Die Berufung
und sei damit stolzes Mitglied des MTA.
Der Supreme Court von Mississippi entscheidet durchschnittlich in zweihundertfünfzig Fällen pro Jahr. Die meisten davon sind unkomplizierte Routinesachen. Manche werfen Rechtsfragen auf, mit denen sich das Gericht noch nicht befasst hat. Und gelegentlich löst ein Fall einen wahren Krieg aus.
Bei der betreffenden Sache ging es um eine große gewerbliche Grasmähmaschine, einen sogenannten Bush Hog. Das Gerät war von einem John-Deere-Traktor über ein leer stehendes Grundstück gezogen worden und dabei gegen einen weggeworfenen Gullydeckel geprallt, der im Unkraut verborgen gelegen hatte. Die wirbelnden Klingen der Maschine rissen ein zwölf Zentimeter langes, scharfkantiges Stahlstück los und schleuderten es achtzig Meter weit durch die Luft und traf einen sechsjährigen Jungen an der linken Schläfe. Der Kleine hieß Aaron und ging gerade an der Hand seiner Mutter im Städtchen Hörn Lake in die Zweigstelle einer Bank. Aaron wurde schwer verletzt, wäre fast gestorben und musste insgesamt elfmal operiert werden. Die Krankenversicherung der Familie übernahm die Kosten nur bis zu einem Höchstbetrag von fünfhunderttausend Dollar, was bei Weitem nicht ausreichte. Die Kosten für die zukünftige Pflege wurden auf siebenhundertfünfzigtausend Dollar geschätzt.
Aarons Anwälte fanden heraus, dass das Gerät fünfzehn Jahre alt war und weder über Seitenleisten noch über einen Steinschlagschutz oder andere Sicherheitsvorrichtungen verfügte, wie sie bei den meisten Geräten seit mindestens dreißig Jahren im Einsatz waren. Sie gingen vor Gericht. Eine Jury in DeSoto County sprach Aaron siebenhundertfünfzigtausend Dollar zu. Der Richter der ersten Instanz schlug auf diesen Betrag die Kosten für die medizinische Behandlung auf, weil er der Ansicht war, Aaron habe Anspruch auf höheren Schadenersatz. Der Haftungsanspruch sei ja von den Geschworenen bereits festgestellt worden.
Dem Supreme Court standen mehrere Möglichkeiten offen. Er konnte erstens die von den Geschworenen zugesprochene Schadenersatzsumme von 750000 Dollar bestätigen, zweitens die 1,3 Millionen bestätigen, auf die der Richter erkannt hatte, drittens das Urteil bezüglich der Haftung oder des Schadenersatzes aufheben und zur Neuverhandlung an die untere Instanz zurückverweisen oder viertens das Urteil aufheben und die Sache ein für alle Mal verwerfen. Die Haftungsfrage schien klar, daher ging es in erster Linie um die Höhe der Zahlungen.
Die Sache wurde Richter McElwayne übertragen. In einem ersten Memo zeigte er sich mit dem Richter der ersten Instanz einer Meinung und drängte darauf, den höheren Betrag zu bestätigen. Er hielt auch den noch für zu niedrig gegriffen, sah aber keine Möglichkeit, daran etwas zu ändern. Keine dieser Summen sei geeignet, das Kind für die unerträglichen Schmerzen zu entschädigen, die es erlitten habe und in Zukunft noch erleiden werde. Außerdem sei der Verlust der künftigen Erwerbsfähigkeit nicht berücksichtigt. Ein Kind sei für den Rest seines Lebens verkrüppelt worden - durch ein von Natur aus gefährliches Produkt, dessen Hersteller es an der erforderlichen Sorgfalt habe fehlen lassen.
Richter Romano aus dem zentralen Bezirk sah das anders. Normalerweise fand er immer eine Schwachstelle, wenn ein Gericht auf Schadenersatz erkannt hatte, aber diesmal war das gar nicht so einfach. Er kam zu dem Schluss, die Mähmaschine sei vom Hersteller ursprünglich ordnungsgemäß konstruiert und montiert worden. In der Folge seien die Sicherheitsvorrichtungen jedoch von den wechselnden Eigentümern entfernt worden, die sich nicht mehr ermitteln ließen. Produkte wie Grasmähmaschinen seien eben von Natur aus nicht harmlos. Sie seien dafür gedacht, hohes Gras und Gestrüpp mit Messern zu schneiden, die mit hoher Geschwindigkeit rotierten. Es handle sich um extrem gefährliche Produkte, die aber effizient und notwendig seien.
Drei Richter entschieden sich schließlich, mit Richter McElwayne zu stimmen. Richter Romano musste seine Kollegen mehrere Wochen bearbeiten, bis er drei davon auf seine Seite gezogen hatte. Wieder lag die Entscheidung bei dem neuen Mann.
Richter Fisk rang mit dem Fall. Er hatte die Schriftsätze kurz nach seiner Vereidigung gelesen und änderte täglich seine Meinung. Natürlich musste ein Hersteller damit rechnen, dass sein Produkt im Lauf der Jahre verändert wurde, vor allem wenn es sich um solch ein gefährliches Gerät handelte. Aber aus
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