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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Kirchengemeinde und die Mitgliedschaft in verschiedenen gemeinnützigen Organisationen und der American Rifle Association besonders hervorgehoben wurden. In noch kleinerer Schrift wurde eine beeindruckende Anzahl von Privatpersonen und Organisationen genannt, die seine Kandidatur unterstützten: Selbsthilfegruppen, konservative christliche Aktivisten, Pastoren und Verbände, die den Rest der Menschheit zu repräsentieren schienen; Ärzte, Krankenschwestern, Krankenhäuser, Zahnärzte, Pflegeheime, Apotheker, Einzelhändler, Immobilienmakler, Banken, Spar- und Darlehenskassen, Finanzierungsunternehmen, Brokerfirmen, Hypothekenbanken, Versicherungsunternehmen (Gesundheit, Leben, Kranken, Feuer, Unfall, Haftpflicht), Straßenbauunternehmen, Architekten, Energieversorger, Erdgasproduzenten und drei »Legislativverbindungsgruppen«, hinter denen die Hersteller so gut wie aller Produkte, die man in einem Geschäft kaufen konnte, steckten.
    Anders ausgedrückt, jeder, der verklagt werden konnte und deshalb Versicherungsprämien zahlte. Die Liste stank nach Geld und verkündete, dass Ron Fisk, ein bis dato völlig unbekannter Anwalt, jetzt als ernst zu nehmender Kandidat galt.
    Die Anzeigen kosteten zwölftausend Dollar im Clarion-Ledgervon Jackson, neuntausend Dollar im Sun Heraldvon Biloxi und fünftausend Dollar in der Hattiesburjj American.
    Nach zwei Tagen waren etwa vierhundertfünfzigtausend Dollar für Rons Kampagne ausgegeben worden, ohne Reisespesen und die Kosten für das Flugzeug und die E-Mail-Aktion. Der größte Teil des Geldes war für Direktmailings verwendet worden.
    Ron verbrachte den Rest des Dienstags und den Mittwoch an der Küste, und jede einzelne Minute seines Aufenthalts war genau geplant. Wahlkampagnen starteten in der Regel mit Verspätung, aber nicht, wenn Tony die Organisation übernahm. Ron gab seine Kandidatur vor den Gerichten der Countys Jackson und Hancock bekannt, betete mit Predigern, besuchte Dutzende von Anwaltskanzleien, verteilte auf einigen belebten Straßen seine Broschüren und schüttelte Hände. Er bekam sogar Gelegenheit, sein erstes Baby zu küssen. Und alles wurde von einer Filmcrew festgehalten.
    Am Donnerstag machte Ron sechs weitere Stopps im südlichen Mississippi, dann eilte er nach Brookhaven zurück, wo er sich schnell umzog. Das Spiel begann um 18.00 Uhr. Doreen war mit den Kindern schon vorausgegangen. Die Raiders wärmten sich auf, und Josh war gerade am Werfen. Das Team stand am Rand des Spielfelds und hörte einem Assistenten zu, als Trainer Fisk hereinkam und die Führung übernahm.
    Die Tribüne war gut gefüllt. Ron fühlte sich schon wie ein Prominenter.
    Anstatt in Gesetzesbüchern zu recherchieren, verbrachten die beiden Angestellten von Richterin McCarthy den Tag damit, Presseberichte über Ron Fisks Kandidatur zu sammeln. Sie schnitten die ganzseitigen Anzeigen aus den verschiedenen Zeitungen aus, suchten online nach Nachrichten und druckten die Meldungen aus. Je dicker der Stapel Papier wurde, desto schlechter wurde ihre Laune.
    Sheila versuchte, ihre Arbeit zu machen, als wäre alles wie sonst. Der Himmel stürzte ein, doch sie zog es vor, das zu ignorieren. Privat - und das bedeutete in der Regel eine Besprechung mit Big Mac hinter verschlossener Tür - zeigte sie sich überfahren und schockiert. Fisk gab anscheinend Millionen Dollar für seinen Wahlkampfaus, und sie hatte so gut wie nichts vorzuweisen.
    Clete Coley hatte sie davon überzeugt, dass sie keine echte Konkurrenz hatte. Fisks Kandidatur war so brillant geplant und lanciert worden, dass sie sich fühlte, als hätte sie schon verloren.
    Der Vorstand der Mississippi Trial Advocates traf sich am späten Donnerstagnachmittag zu einer Krisensitzung. Der Präsident des Verbands war Bobby Neal, ein erfahrener Prozessanwalt mit langjähriger Mitgliedschaft im MTA. Von den zwölf Vorstandsmitgliedern waren achtzehn anwesend, so viele wie schon seit Jahren nicht mehr.
    Aufgrund der Art des Verbands setzte sich der Vorstand aus nervösen und äußerst eigensinnigen Anwälten zusammen, die nach ihren eigenen Regeln arbeiteten. Nur wenige von ihnen hatten jemals einen Chef gehabt. Die meisten hatten sich mit Zähnen und Klauen aus den unteren Rängen ihres Berufsstandes nach oben gekämpft und waren inzwischen hoch angesehen - zumindest glaubten sie, dass dem so war. Für sie gab es nichts Nobleres, als die Armen, die Verletzten, die Unerwünschten, die Gebeutelten zu vertreten.
    Eine Vorstandssitzung war

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