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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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alle würden mit Freuden ihre Schecks unterzeichnen und ihre Wähler an die Urnen scheuchen.
    »Was ist mit dem Kandidaten?«, wollte jemand wissen.
    Zachary lächelte. »Sie werden ihn lieben. Ich kann Ihnen den Namen noch nicht nennen, aber Sie werden ihn lieben. Er ist wie geschaffen für das Fernsehen.« Ron Fisk hatte noch nicht zugestimmt, doch Zachary war sich sicher, dass er es tun würde. Falls er aus irgendeinem Grund noch abspringen sollte, hatten sie weitere Namen auf ihrer Liste. Sie würden bald einen Kandidaten haben, und wenn es sie Unsummen kostete.
    »Sollen wir jetzt über die Finanzen reden?«, fragte Zachary und fuhr fort, ehe irgendjemand etwas dazu sagen konnte.
    »Wir haben eine Million Dollar verfügbar. Ich will aber mehr ausgeben als die beiden Kandidaten bei den letzten Wahlen zusammen. Das war vor zwei Jahren, und ich muss Sie gewiss nicht daran erinnern, dass Ihr Mann das Rennen damals verloren hat. Mein Mann wird dieses Rennen nicht verlieren. Und um das zu garantieren, brauche ich zwei Millionen von Ihnen und Ihren Mitgliedern.«
    Drei Millionen für einen Wahlkampf wie diesen, das war ein Hammer. Bei den letzten Gouverneurswahlen - bei denen es immerhin um alle zweiundachtzig Countys ging und nicht nur um ein Drittel davon - hatte der Sieger sieben Millionen Dollar investiert und der Verlierer halb so viel. Ein Wahlkampf für Gouverneurswahlen ist immer ein größeres politisches Ereignis, wenn nicht das Ereignis schlechthin auf bundesstaatlicher Ebene, mit hoher Wahlbeteiligung und heftigen Emotionen. Ein Wahlkampf um einen Sitz im Supreme Court - wenn es überhaupt zwei konkurrierende Anwärter auf den Posten gab - lockte selten mehr als ein Drittel der registrierten Wähler an die Urnen.
    »Wie wollen Sie die drei Millionen ausgeben?«, erkundigte sich jemand. Die Frage verriet, dass es kein Problem sein würde, so viel Geld zu beschaffen. Selbstverständlich hatten alle entsprechende Quellen an der Hand, große, gefüllte Taschen, in die sie greifen konnten.
    »Fernsehen, Fernsehen, Fernsehen«, antwortete Zachary. Wobei das nur ein Teil der Wahrheit war. Aber er würde niemals seine Strategie offenbaren. Mr Rinehart und er beabsichtigten, viel mehr als drei Millionen aufzuwenden. Doch ein Großteil ihrer Ausgaben würde entweder in bar erfolgen oder sorgfältig verborgen jenseits der Grenzen des Staates Mississippi.
    Ein Assistent erschien und teilte dicke Mappen aus. »Das haben wir in anderen Staaten geleistet«, sagte Zachary erläuternd. »Bitte, nehmen Sie das mit, und lesen Sie es in Ruhe durch.«
    Es kamen Fragen zu seinem Konzept und weitere zu seinem Kandidaten. Zachary ließ wenig verlauten, betonte aber immer wieder, wie wichtig ihre finanzielle Unterstützung sei - je früher sie erfolge, desto besser. Einen leisen Misston gab es, als der Leiter von COLT den versammelten Teilnehmern mitteilte, dass seine Gruppe ebenfalls Kandidaten angeworben und er selbst eine Strategie für McCarthys Abwahl entwickelt habe. COLT hatte achttausend Mitglieder, wobei die Zahl nicht überprüfbar war. Die meisten davon waren in der Vergangenheit einmal als Verlierer aus einem Rechtsstreit hervorgegangen. Die Organisation war glaubwürdig, verfugte aber nicht über eine Million Dollar wie Judicial Vision. Nach einem kurzen, doch heftigen Aufflackern von Emotionen forderte Zachary den COLT-Mann auf, die eigene Kampagne ruhig zu starten, woraufhin dieser klein beigab.
    Bevor er das Treffen beendete, verpflichtete Zachary alle, Stillschweigen zu bewahren, denn das sei ein entscheidender Punkt der Strategie. »Wenn die Prozessanwälte herausfinden, dass wir ein Pferd im Rennen haben, werden sie ihre Finanzierungsmaschinerie anwerfen. Sie haben Sie schon einmal besiegt.«
    Die Anspielung auf »ihre« Niederlage bei den letzten Wahlen wurde mit Verärgerung quittiert. Als hätten sie gewonnen, wenn sie Zachary gehabt hätten. Aber keiner sagte etwas dazu. Allein die Erwähnung der Prozessanwälte lenkte ihr Augenmerk auf das eigentliche Thema zurück.
    Sie fieberten viel zu sehr diesem Wahlkampf entgegen, um jetzt zu streiten.
    Die Gruppe schloss angeblich »über dreihundert« Opfer ein, alle mehr oder weniger stark geschädigt infolge grober Fahrlässigkeit des Krane-Chemical-Werks in Bowmore. Nur zwanzig wurden namentlich als Kläger genannt, und von diesen zwanzig hatten vielleicht zehn ernsthafte gesundheitliche Beschwerden. Ob ihre Erkrankungen tatsächlich auf das verseuchte Grundwasser

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