    Prompt wurden die Menschen wieder unruhig. Magnus versuchte nun besänftigend auf die Menge einzureden. Er tat das abwechselnd auf Dänisch und Platt, denn unter der aufgebrachten Meute waren auch viele der im Dorf lebenden semgallischen Bauern – und die konnten, abgesehen von ihrer eigenen Sprache, im Allgemeinen besser Düdesch als Dänisch sprechen.
    Aber immer wieder wurde Magnus von lauten Rufen unterbrochen. Seine Beteuerung, seine Gäste hätten sowieso die Absicht, das Dorf an diesem Morgen zu verlassen, schien sie nicht weiter zu beeindrucken.
    Ihre Gesichter waren gleichermaßen von Hass und Furcht geprägt. Valdas’ Wolf stand knurrend da, und wahrscheinlich war es ihm zu verdanken, dass sich die aufgehetzte Menge nicht schon längst über die Fremden hergemacht hatte.
    Erich trat nach vorn. Er deutete auf Bjarne, den er wohl als den Anführer des Mobs ausfindig gemacht hatte, auch wenn zu vermuten war, dass letztlich der Pfarrer eine nicht unwesentliche Rolle dabei gespielt hatte, diese Menschen aufzuwiegeln.
    Â»Du! Du bist doch Bjarne!«
    Der Mann machte unverzüglich ein Kreuzeszeichen, mit dem er offensichtlich verhindern wollte, dass Erich ihn womöglich
verhexte. »Weiche von mir!«, rief er in akzentschwerem Platt. »Weg mit dir, Satan!«
    Â»Ich will dir etwas zeigen! Also komm her!«, forderte Erich.
    Innerhalb weniger Augenblicke herrschte ein angestrengtes Schweigen. Alle Blicke waren auf den Ritter gerichtet, der jetzt vollkommen furchtlos einen Schritt auf Bjarne zuging. Den Bogen hatte er in die linke Hand genommen. Mit seiner Rechten holte er etwas unter der Kleidung hervor. »Komm her!«, forderte er noch einmal. »Komm her und sieh, wem du gehorchen solltest! Oder hast du keinen Mut?«
    Bjarne wagte sich nur zögernd dem Ritter entgegen. Immer wieder schielte er zu dem Wolf hinüber. Dann stand Erich vor ihm und öffnete die Faust. Das Amulett mit den drei schwarz emaillierten Kreuzen lag darin.
    Â»Du trägst eines in Bronze …«
    Instinktiv griff Bjarne sich an die Brust, wo er das Amulett wohl unter der Kleidung verborgen trug. »Woher …?«
    Â»Ich weiß es eben.«
    Â»Aber …«
    Â»Gold steht über der Bronze.«
    Bjarne schluckte. »Es ist wahr«, gab er zu. »Ich habe geschworen zu gehorchen …«
    Â»Schick die Leute fort! Auf dich werden sie

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