Die Berufung
gegen Schwule und Liberale gestimmt hatten. Nur acht Kilometer von der Stadtgrenze von Bowmore entfernt, hatte Ron Fisk den Menschen einreden können, er sei ihr Beschützer.
Vielleicht war er das ja wirklich. Vielleicht besaß seine bloße Präsenz am Gericht eine gewisse Abschreckungskraft.
Die Berufung von Meyerchec und Spano wurde vom Leiter der Geschäftsstelle abgewiesen, nachdem die Kläger das Verfahren nicht weiterverfolgt hatten. Sie hatten die erforderlichen Schriftsätze nicht eingereicht und waren vom Gericht deswegen verwarnt worden. Daraufhin erklärte ihr Anwalt, die beiden würden ihre Berufung zurückziehen. Sie gaben keinerlei Kommentare ab, und ihr Anwalt rief die Journalisten nicht zurück.
Am Tag der Abweisung erreichte die drastische Begrenzung des unternehmerischen Risikos durch den Supreme Court einen neuen Tiefpunkt. Ein im Privatbesitz befindliches Unternehmen namens Bosk hatte ein starkes Schmerzmittel entwickelt und erfolgreich vermarktet. Das Produkt nannte sich Rybadell und besaß ein enormes Suchtpotenzial. Innerhalb weniger Jahre wurde Bosk mit Klagen überschwemmt. Bei einer der ersten Verhandlungen wurden Manager beim Lügen ertappt. Ein Bundesanwalt in Pennsylvania leitete Ermittlungen ein. Es hieß, die Firma habe von der Suchtgefahr gewusst, aber versucht, diese Informationen zu verheimlichen, weil das Medikament enorme Gewinne einbringe.
Ein früherer Polizeibeamter aus Jackson, ein gewisser Dillman, der bei einem Motorradunfall verletzt worden war, wurde im Rahmen seiner Behandlung von Rybadell abhängig. Zwei Jahre lang kämpfte er gegen die Sucht. In dieser Zeit verschlechterte sich sein Gesundheitszustand dramatisch, und sein Leben geriet aus den Fugen. Zweimal wurde er wegen Ladendiebstahls festgenommen. Schließlich reichte er beim City Court von Rankin County Klage gegen Bosk ein. Die Geschworenen befanden die Firma für schuldig und erkannten auf einen Schadenersatz von zweihundertfünfundsiebzigtausend Dollar. Das war die niedrigste Summe, die Rybadell-Opfern im ganzen Land je zugesprochen worden war.
In der Berufung hob der Supreme Court das Urteil mit fünf zu vier Stimmen auf. Die von Richter Romano verfasste Stellungnahme der Mehrheit begründete dies in erster Linie damit, dass Dillman als Drogensüchtiger keinen Anspruch auf Schadenersatz habe.
In einer giftigen Gegendarstellung forderte Richter Albritton die Mehrheit auf, auch nur die Spur eines Beweises dafür vorzulegen, dass Dillman bereits »vor seiner Bekanntschaft mit Rybadell« drogensüchtig war.
Drei Tage nach der Entscheidung bekannten sich vier Bosk-Manager schuldig, der für die Zulassung von Medikamenten zuständigen Food and Drug Administration Informationen vorenthalten und Beamte des FBI belegen zu haben.
35
Im ersten Quartal schrieb Krane Chemical deutlich bessere Zahlen als allgemein erwartet. Die Analysten, die mit einem Gewinn von höchstens 1,25 Dollar je Aktie gerechnet hatten, waren überrascht. Als Krane einen Gewinn von 2,05 Dollar je Aktie meldete, nahm das Interesse der Wirtschaftspresse an dem Unternehmen und seinem erstaunlichen Comeback weiter zu.
Alle vierzehn Werke liefen auf Hochtouren. Die Preise waren gesenkt worden, um Marktanteile zurückzugewinnen. Der Vertrieb machte Überstunden, um die Auftragsbücher zu füllen. Die Verschuldung war deutlich reduziert worden. Die Probleme, die die Firma im Vorjahr verfolgt hatten, schienen sich zum Großteil in Luft aufgelöst zu haben.
Der Aktienkurs hatte eine beeindruckende Erholung hinter sich und war kontinuierlich von einstelligen Werten auf 24 Dollar geklettert. Die Gewinnankündigung katapultierte ihn dann auf 30 Dollar. Zu diesem Kurs hatte das Papier vor dem Urteil von Hattiesburg zum letzten Mal notiert.
Der Trudeau Group gehörten mittlerweile achtzig Prozent von Krane, was achtundvierzig Millionen Aktien entsprach. Seit den Gerüchten um einen Insolvenzantrag im November unmittelbar vor den Wahlen war Mr Trudeaus Nettovermögen um achthundert Millionen gewachsen. Und diesen Betrag wollte er unbedingt verdoppeln.
Bevor eine endgültige Entscheidung des Supreme Court ergeht, lesen die Richter wochenlang gegenseitig ihre Memos und vorläufigen Stellungnahmen. Manchmal kommt es auch zu Einzelgesprächen. Jeder kämpft um Stimmen für seine Position und horcht seine Mitarbeiter nach möglicherweise nützlichem Büroklatsch aus. Gelegentlich kommt es zu Patts, die sich erst nach Monaten auflösen lassen.
Das Letzte,
Weitere Kostenlose Bücher