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Die Bernsteinhandlerin

Titel: Die Bernsteinhandlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walden Conny
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gewöhnen musste. Die Einrichtung bestand nur aus dem Allernötigsten: ein Tisch, Stühle, ein paar Strohsäcke als Betten für die Kinder und ein Alkoven, in dem der Burgwächter und sein Weib geschlafen hatten.
    Â»Wie ist dein Name?«, fragte Johannes.
    Â»Maria.«
    Â»Wie die Mutter unseres Herrn.«
    Â»Ja.«
    Â»Der Segen der Heiligen Jungfrau sei mit dir, auch wenn ich dir nicht versprechen kann, dass er auch mit der Seele deines
Mannes sein wird.« Johannes schloss die Tür hinter sich, damit man draußen von ihrem Gespräch nicht mehr als nötig mitbekäme.
    Irritiert sah Maria den Ritterbruder an. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und schüttelte verständnislos den Kopf. »Was wollt Ihr damit sagen?«, verlangte sie zu wissen. »Warum macht Ihr mir mit diesen Worten so viel Angst, wo ich doch anderweitig schon Grund genug habe, mich zu fürchten, wenn ich auf das Elend sehe, das meinen Kindern und mir jetzt bevorsteht?« Während sie das aussprach, bekreuzigte sie sich.
    Â»Ich sage nur die Wahrheit«, erklärte Johannes. »Und früher oder später wird sie sich auch in der Stadt herumsprechen und bis in diese Quartiere gelangen … Dein Mann hat versucht, mich zu töten, und ich hatte keine andere Wahl, als mich zu verteidigen.«
    Maria stierte den Kreuzritter daraufhin an, als wäre er ein wildes Tier, das ihr im Wald begegnete.
    Â»Ihr seid hierher gekommen, um mir zu beichten, dass Ihr meinen Mann umgebracht habt!«, stieß sie dann hervor. Ihre Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. »Was seid Ihr nur für ein Mensch?«
    Â»Hast du nicht verstanden? Dein Mann hat versucht, mich umzubringen. Mit einem Dolch hat er sich auf mich gestürzt, und um ein Haar wäre es ihm auch gelungen! Die Wunde, die er mir beigebracht hat, schmerzt noch immer wie die Hölle! Also wirst du vielleicht Verständnis dafür aufbringen, dass mein Mitleid in erster Linie mir selbst und nicht deinem Mann gilt! Ich könnte dich und deine Kinder mitnehmen und einsperren. Man könnte dir auch den Prozess oben auf der Burg machen, denn schließlich liegt es nahe, dass du in den Mordplan eingeweiht warst.«

    Â»Nein, das ist nicht wahr!«
    Â»Dann erzähle mir, was wahr ist. Ich will alles wissen! Insbesondere interessiert mich, mit wem sich dein Mann zuletzt getroffen hat, wer ihm Geld gegeben hat und so weiter. Ich nehme nämlich an, dass er den Mordanschlag auf mich verübt hat, weil ihm dafür Geld angeboten worden ist.«
    Â»Davon weiß ich nichts«, behauptete die Frau. »Mein Mann kümmerte sich um unser Auskommen, und ich habe die Kinder versorgt. Ab und zu habe ich mit Flechtwerk oder dem Besticken von Decken und anderen Handarbeiten auch etwas dazu beigetragen.«
    Johannes trat nun auf Maria zu. Sie schaute ihn mit einer Feindseligkeit an, die der Inspector des Hochmeisters selten bei irgendeinem anderen Menschen zuvor gesehen hatte – selbst bei den meisten nicht, denen er mit dem Schwert begegnet war.
    Â»So nehmt mich meinetwegen mit und lasst mich mit glühenden Eisen martern, wenn Ihr glaubt, dass ich das verdient habe. Aber meine Kinder solltet Ihr gnädigerweise verschonen!«
    Â»Es ist nicht meine Absicht, dir irgendeine Unbill zu bereiten, Weib. Wenngleich die Folter dir gewiss manche Wahrheit entlocken könnte, so ist mir doch bewusst, dass dies viel zu spät käme. Ich brauche deine Hilfe jetzt! Sonst wird man keines von den Strolchen, die den Mordanschlag in Auftrag gaben, mehr habhaft werden, weil sie dann über alle Berge sind! Ich glaube nicht, dass dein Mann aus eigenem Antrieb gehandelt hat!«
    Â»Was wollt Ihr genau wissen, Herr?«, lenkte Maria nun ein wenig ein.
    Â»Mit wem war dein Mann in letzter Zeit zusammen? Hat ihm jemand in letzter Zeit eine größere Summe übergeben? Ist
dir sonst irgendetwas seltsam an seinem Umgang vorgekommen?«
    Maria bewegte ihren Kopf leicht hin und her, während sie überlegte. »Er hat ein Extrageld vom Tressler des Ordens bekommen …«
    Â»Das kann ich nur schwerlich glauben. Solche Gelder wurden in letzter Zeit nicht verteilt, das habe ich überprüft! Jedenfalls ist darüber nichts aufgezeichnet worden.«
    Maria fasste sich jetzt etwas und rieb die Handflächen gegeneinander. Ihr Blick schien durch den Inspector des Hochmeisters hindurchzugehen, als wäre er

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