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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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den Unterlagen ging nicht zweifelsfrei hervor, ob der Hersteller bei der Produktion nicht vielleicht doch alle gesetzlichen Bestimmungen eingehalten hatte. Bei allem Mitgefühl mit dem Kind konnte Ron nicht zulassen, dass seine Emotionen die Oberhand gewannen.
    Schließlich war er gewählt worden, um für eine Beschränkung der Haftung zu sorgen. Seine Gegner waren die Prozessanwälte gewesen, und die von ihnen so gern Verklagten hatten ihn unterstützt.
    Das Gericht wartete, eine Entscheidung war gefragt. Ron änderte seine Meinung so oft, dass er am Ende völlig verwirrt war. Als er schließlich mit Romano stimmte, war ihm der Appetit vergangen. Er ging früh nach Hause.
    Richter McElwayne überarbeitete seine Stellungnahme. In bitteren Worten beschuldigte er die Mehrheit, Tatsachen neu zu schreiben, gesetzliche Anforderungen zu ändern und das Geschworenenverfahren zu umgehen, um durch die Hintertür eine Reform des Haftungsrechts durchzusetzen. Mehrere Kollegen reagierten ihrerseits mit heftigen Worten, nicht aber Ron Fisk. Als die Stellungnahme schließlich veröffentlicht wurde, sagte sie mehr über den Zwist innerhalb des Supreme Court aus als über die Notlage des kleinen Aaron.
    Solche hässlichen Vorgänge waren unter zivilisierten Juristen extrem selten, aber angeschlagene Egos und verletzte Gefühle hatten eine tiefe Kluft zwischen beiden Seiten aufgerissen. Es gab keinen Mittelweg, keinen Raum für Kompromisse mehr.
    Wenn es um Schadenersatz ging, konnten sich die Versicherungsgesellschaften nun beruhigt zurücklehnen.
34
    Bis ins Frühjahr hinein schrieb Richter McElwayne seine bitteren Stellungnahmen. Aber nachdem er zum sechsten Mal in Folge wieder mit fünf zu vier unterlegen war, verlor er ein wenig den Biss. Bei der Sache ging es um grobe Fährlässigkeit seitens eines inkompetenten Arztes. Als das Gericht dieses Urteil aufhob, wusste McElwayne, dass seine Kollegen so weit nach rechts abgedriftet waren, dass es kein Zurück mehr gab.
    Ein Orthopäde aus Jackson hatte einen Bandscheibenvorfall operiert - eigentlich nichts weiter als eine Routinesache. Unglücklicherweise war der Patient danach jedoch querschnittsgelähmt und klagte schließlich. Der Arzt war vorher bereits fünfmal verklagt worden, hatte in zwei anderen Bundesstaaten seine Zulassung verloren und war mindestens dreimal wegen Schmerzmittelsucht in Behandlung gewesen. Die Geschworenen sprachen dem Querschnittsgelähmten 1,8 Millionen Schadenersatz zu und schlugen weitere 5 Millionen Strafschadenersatz für Arzt und Krankenhaus auf.
    In seiner ersten schriftlichen Stellungnahme für die Mehrheit erklärte Richter Fisk den Schadenersatz für überhöht und den Strafschadenersatz für sittenwidrig. Der Fall wurde zur Neuverhandlung des Schadenersatzes an die untere Instanz zurückverwiesen. Jeglicher Strafschadenersatz wurde ein für alle Mal verworfen.
    Richter McElwayne tobte. Seine abweichende Stellungnahme klang geradezu verleumderisch:
    Der Verfasser der Mehrheitsstellungnahme gibt sich schockiert über die Höhe des Strafschadenersatzes. Dabei sollte ihm der Betrag von fünf Millionen doch vertraut sein. Für dieses Geld hat er sich sein Richteramt gekauft.
    Nur zum Spaß mailte er eine Kopie des Entwurfs an Sheila McCarthy. Sie lachte, bat ihn aber, den letzten Satz zu streichen, was er schließlich tat.
    McElwaynes Tirade war vier Seiten lang, Albritton schrieb drei weitere, auf denen er ihm beipflichtete. Insgeheim fragten sie sich, ob sie sich damit abfinden konnten, für den Rest ihres beruflichen Lebens nutzlose Stellungnahmen zu verfassen.
    Barry Rinehart klangen genau diese nutzlosen Stellungnahmen wie Musik in den Ohren. Er las jede Entscheidung des Supreme Court von Mississippi aufmerksam. Seine Mitarbeiter analysierten die Stellungnahmen, die anhängigen Fälle und die derzeit vor Geschworenengerichten verhandelten Sachen, die eines Tages vor dem obersten Gerichtshof enden mochten. Rinehart war stets wachsam.
    Für die Wahl eines Richters zu sorgen, der einem wohlgesinnt war, stellte einen Sieg dar, aber dieser Sieg war erst vollständig, wenn sich die Sache auszahlte. Bisher hatte Richter Fisk immer richtig entschieden. Die Zeit war reif für eine Entscheidung in der Sache Baker gegen Krane Chemical.
    Auf einem Flug zu einem Treffen mit Mr Trudeau in New York beschloss Rinehart, dass ihr Mann noch ein wenig gepäppelt werden musste.
     
    Das Dinner fand im University Club im obersten Stockwerk des höchsten Gebäudes von

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