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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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was Richter Fisk spät am Freitagnachmittag las, war McElwaynes Stellungnahme in der Sache Baker gegen Krane Chemical. Es wurde allgemein angenommen, dass drei andere Richter mit ihm stimmen würden. Die Stellungnahme für die Mehrheit schrieb Richter Calligan. Romano arbeitete an einer zustimmenden Stellungnahme, und es sah so aus, als würde Albritton eine eigene, abweichende Stellungnahme verfassen. Obwohl die Einzelheiten der endgültigen Entscheidung noch nicht vollständig geklärt waren, bestand wenig Zweifel daran, dass das Gericht das Urteil mit fünf zu vier Stimmen aufheben würde.
    Fisk verzog bei der Lektüre von McElwaynes Argumentation verächtlich das Gesicht und beschloss, gleich am Montagmorgen seine Zustimmung zu Calligans Stellungnahme zu Papier zu bringen. Dann zog sich Richter Fisk um und wurde Trainer Fisk. Ein Spiel war angesetzt.
    Die Rockies eröffneten die Saison mit einem Turnierwochenende in Russburg, einer im Delta gelegenen Stadt eine Stunde nordwestlich von Jackson. Für Freitagabend war ein Spiel angesetzt, mindestens zwei sollten am Samstag stattfinden und möglicherweise noch eines am Sonntag. Die Spiele waren nur vier Innings lang, und jeder Spieler sollte auf möglichst vielen verschiedenen Positionen spielen. Es gab keine Preise und keine Titel, nur eine lockere Aufwärmrunde zum Saisonauftakt. In der Gruppe der Elf- bis Zwölfjährigen waren dreißig Mannschaften gemeldet, von denen zwei ebenfalls aus Brookhaven kamen.
    Der erste Gegner der Rockies war ein Team aus der Kleinstadt Rolling Fork. Der Abend war kühl, die Luft klar. In der Sportanlage wimmelte es nur so von Spielern und Eltern, die aufgeregt die fünf gleichzeitig stattfindenden Spiele verfolgten.
    Doreen war mit Clarissa und Zeke, der am Samstagmorgen um neun Uhr ein Spiel hatte, in Brookhaven geblieben.
    Im ersten Inning spielte Josh Second Base, und als er mit dem Schlagen an der Reihe war, stand sein Vater als Betreuer am Third Base. Nachdem er viermal den Ball hatte passieren lassen, rief ihm sein Vater aufmunternde Worte zu und riet ihm, den Schläger von der Schulter zu nehmen, wenn er treffen wollte. Im zweiten Inning stand Josh auf dem Wurfhügel und sorgte rasch dafür, dass die ersten beiden Batter, die ihm gegenüberstanden, aus waren. Der dritte Schlagmann war ein stämmiger Zwölfjähriger, der Catcher, der in der Reihenfolge der Batter an siebter Stelle stand. Er schlug den ersten Ball sehr hart, aber ins Aus.
    »Niedrig und so weit weg wie möglich!«, brüllte Ron von der Spielerbank.
    Der zweite Wurf war keineswegs niedrig und weit weg, sondern ein Fastball, der mitten in die Strike Zone flog und vom Batter mit voller Kraft zurückgeschlagen wurde. Der Ball prallte von dem Aluminiumschläger ab und gewann dabei deutlich an Geschwindigkeit. Für einen Sekundenbruchteil stand Josh wie erstarrt. Als er reagierte, war es zu spät. Er zuckte nur leicht zusammen, als ihn der Ball mit voller Wucht an der rechten Schläfe traf. Dann raste der Ball über den Shortstop hinweg und rollte ins Left Field.
    Josh brach stöhnend am Fuß des Wurfhügels zusammen, aber er hatte die Augen geöffnet, als ihn sein Vater erreichte.
    »Sag was, Josh«, bat Ron, während er vorsichtig die Wunde berührte.
    »Wo ist der Ball?«, fragte Josh.
    »Das ist doch egal. Kannst du mich richtig sehen?«
    »Ich glaub schon.« In Joshs Augen standen Tränen, aber er biss die Zähne zusammen, um nicht zu weinen. Die Haut war aufgeschürft, und ein wenig Blut war in sein Haar gesickert. Schon war eine leichte Schwellung zu erkennen.
    »Wir brauchen Eis«, sagte jemand.
    »Ruft lieber einen Krankenwagen.«
    Die anderen Trainer und Schiedsrichter standen um die beiden herum. Der Junge, der den Line Drive geschlagen hatte, war selbst den Tränen nahe.
    »Du musst die Augen offen halten«, drängte Ron.
    »Okay, okay.« Joshs Atem ging immer noch schnell.
    »Wer spielt bei den Braves Third Base?«
    »Chipper.«
    »Und Center Field?«
    »Andrew.«
    »Guter Junge!«
    Nach ein paar Minuten setzte sich Josh auf, und die Fans applaudierten. Dann erhob er sich und ging, auf seinen Vater gestützt, zur Spielerbank, wo er sich ausgestreckt hinlegte. Ron, dessen Herz immer noch raste, legte ihm vorsichtig einen Eisbeutel auf die Schläfe. Langsam kam das Spiel wieder in Gang.
    Ein Sanitäter erschien und untersuchte Josh, der ansprechbar schien. Er konnte sehen, hören und sich an Einzelheiten erinnern. Am liebsten hätte er weitergespielt, aber

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