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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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zurückzuführen waren, war nicht geklärt, aber dafür blieb später noch Gelegenheit.
    Eingereicht wurde die Klage am Federal Court in Hattiesburg, einen Steinwurf entfernt vom Circuit Court des Forrest County, wo Dr. Leona Rocha und ihre Geschworenen vor knapp zwei Monaten ihr Urteil gesprochen hatten. Die Rechtsanwälte Sterling Bintz aus Philadelphia und F. Clyde Hardin aus Bowmore waren persönlich erschienen, um die Klageschrift zu überbringen und den Reportern Rede und Antwort zu stehen, die auf ihre Pressemitteilung reagiert hatten. Leider waren keine Kameras da, nur ein paar Zeitungsschreiber von grünen Blättern. Aber zumindest für Hardin war das Ganze ein Abenteuer. Er war schon seit über dreißig Jahren nicht mehr in der Nähe eines Bundesgerichts gewesen.
    Mr Bintz dagegen erschrak heftig über das erbärmliche Medienaufgebot, hatte er doch von fetten Schlagzeilen, ausführlichen Artikeln und Hochglanzfotos geträumt. Er hatte schon viele große Sammelklagen eingereicht und es in der Regel geschafft, sie angemessen an die Öffentlichkeit zu bringen. Was war los mit diesen Südstaatenprovinzlern?
    Clyde Hardin eilte zurück nach Bowmore in sein Büro, wo er auf Miriam traf, die ihn neugierig erwartete. »Welches Programm?«, fragte sie.
    »Keines.«
    »Was?« Es war zweifellos der größte Tag in der Geschichte der Kanzlei Clyde Hardin & Partner, und Miriam konnte es gar nicht erwarten, alles im Fernsehen zu sehen.
    »Wir haben uns entschieden, nicht mit den Reportern zu reden. Man kann denen einfach nicht trauen«, erklärte Hardin und sah auf die Uhr. Es war Viertel nach fünf, für Miriam schon längst Feierabend. »Sie müssen nicht länger bleiben«, sagte er und schälte sich aus seinem Jackett. »Ich habe hier alles unter Kontrolle.«
    Enttäuscht zog sie ab, während Hardin den direkten Weg zu seiner Kanzleiflasche nahm. Der eiskalte, dickflüssige Wodka zeitigte sofort eine beruhigende Wirkung, und er ließ seinen großen Tag Revue passieren. Mit ein bisschen Glück war sein Konterfei auch auf einem der Fotos in der Hattiesburger Zeitung.
    Bintz hatte dreihundert Mandate. Bei fünfhundert Dollar pro Person stand ihm ein hübsches Honorar ins Haus. Bislang hatte er erst dreitausendfünfhundert Dollar bekommen, die er überwiegend zum Begleichen von Steuern verwendet hatte.
    Er goss sich ein zweites Glas ein. Zum Teufel, Bintz würde ihn nicht übers Ohr hauen. Weil er ihn brauchte. Er, F. Clyde Hardin, war jetzt Prozessbevollmächtigter in einem der größten Sammelklage-Verfahren des Landes. Alle Wege führten nach Bowmore, und F. Clyde Hardin war der Mann der Stunde.
13
    Der Kanzlei wurde mitgeteilt, dass Mr Fisk den ganzen Tag in Jackson sein werde, in persönlichen Angelegenheiten, was so viel hieß wie: bitte keine weiteren Fragen. Als Partner hatte er die Freiheit, zu kommen und zu gehen, wann er wollte, wobei Fisk so diszipliniert und gut organisiert war, dass ihn im Allgemeinen jeder im Büro binnen fünf Minuten auftreiben konnte.
    Am frühen Morgen verabschiedete er sich auf der Eingangstreppe von Doreen. Sie hätte ihn theoretisch begleiten können, aber mit ihrem Job und den drei Kindern wäre das praktisch kaum zu bewerkstelligen gewesen, schon gar nicht so kurzfristig. Fisk verließ das Haus ohne Frühstück, obwohl er nicht in Eile war. Tony Zachary hatte ihm gesagt, dass sie im Flugzeug etwas zu essen bekämen, dafür ließ er nur allzu gern seine Haferflocken ausfallen.
    Der Flugplatz von Brookhaven war zu klein für Jets, und Fisk war gern bereit, zum Flughafen von Jackson zu kommen. Er hatte noch nie einen Privatjet aus der Nähe gesehen und auch nie daran gedacht, wie es wäre, selbst einmal mit einem zu fliegen. Tony Zachary erwartete ihn am Terminal für die Allgemeine Luftfahrt mit einem beherzten Händedruck und einem energischen »Guten Morgen, Euer Ehren«. Sie gingen zielstrebig über das Rollfeld, vorbei an ein paar alten Turbo-Props und Pistons, kleineren, einfacheren Flugzeugen, und steuerten auf einen prachtvollen Vogel zu, der dagegen schnittig und fremdartig wirkte wie ein Raumschiff. Seine Navigationsleuchten blinkten, und die schicke Passagiertreppe war heruntergefahren, als besondere Einladung für besondere Fluggäste. Fisk folgte Zachary die Stufen hinauf, wo eine hübsche Stewardess im Minirock sie an Bord willkommen hieß, ihnen die Jacketts abnahm und ihnen zeigte, welche Sitzmöglichkeiten zur Wahl standen.
    »Schon mal mit einer Gulfstream

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