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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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gezeigt. Wissen Sie, was ich meine? Jede kleine Stadt braucht gelegentlich Anwälte, die als Stadtrichter oder Verkehrsrichter arbeiten, und als wir jünger waren, haben wir uns alle verpflichtet gefühlt, so etwas zu machen. Dieser Fisk nicht. Jedes kleine County braucht Anwälte, die am Jugendgericht oder am Drogengericht aushelfen, und jene von uns, die Richter werden wollten, haben sich freiwillig dazu gemeldet. Irgendwo muss man ja anfangen. Dieser Fisk nicht. Ich wette, dass er noch kein einziges Mal im Stadtgericht von Brookhaven oder im Jugendgericht des Lincoln County gewesen ist. Aber eines Tages wacht er morgens auf, beschließt, dass er jetzt unbedingt Richter werden will, und sucht sich dafür auch noch das höchste Gericht im Staat aus. Das ist eine Beleidigung für Richter wie uns, die sich in diesem System abmühen und dafür sorgen, dass es funktioniert.«
    »Ich glaube nicht, dass die Kandidatur seine Idee gewesen ist.«
    »Nein, er ist rekrutiert worden. Das macht das Ganze noch schändlicher. Sie suchen sich einen Grünschnabel mit einem netten Lächeln aus, der keine Leichen im Keller hat, und vermarkten ihn. Das ist Politik. Aber es sollte nicht das Gerichtssystem verderben.«
    »Wir haben sie vor zwei Jahren mit McElwayne geschlagen.«
    »Dann sind Sie also optimistisch?«
    »Nein, Richter Harrison. Ich habe panische Angst. Seit Fisk seine Kandidatur bekannt gegeben hat, habe ich nicht mehr gut geschlafen, und ich werde erst wieder gut schlafen, wenn er besiegt ist. Wir sind bankrott und verschuldet, daher können wir keinen Scheck ausstellen, aber jeder Mitarbeiter unserer Kanzlei hat sich bereit erklärt, eine Stunde pro Tag an Haustüren zu klopfen, Broschüren zu verteilen, Vorgartenschilder aufzustellen und Telefonanrufe zu machen. Wir haben Briefe an unsere Mandanten geschrieben. Wir haben unsere Freunde bekniet. Wir haben Bowmore organisiert. Wir tun alles, was wir können, denn wenn wir den Baker-Fall verlieren, haben wir keine Zukunft mehr.«
    »Wie weit ist die Berufung?«
    »Die Schriftsätze sind eingereicht. Es ist alles fertig, und wir warten nur noch darauf, dass das Gericht uns sagt, wann -und ob - es eine mündliche Erörterung haben will. Vermutlich Anfang nächsten Jahres.«
    »Gibt es denn keine Chance auf eine Entscheidung vor der Wahl?«
    »Nicht die geringste. Unser Fall ist der wichtigste auf der Prozessliste, aber das glaubt jeder Anwalt. Wie Sie wissen, hat das Gericht seinen eigenen Terminplan. Es lässt sich von niemandem drängen.«
    Sie nahmen ihren Eiskaffee mit nach draußen, wo sie den kleinen Gemüsegarten des Richters besichtigten. Das Thermometer zeigte achtunddreißig Grad. Für Wes war es Zeit zu gehen. Sie verabschiedeten sich auf der Veranda vor dem Haus. Als Wes davonfuhr, konnte er nicht umhin, sich Sorgen um Richter Harrison zu machen. Harrison dachte mehr über Sheila McCarthys Wahlkampf nach als über seinen eigenen.
    Bei der Anhörung ging es um einen Antrag auf Klageabweisung, der vom Hinds County eingereicht worden war. Den Vorsitz führte Richter Phil Shingleton. Sein Gerichtssaal war klein und gut organisiert, mit Eichenholz und den obligatorischen, längst verblichenen Porträts schon lange vergessener Richter an den Wänden. Es gab keine Bank für die Geschworenen, da Geschworenenprozesse in einem Chancery Court nicht vorgesehen waren. Nur selten kamen viele Zuschauer, doch bei dieser Anhörung war jeder Platz besetzt.
    Meyerchec und Spano, die aus Chicago angereist waren, saßen zusammen mit ihrem radikalen Anwalt an einem Tisch. Am anderen hatten zwei junge Frauen Platz genommen, die das County vertraten. Richter Shingleton rief zur Ordnung, begrüßte die zahlreich erschienenen Zuschauer, gab sich erstaunt über das große Interesse der Medien und sah sich die Akte an. Zwei Gerichtszeichner begannen, Meyerchec und Spano auf Papier zu bannen. Alle warteten gespannt, während Shingleton durch die Unterlagen blätterte, als hätte er sie noch nie gesehen. Genau genommen hatte er sie unzählige Male gelesen und seine Entscheidung bereits geschrieben.
    »Ich frage das jetzt aus reiner Neugier«, sagte er, ohne den Blick zu heben. »Warum haben Sie Ihre Klage beim Chancery Court eingereicht?«
    Der radikale Anwalt erhob sich und sagte: »Es geht uns um Gleichberechtigung, Euer Ehren. Und wir wussten, dass wir hier einen gerechten Prozess bekommen.« Die Bemerkung war humorvoll gemeint, verfehlte aber ihre Wirkung.
    Die Klage war beim Chancery

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