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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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in der Regel sehr lang und sehr laut und fing so gut wie immer damit an, dass jeder der Anwesenden das Wort verlangte - bei einer normalen Sitzung. Doch dieses Mal war es eine rasch anberaumte Krisensitzung, und die Vorstandsmitglieder standen mit dem Rücken zur Wand, weil plötzlich die Gefahr bestand, einen ihrer zuverlässigsten Verbündeten im Supreme Court zu verlieren. Alle achtzehn fingen sofort an, miteinander zu streiten. Jeder hatte eine Lösung. Barbara Mellinger und Skip Sanchez saßen stumm in der Ecke. Es wurde kein Alkohol serviert. Kein Koffein. Nur Wasser.
    Nach einer turbulenten halben Stunde gelang es Bobby Neal, zumindest den Anschein von Ordnung herzustellen. Er bekam die Aufmerksamkeit seiner Kollegen, als er sie informierte, am Morgen eine Stunde mit Richterin McCarthy gesprochen zu haben. »Sie ist bester Stimmung«, sagte er mit einem Lächeln. Damit war er einer der wenigen am Tisch, die an diesem Nachmittag lächeln konnten. »Sie macht ihre Arbeit und will sich eigentlich nicht ablenken lassen. Aber sie weiß auch, wie es in der Politik zugeht, und hat mehr als einmal gesagt, dass sie eine aggressive Kampagne führen wird und fest entschlossen ist zu gewinnen. Ich habe ihr unsere volle Unterstützung zugesagt.«
    Nach einer kurzen Pause wurde er deutlicher. »Allerdings hat mich unsere Besprechung schon etwas beunruhigt. Clete Coley hat seine Kandidatur vor vier Wochen bekannt gegeben, aber Richterin McCarthy hat nicht einmal einen Wahlkampfleiter. Sie hat ein paar Spenden einsammeln können, aber sie will nicht sagen, wie viel es ist. Ich habe den Eindruck, dass sie sich nach der Sache mit Coley nur zurückgelehnt und sich eingeredet hat, er wäre ein Spinner, den man nicht ernst zu nehmen braucht. Sie hat gedacht, dass sie das aussitzen kann. Inzwischen denkt sie anders. Sie ist aufgewacht, und jetzt versucht sie verzweifelt, den Anschluss zu finden. Wie wir aus Erfahrung wissen, gibt es in dem Lager, von dem sie unterstützt wird, nicht viel Geld - bis auf unseres.«
    »Es wird eine Million Dollar kosten, um diesen Kerl zu schlagen«, sagte jemand. Die Bemerkung ging in spöttischen Bemerkungen unter. Eine Million reiche bei Weitem nicht. Die Befürworter einer Reform des Schadenersatzrechts hätten für ihre Kampagne zwei Millionen Dollar ausgegeben und wegen dreitausend Stimmen verloren. Dieses Mal würden sie noch mehr aufbringen, weil sie besser organisiert und stocksauer seien. Außerdem sei der Kerl, der gegen McElwayne angetreten sei, ein Versager gewesen, der noch nie im Leben einen Gerichtssaal von innen gesehen und in den letzten zehn Jahren Politikwissenschaften an einem Juniorcollege unterrichtet habe. Fisk dagegen sei ein richtiger Anwalt.
    Also unterhielten sie sich noch eine Weile über Fisk, was dazu ausartete, dass mindestens vier verschiedene Diskussionen gleichzeitig geführt wurden.
    Bobby Neal klopfte an sein Wasserglas und versuchte, sich Gehör zu schaffen. »Der Vorstand hat zwanzig Mitglieder. Wenn jeder von uns zehntausend Dollar spendet, jetzt, sofort, kann McCarthys Kampagne zumindest organisiert werden.«
    Schlagartig wurde es still. Hände griffen zu Wassergläsern. Augen zuckten nach links und rechts und suchten andere Augen, um herauszufinden, ob diese dem kühnen Vorschlag zustimmten oder nicht.
    Am unteren Ende des Konferenztisches brüllte jemand: »Das ist doch lächerlich!« Die Lichter flackerten. Die Lüftung der Klimaanlage schaltete sich ab. Aller Augen lagen auf Willy Benton, einem klein gewachsenen, irischstämmigen Temperamentsbolzen aus Biloxi. Benton stand langsam auf und breitete die Arme aus. Sie kannten seine leidenschaftlichen Appelle und machten sich darauf gefasst, jetzt einen davon über sich ergehen lassen zu müssen. Geschworene fanden den Mann unwiderstehlich.
    »Meine Herren, meine Dame, das ist der Anfang vom Ende. Wir dürfen uns nichts vormachen. Die Mächte des Bösen, die uns aus den Gerichtssälen vertreiben und unseren Mandanten ihre Rechte rauben wollen, diese der Privatwirtschaft hörige Lobby, die langsam und systematisch durch das Land marschiert und sich einen Sitz im Supreme Court nach dem anderen kauft, dieser Haufen von Arschlöchern ist jetzt hier und hämmert an unsere Tür. Sie haben die Namen in den Anzeigen gesehen, die Fisk geschaltet hat. Es sind lauter Schwachköpfe, aber sie haben Geld. Wir haben, glaube ich, eine sichere Ein-Stimmen-Mehrheit im Supreme Court, und trotzdem sitzen wir hier, die einzige

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