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Die Berufung

Titel: Die Berufung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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geflogen?«, fragte Zachary beim Einnehmen der Plätze. Einer der Piloten sagte kurz Hallo, während er auf den Knopf drückte, der die Passagiertreppe einfahren ließ.
    »Nein«, antwortete Fisk, die Oberflächen aus poliertem Mahagoni, das weiche Leder und die Goldverzierungen bestaunend.
    »Das ist eine G5, der Mercedes unter den Privatjets. Die könnte uns nonstop nach Paris bringen.«
    Warum fliegen wir dann nicht nach Paris statt nach Washington?, dachte Fisk und lehnte sich in den Gang hinaus, um Länge und Breite des Flugzeugs zu ermessen. Ein rasches Durchzählen ergab Plätze für mindestens ein Dutzend verwöhnte Superreiche. »Ein Traum«, sagte er. Es hätte ihn brennend interessiert, wem dieser Flieger gehörte. Wer bezahlte den Flug? Wer steckte hinter dieser aufwendigen Einstellungsprozedur? Aber es wäre unhöflich gewesen, zu fragen. Entspann dich, genieß die Reise, den Tag und präg dir alle Details gut ein, damit du sie nachher Doreen erzählen kannst.
    Die Stewardess kam zurück, erklärte die Notfallmaßnahmen und fragte dann, was die Herren zum Frühstück wünschten. Zachary bestellte Rühreier mit Speck und Bratkartoffeln. Fisk schloss sich an.
    »Bad und Küche sind im hinteren Teil«, sagte Zachary, als wäre er jeden Tag mit einer G5 unterwegs. »Das Sofa lässt sich ausziehen, falls Sie ein Nickerchen machen möchten.« Der Kaffee kam, als sich die Maschine in Bewegung setzte. Die Stewardess hielt ihnen eine Auswahl von Zeitschriften entgegen. Zachary nahm eine, schlug sie auf, wartete ein paar Sekunden und fragte dann: »Sind Sie eigentlich über dieses Bowmore-Verfahren auf dem Laufenden?«
    Fisk tat, als betrachtete er eine Zeitung, während er insgeheim die prächtige Innenausstattung des Jets mit den Augen verschlang. »Oberflächlich«, antwortete er.
    »Die haben gestern Sammelklage eingereicht«, sagte Zachary verächtlich. »Eine von diesen landesweit operierenden Kanzleien aus Philadelphia. Sieht so aus, als wären jetzt die Hyänen da.« Es war seine erste Bemerkung zu diesem Thema, aber es würde nicht die letzte sein.
    Die G5 hob ab. Sie gehörte wie zwei weitere Maschinen mehreren Unternehmen der Trudeau Group und war von einer unabhängigen Chartergesellschaft geleast. Es war praktisch unmöglich, den wahren Eigentümer festzustellen. Fisk sah zu, wie die Stadt Jackson unter ihm verschwand. Minuten später - sie schwebten in einundvierzigtausend Fuß Höhe - stieg ihm der intensive Duft von gebratenem Speck in die Nase.
     
    Auf dem Dulles International Airport wurden sie in Empfang genommen und zu einer langen schwarzen Limousine geführt. Vierzig Minuten später erreichten sie die K Street im Regierungsbezirk von Washington. Zachary eröffnete Fisk auf dem Weg, dass sie um zehn Uhr ein Treffen mit einer Gruppe potenzieller Geldgeber hätten, dann ein ruhiges Mittagessen und um vierzehn Uhr ein Treffen mit einer weiteren Gruppe von Interessenvertretern. Zum Abendessen würde Ron wieder zu Hause sein. Ihm war schon fast schwindelig vor Aufregung. Die luxuriöse Anreise. Das Gefühl, bedeutend zu sein. Im sechsten Stock eines Neubaus betraten sie die ziemlich schlichte Empfangshalle der American Family Alliance und wandten sich an eine noch schlichtere Empfangsdame. Im Flieger hatte Zachary kurz zusammengefasst: »Die Family Alliance ist vielleicht die mächtigste aller konservativen christlichen Gruppen. Viele Mitglieder, viel Geld, viel Einfluss. Die Politiker in Washington lieben und hassen sie gleichermaßen. Gegründet wurde sie von Walter Utley, einem ehemaligen Kongressmitglied, der die Nase voll hatte von all den Liberalen im Kongress.«
    Ron hatte von Walter Utley und der American Family Alliance gehört.
    Sie wurden zu einem großen Konferenzraum begleitet, wo sie Mr Utley persönlich erwartete, mit warmem Lächeln und Händedruck und einer Reihe von Männern, deren Namen Ron bereits aus Zacharys Briefing im Flugzeug kannte. Sie vertraten Aktionsausschüsse wie Prayer Partnership, Global Light, Family Roundtable, Evangelical Initiative und ein paar weitere. Alles bedeutende Akteure auf der Bühne der nationalen Politik, laut Zachary.
    Sie nahmen um den Tisch herum Platz und verschanzten sich hinter Notizblöcken und Informationsunterlagen, als wollten sie Fisk ins Kreuzverhör nehmen. Zachary begann mit einem Resümee über den Supreme Court von Mississippi, das überwiegend positiv ausfiel. Die meisten Richter seien gute Männer mit soliden Abstimmungsmehrheiten.

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