Die Berufung
namens Ed Larrimore. Er war zwanzig Jahre lang Partner in der New Yorker Kanzlei Bradley & Backstrom. Sein Bruder ist ebenfalls Partner in der Kanzlei. Bradley & Backstrom arbeiten für große Konzerne, und einer ihrer Mandanten ist KDN, das Erdgasunternehmen, bei dem Carl Trudeau der größte Aktionär ist. Das ist die Verbindung. Ich habe noch nie mit Ed Larrimore geredet, dafür gibt es auch gar keinen Grund. Aber der Anwalt, mit dem ich bei Eastern Casualty zu tun habe, hat mir geflüstert, dass die Entscheidung, den Vergleich zu kippen, von ganz oben kam.«
»Will sich da jemand rächen?«
»Sieht ganz danach aus. Es ist weder ungesetzlich noch unethisch. Das Versicherungsunternehmen trifft die Entscheidung, keinen Vergleich abzuschließen und es auf einen Prozess ankommen zu lassen. Das Einzige, das Sie jetzt noch tun können, ist, Eastern Casualty bei einem Prozess die Hosen auszuziehen. Die Versicherung ist zwanzig Milliarden wert, und niemand dort macht sich Sorgen wegen ein paar Geschworenen in Pike County, Mississippi. Ich schätze, sie werden die Sache so lange hinziehen, bis sie einen Termin für den Prozess haben, und dann einen Vergleich vorschlagen.«
»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Es tut mir leid, dass das passiert ist. Ich bin raus aus der Sache, und Sie haben das nicht von mir gehört.«
»Klar.«
Wes starrte eine Weile die Wand an, bis er genug Energie gesammelt hatte, um aufzustehen, ein paar Schritte zu gehen, sein Büro zu verlassen und seine Frau zu suchen.
25
Wie mittlerweile jeden Mittwochmorgen gab Ron Fisk seiner Frau Doreen pünktlich um sechs einen Kuss zum Abschied, dann drückte er Monte seine Reisetasche und seinen Aktenkoffer in die Hand. Guy wartete schon im Geländewagen. Beide Assistenten winkten Doreen zu, dann fuhren sie davon. Es war der letzte Mittwoch im September, Woche einundzwanzig seiner Kampagne, und der einundzwanzigste Mittwoch hintereinander, an dem er sich um sechs Uhr morgens von seiner Frau verabschiedet hatte. Tony Zachary hätte keinen disziplinierteren Kandidaten finden können.
Auf dem Rücksitz drückte Monte Ron den Tagesplan in die Hand. Einer von Tonys Assistenten in Jackson stellte ihn in der Nacht zusammen und schickte ihn jeden Morgen Punkt fünf per E-Mail an Monte. Seite eins war der Terminplan. Seite zwei war ein Überblick der drei Gruppen, zu denen er an diesem Tag sprechen würde, zusammen mit den Namen der wichtigsten Persönlichkeiten, die teilnehmen würden.
Auf Seite drei stand das Neueste zu den Kampagnen seiner Gegner. Es war in erster Linie Klatsch und Tratsch, doch Ron las diesen Teil immer am liebsten. Clete Coley ist zuletzt gesehen worden, als er vor einer kleinen Gruppe Hilfssheriffs in Hancock County eine Rede gehalten hat. Danach hat er sich wieder an die Blackjack-Tische im Pirate's Cove zurückgezogen. McCarthy arbeitet heute und hat keine Wahlkampfveranstaltungen.
Seite vier war eine Zusammenfassung der Finanzierung.
Bis jetzt beliefen sich die Spenden auf 1,7 Millionen Dollar, von denen fünfundsiebzig Prozent von innerhalb des Staates kamen. Die Ausgaben lagen bei 1,8 Millionen Dollar. Das Defizit konnte man vernachlässigen. Tony Zachary wusste, dass die großen Summen im Oktober fließen würden. Mc-Carthy hatte 1,4 Millionen Dollar bekommen, und so gut wie alles stammte von Prozessanwälten. Ausgegeben hatte sie die Hälfte davon. Fisks Lager war fast einhellig der Meinung, dass bei den Prozessanwälten nichts mehr zu holen war.
Sie hatten den Flugplatz erreicht. Die King Air hob um 6.30 Uhr ab. Fisk war gerade dabei, mit Tony in Jackson zu telefonieren. Es war das erste von vielen Gesprächen, die sie tagsüber miteinander führten. Alles lief wie geplant. Fisk hatte bereits den Punkt erreicht, an dem er glaubte, dass alle Wahlkämpfe so leicht waren. Er war immer pünktlich, gut gelaunt, vorbereitet, ausgeruht, finanziert und begierig darauf, mit der nächsten Veranstaltung weiterzumachen. Mit den zwei Dutzend Leuten unter Tonys Fuchtel, die sich um jedes noch so kleine Detail kümmerten, hatte er wenig zu tun.
Richterin McCarthys Version des Tagesplans bestand aus einem Glas Fruchtsaft, das sie mit Nat Lester zusammen in ihrem Wahlkampfbüro in Jackson einnahm. Sie bemühte sich, jeden Morgen um 8.30 Uhr da zu sein, und war auch meist pünktlich. Wenn sie kam, hatte Nat schon zwei Stunden gearbeitet und Leute angebrüllt.
Es interessierte die beiden nicht im Geringsten, wo Sheilas
Weitere Kostenlose Bücher