Die Berufung
lebten.
»Schätze, die Stones haben mal wieder ganze Arbeit geleistet«, sagte Wes.
»Das weißt du doch gar nicht.«
»Das wird nie jemand wissen. Aber ich bin froh, dass sie unsere Mandanten sind.«
»Und unsere Mandanten werden langsam unruhig«, sagte sie. »Es wird Zeit für eine Besprechung mit ihnen.«
»Es wird Zeit für das Abendessen. Wer kocht?«
»Ramona.«
»Tortillas oder Enchiladas?«
»Spaghetti.«
»Wir suchen uns eine Bar und genehmigen uns einen Drink. Nur du und ich. Wir müssen feiern, Dieser Fall aus Bogue Chitto könnte uns einen schnellen Vergleich mit einer Million einbringen.«
»Darauf trinken wir.«
19
Nach zehn Auftritten war Coleys Tour der toten Gesichter zu Ende. In Pascagoula, der letzten der großen Städte im südlichen Bezirk, ging ihr die Luft aus. Obwohl er sich wirklich Mühe gab, gelang es Clete nicht mehr, sich verhaften zu lassen. Allerdings brachte er es fertig, bei jedem Stopp für Aufsehen zu sorgen. Die Reporter liebten ihn. Seine Bewunderer griffen sich die Broschüren und fingen an, Schecks auszustellen, allerdings nur mit kleineren Beträgen. Die örtliche Polizei beobachtete seine Veranstaltungen mit stummer Anerkennung.
Doch nach zehn Tagen brauchte Clete eine Pause. Er kehrte nach Natchez zurück und war bald wieder auf der Lucky Jack, um sich von Ivan Karten geben zu lassen. Er hatte keine richtige Strategie für seinen Wahlkampfund keinen Plan. In den Orten, in denen er gewesen war, hatte er außer ein wenig flüchtiger Publicity im Grunde nichts zurückgelassen. Es gab keine Organisation, die hinter ihm stand, bis auf ein paar freiwillige Helfer, die er bald schon ignorieren würde. Eigentlich hatte er weder die Zeit noch das Geld, um eine ordentliche Kampagne in Gang zu bringen. Das Geld, das Mariin ihm gegeben hatte, wollte er nicht anrühren, jedenfalls nicht für Spesen, die für den Wahlkampf anfielen. Die spärlichen Spendengelder setzte er für den Zweck ein, für den sie gedacht waren, aber er hatte nicht vor, bei seinem kleinen Abenteuer Geld zu verlieren. Allerdings machte die Aufmerksamkeit, die man ihm zuteil werden ließ, süchtig, und so hielt er immer, wenn es notwendig war, eine Rede, in der er seine Gegnerin kritisierte und liberale Richter jeglicher Couleur in Grund und Boden verdammte. Doch Trinken und Spielen hatten Vorrang. Clete wollte die Wahl gar nicht gewinnen. Er würde nicht einmal dann Ja sagen, wenn man ihm die Stelle als Richter auf einem Silbertablett präsentierte. Juristische Fachbücher waren für seinen Geschmack einfach viel zu dick.
Tony Zachary flog nach Boca Raton und wurde von einer Limousine mit Chauffeur abgeholt. Er war bereits einmal in Mr Rineharts Büro gewesen und freute sich auf seine Rückkehr. In den nächsten zwei Tagen würden sie viel Zeit miteinander verbringen.
Nach einem hervorragenden Mittagessen mit Blick auf das Meer sprachen sie über die exzentrischen Auftritte ihres Strohmanns Clete Coley und hatten viel Spaß dabei. Barry Rinehart hatte alle Presseartikel über ihn gelesen und alle Berichte in den Fernsehnachrichten gesehen. Sie waren sehr zufrieden mit ihrem Lockvogel.
Danach analysierten sie die Ergebnisse ihrer ersten großen Umfrage. Sie umfasste fünfhundert registrierte Wähler in den siebenundzwanzig Countys des südlichen Bezirks und war am Tag nach dem Ende von Coleys Tour durchgeführt worden. Es war keine Überraschung - jedenfalls nicht für Barry Rinehart -, dass Sechsundsechzig Prozent der Befragten keinen der drei Richter am Supreme Court, die aus dem südlichen Bezirk stammten, mit Namen kannten. Und neunundsechzig Prozent wussten gar nicht, dass die Mitglieder des Supreme Court gewählt wurden.
»Und das in einem Staat, in dem die Leiter der Straßenbaubehörden, die Behördenleiter, der Schatzmeister, die Leiter der Versicherungs- und der Landwirtschaftsbehörde, die Leiter der Finanzbehörden in den Countys, die Leichenbeschauer in den Countys und so ziemlich jeder andere mit Ausnahme des Hundefängers gewählt werden«, sagte Barry.
»Sie wählen jedes Jahr«, sagte Tony mit einem Blick über die Gläser seiner Lesebrille. Er war mit dem Essen fertig und sah sich ein paar Grafiken an.
»Jedes verdammte Jahr. Egal ob es um eine Kommune oder um ein Gericht geht, egal ob es auf lokaler, bundesstaatlicher oder nationaler Ebene ist, sie gehen jedes Jahr zur Urne. Was für eine Verschwendung. Kein Wunder, dass die Wahlbeteiligung so niedrig ist. Die Wähler haben die
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