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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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in welcher Höhe.«
    »Natürlich nicht«, pflichtete Fisk bei. Er dachte bereits an die leuchtenden Gesichter seiner Partner, wenn er ihnen eine Flut neuer Aufträge in Aussicht stellte.
    »Ich kann mir mich in der Rolle der Politikerfrau nicht vorstellen«, wandte Doreen ein. »Wahlkampfreden halten und solche Dinge, wissen Sie. Ich habe im ganzen Leben noch keinen Gedanken an so etwas verschwendet.«
    Zachary setzte sein charmantestes Schmunzeln auf und ließ ein kleines Lachen hören. »Es steht Ihnen völlig frei, wie viel oder wenig Sie tun wollen. Bei drei Kindern haben Sie vermutlich an der Familienfront genug Arbeit.«
    Über Catfish mit frittierten Maisbällchen beschlossen sie, sich in ein paar Tagen wieder zu treffen, wenn Zachary das nächste Mal vor Ort war. Sie würden wieder zusammen essen und zu einer endgültigen Entscheidung kommen. Der November lag in weiter Ferne, aber es gab noch viel zu tun.
12
    Früher hatte Sheila McCarthy sich über sich selbst amüsiert, wenn sie im ersten Licht der aufgehenden Sonne stoisch ihr morgendliches Ritual absolvierte, auf ihr Laufband stieg und losrannte, ohne dabei einen Meter vorwärtszukommen. Die Öffentlichkeit kannte sie als Frau mit finsterer Miene und einschüchternder schwarzer Robe. Was würden die Leute wohl denken, wenn sie sie so sehen könnten, in ausgeleierten Trainingssachen, mit zerzausten Haaren, verschwollenen Augen, ungeschminkt? Früher hatte sie diese Vorstellung belustigt. Aber das war lange her. Heute absolvierte sie ihr kleines Fitnessprogramm, ohne zu überlegen, wie sie dabei aussah oder was irgendjemand darüber denken mochte. Was sie viel mehr beschäftigte, waren die fünf Pfund, die sie über die Feiertage zugenommen hatte, elf insgesamt seit der Scheidung. Zuerst musste das Zunehmen gestoppt werden, ehe sie mit dem Abnehmen anfing. Mit einundfünfzig blieben die Pfunde hartnäckiger an den Hüften kleben, ließen sich nicht mehr so leicht verbrennen wie in jüngeren Jahren.
    Sheila McCarthy war alles andere als eine Frühaufsteherin. Sie hasste den Morgen, hasste es, aufzustehen, ehe sie ausgeschlafen hatte, hasste die fröhlichen Stimmen im Fernsehen, den Verkehr auf dem Weg zur Arbeit. Sie frühstückte nicht, weil sie Frühstücken hasste. Sie hasste Kaffee. Insgeheim hatte sie Morgenmenschen immer verachtet, Jogger, Yogafans, Workaholics oder hyperaktive Fußballmütter. Als junge Richterin am Circuit Court von Biloxi hatte sie Sitzungen oft für zehn Uhr anberaumt, also skandalös spät. Aber es war ihr Gericht gewesen, da hatte sie die Regeln aufgestellt.
    Jetzt war sie eine von neun, und das Tribunal, dem sie angehörte, hielt streng an seinen althergebrachten Regeln fest. An bestimmten Tagen konnte sie gegen zwölf Uhr eintrudeln, um dann bis Mitternacht zu arbeiten, ihre bevorzugte Tageszeit, meist aber wurde von ihr erwartet, dass sie spätestens um neun Uhr da war.
    Nach einer Meile fing sie an zu schwitzen. Vier undacht -zig verbrannte Kalorien. Weniger als ein Becher Minzeis mit Schokostückchen von Häagen-Dazs, für sie die größte Versuchung überhaupt. Über dem Laufband war ein Fernseher angebracht, und sie verfolgte die Lokalnachrichten mit Meldungen über die neuesten Autounfälle und Morde. Dann kam der Meteorologe wieder, zum dritten Mal in zwölf Minuten, und erzählte etwas über Schnee in den Rocky Mountains, weil es hier kein einziges Wölkchen am Himmel gab, das man hätte interpretieren können.
    Zwei Meilen später und mit einhunderteinundsechzig Kalorien weniger hielt Sheila McCarthy inne, um nach einem Handtuch und der Wasserflasche zu greifen. Sie schaltete auf CNN um, um kurz zu sehen, was landesweit los war. Als sie zweihundertfünfzig Kalorien verbrannt hatte, ging sie duschen. Eine Stunde später verließ sie ihre Maisonette-Eigentumswohnung am See, stieg in ihr leuchtend rotes BMW-Sportcabrio und fuhr zur Arbeit.
     
    Der Supreme Court von Mississippi ist in drei Bezirke unterteilt - Nord, Zentrum und Süd —, und aus jedem Bezirk werden drei Richter gewählt. Eine Amtszeit dauert acht Jahre und ist unbegrenzt wiederholbar. Richterwahlen finden in den Jahren statt, in denen keine anderen Wahlen auf bundesstaatlicher Ebene anstehen, etwa Kommunal- oder Parlamentswahlen. Wer einmal gewählt ist, hat sein Amt für eine ganze Weile sicher, in der Regel bis zum Tod oder bis zum freiwilligen Ausscheiden.
    Die Wahlen sind unparteiisch, die Kandidaten unabhängig. Wahlkampfspenden sind per Gesetz auf

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