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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Zeit mehr, sich in den Wahlkampf seiner Kollegen einzumischen, wie er das sonst zu tun pflegte. Für nur einhunderttausend Dollar, die als völlig legale und ganz offizielle Wahlkampfspende an Hoover gingen, hatte Richter Harrison jetzt seine liebe Not mit einem ganz anderen und erheblich ernsteren Problem.
    Rinehart schlug an mehreren Fronten zu. Für seinen nächsten Angriff suchte er sich einen schönen Tag Ende Juni aus.
    Drei Monate früher waren still und leise zwei schwule Männer, AI Meyerchec und Billy Spano, nach Jackson gekommen. Sie mieteten sich eine kleine Wohnung in der Nähe des Millsaps College, ließen sich als Wähler registrieren und besorgten sich Führerscheine des Staates Mississippi. Die alten Führerscheine waren aus Illinois. Die beiden behaupteten, selbstständige Illustratoren zu sein und zu Hause zu arbeiten. Sie blieben für sich und redeten mit niemandem.
    Am 24. Juni betraten sie die Geschäftsstelle des Circuit Court von Hinds County und verlangten die Formulare, mit denen eine Heiratserlaubnis angefordert wurde. Die Angestellte verweigerte dies und versuchte zu erklären, dass die Gesetze des Staates Mississippi keine gleichgeschlechtliche Ehe erlaubten. Die Diskussion wurde immer lauter, Meyerchec und Spano gaben ihrem Unmut Ausdruck, schließlich gingen sie wieder. Dann riefen sie einen Reporter des Clarion-Ledßer an und erzählten ihm ihre Version der Geschichte.
    Am nächsten Tag suchten sie in Begleitung des Reporters und eines Fotografen erneut das Gericht auf und verlangten noch einmal die Formulare. Als man sie ihnen nicht geben wollte, fingen sie an zu brüllen und drohten mit einer Klage. Am Tag darauf schaffte es der Vorfall auf die Titelseite der Zeitung, zusammen mit einem Foto der beiden Männer, auf dem zu sehen war, wie sie die arme Angestellte beschimpften. Sie beauftragten einen radikalen Anwalt mit ihrer Vertretung, zahlten ihm zehntausend Dollar und machten ihre Drohung wahr, vor Gericht zu ziehen. Auch die Klage schaffte es auf die Titelseite der Zeitung.
    Es war schockierend. Berichte über homosexuelle Paare, die versuchten, eine rechtmäßige Ehe miteinander einzugehen, waren in Staaten wie New York, Massachusetts und Kalifornien zwar an der Tagesordnung, doch in Mississippi war so etwas noch nie vorgekommen. Was war nur aus dieser Welt geworden?
    In einem Artikel, der einige Tage später erschien, wurde berichtet, dass die beiden Männer gerade erst nach Jackson gezogen, in der Schwulenszene der Stadt völlig unbekannt seien und keinerlei Bindungen zu einem Unternehmen, einer Familie oder etwas anderem im Staate Mississippi hätten. Deutliche und sehr anschauliche Worte kamen von jenen, von denen so etwas erwartet wurde. Ein Senator erklärte, dass diese Dinge von den Gesetzen des Staates geregelt und besagte Gesetze nicht geändert würden, jedenfalls nicht, solange er in der Legislative etwas zu sagen habe. Meyerchec und Spano waren für einen Kommentar nicht verfügbar. Ihr Anwalt sagte, die beiden seien oft geschäftlich unterwegs. In Wirklichkeit waren sie wieder in Chicago, wo der eine als Innenarchitekt arbeitete und der andere eine Bar besaß. Sie hatten vor, ihren Wohnsitz in Mississippi zu behalten, und wollten nur zurückkehren, wenn dies aufgrund des Gerichtsverfahrens notwendig war.
    Kurz darauf wurde Jackson von einem anderen brutalen Verbrechen erschüttert. Drei Bandenmitglieder, alle mit Sturmgewehren bewaffnet, verschafften sich Zugang zu einer von etwa zwanzig illegalen Einwanderern aus Mexiko gemieteten Doppelhaushälfte. Von den Mexikanern war bekannt, dass sie achtzehn Stunden am Tag arbeiteten, jeden Cent sparten und das Geld einmal im Monat nach Hause schickten. Überfälle dieser Art waren in Jackson und anderen Städten im Süden nichts Ungewöhnliches. Während die Mexikaner hektisch Bargeld unter den Bodendielen und aus Verstecken in den Wänden hervorzogen, hysterisch auf Spanisch kreischten und von den Männern mit den Gewehren auf Englisch angebrüllt wurden, zog einer der Mexikaner eine Pistole und gab ein paar Schüsse ab, die jedoch niemanden trafen. Das Feuer wurde erwidert, und aus einem Überfall wurde ein bestialisches Blutbad. Als die Schüsse aufhörten, waren vier der Mexikaner tot, drei verletzt und die Täter entkommen. Erbeutet hatten sie etwa achthundert Dollar, was die Polizei aber nie bestätigen konnte.
    Barry Rinehart konnte zwar nicht behaupten, dass die Idee zu dem Überfall von ihm stammte, aber er war

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