Die Berufung
würden die Spots, in denen man über sie herfiel, gesendet werden, und es würde kein Erbarmen geben. Die Großunternehmen würden Millionen ausgeben, um sie zu besiegen, doch sie habe Vertrauen in die Wähler.
Barry Rinehart war von Sheila McCarthys Reaktion beeindruckt. Und er war begeistert davon, dass die Kampagne der Prozessanwälte an Fahrt gewann und so viel Geld zusammenkam. Er wollte, dass sie Geld verbrannten. Seinen Schätzungen nach würde die McCarthy-Kampagne zwei Millionen Dollar kosten, von denen neunzig Prozent von den Prozessanwälten kommen würden.
Fisk konnte diese Summe mit Leichtigkeit verdoppeln.
Sein nächstes Direktmailing war ein Schlag unter die Gürtellinie und würde den weiteren Verlauf der Kampagne bestimmen. Barry wartete eine Woche, damit sich der Staub legen konnte, den ihre erste Runde aufgewirbelt hatte.
Das Schreiben kam von Ron Fisk persönlich und trug den Briefkopf seiner Kampagne, unter dem ein Foto der gut aussehenden Familie Fisk abgedruckt war. Die Unheil verkündende Überschrift lautete: »Supreme Court von Mississippi entscheidet über Homosexuellenehe.«
Nach einer herzlichen Begrüßung vergeudete Ron keine Zeit und kam sofort zur Sache. Bei dem Fall Meyerchec und Spano gegen Hinds County gehe es um zwei schwule Männer, die einander heiraten wollten, und darüber werde im nächsten Jahr der Supreme Court entscheiden. Er, Ron Fisk - Christ, Ehemann, Vater, Anwalt -, sei entschieden gegen gleichgeschlechtliche Ehen, und diese Ansicht werde er auch im Supreme Court vertreten. Für ihn sei ein solcher Bund abartig, sündhaft, wider die Lehre der Bibel und in vielerlei Hinsicht schädlich für die Gesellschaft.
In der Mitte des Briefes holte Ron sich Verstärkung von dem allseits bekannten Reverend David Wilfong, einem landesweit bekannten Großmaul mit einer Radiosendung, die eine große Anhängerschaft hatte. Wilfong verdammte die Bemühungen, die Gesetze zu verdrehen und sich wieder einmal den Wünschen einer unmoralischen Minderheit zu beugen. Er verurteilte liberale Richter, die sich bei ihren Entscheidungen von ihrer privaten Meinung leiten ließen. Er rief die anständigen, gottesfürchtigen Menschen von Mississippi, die »Leib und Seele des frommen Südens« seien, dazu auf, Männer wie Ron Fisk zu unterstützen und auf diese Weise die heiligen Gesetze des Staates zu schützen.
Die Schelte gegen liberale Richter wurde bis zum Ende des Briefs durchgezogen. Fisk verabschiedete sich, indem er noch einmal versicherte, dem Volk als konservative, vernünftige Stimme dienen zu wollen.
Sheila McCarthy las den Brief mit Nat zusammen, und keiner der beiden wusste, wie ihr nächster Schritt aussehen sollte. Ihr Name wurde kein einziges Mal erwähnt, was aber auch nicht notwendig war. Fisk meinte mit Sicherheit nicht Clete Coley, wenn er von Liberalen sprach.
»Das ist tödlich«, sagte Nat außer sich. »Er hat sich das Thema unter den Nagel gerissen, und wenn Sie mitreden wollen, müssten Sie noch mehr gegen Homosexuelle hetzen als er.«
»Das werde ich nicht tun.«
»Ich weiß.«
»Es geht einfach nicht, dass ein Mitglied des Gerichts oder jemand, der es werden will, so unverblümt sagt, wie er in der Zukunft einen Fall entscheiden wird.«
»Das ist nur der Anfang.«
Sie waren in dem kleinen Abstellraum, den Nat sein Büro nannte. Die Tür war geschlossen, niemand hörte zu. Im Raum nebenan waren ein Dutzend freiwillige Helfer bei der Arbeit. Andauernd klingelte ein Telefon.
»Ich glaube nicht, dass wir darauf reagieren sollten«, sagte Nat.
»Und warum nicht?«
»Was wollen Sie denn sagen? >Ron Fisk ist gemein.< >Ron Fisk sagt Dinge, die er nicht sagen sollte.< Das wirkt gehässig, was bei einem männlichen Kandidaten in Ordnung ist, bei einer Frau nicht.«
»Das ist nicht fair.«
»Sie können nur reagieren, indem Sie sagen, dass Sie gleichgeschlechtliche Ehen nicht unterstützen. Sie müssten eine Position einnehmen, die ...«
»Und genau das werde ich nicht tun. Ich bin nicht unbedingt für diese Ehen, aber wir brauchen so etwas wie eine eingetragene Lebenspartnerschaft. Und außerdem ist es lächerlich, über dieses Thema zu diskutieren, denn es ist Aufgabe der Legislative, die entsprechenden Gesetze zu ändern. Der Supreme Court hat damit nichts zu tun.«
Nat war gerade zum vierten Mal verheiratet, Sheila auf der Suche nach Ehemann Nummer zwei. »Und wie«, fragte sie, »sollen Homosexuelle es fertigbringen, die Unverletzlichkeit der Ehe
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