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Die Beschützerin

Die Beschützerin

Titel: Die Beschützerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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den Kopf. »Ich soll 100 000 Euro erhalten haben, damit ich die Aufträge an einen bestimmten Technikdienstleister vergebe?«
    Ich konnte nicht anders, als Vanessa Ott einen Moment lang für diesen Schachzug zu bewundern. Aber, Pech für sie, all das war frei erfunden, und sie konnte mir das niemals beweisen.
    Â»In den letzten drei Jahren, seit Sie beim Sender sind«, bestätigte Lehner. »An die Firma Neonlicht GmbH mit Hauptsitz in Frankfurt, die den Zuschlag als Generalunternehmer erhielt und mit deren Geschäftsführer Sie nachweislich befreundet sind.«
    Â»Wir sind nicht befreundet. Wir kennen uns eben nur seit Jahren und arbeiten sehr gut zusammen.«
    Â»Herr Lehner, ich kann das bestätigen«, setzte Lucy an, doch er überging ihren Einwurf. Er nahm das Blatt und las vor: »›Mitarbeiter der Firma Neonlicht, die zu unserem Informantenkreis gehören, haben von überhöhten Preisabsprachen berichtet, die auf Drängen von Janne Amelung bei Alfa.Sat durchgesetzt wurden. Für ihre Bemühungen hat Frau Amelung von Neonlicht eine Einmalzahlung von 50 000 Euro bekommen, außerdem wurde eine monatliche Vergütung von fünf Prozent der Gesamtvertragssumme vereinbart. Dies entspricht etwa 1500 Euro monatlich, die Frau Amelung über drei Jahre erhalten hat.‹«
    Â»Das ist absoluter Blödsinn«, sagte ich. Lehner las weiter: »›Unsere Erkenntnisse liegen bereits der zuständigen Staatsanwaltschaft vor. Da wir keinen Einblick in die Vergabe der übrigen Gewerke in dem betreffenden Zeitraum besitzen, gehen wir davon aus, dass Sie durch Ihre Interne Revision detaillierte Untersuchungen vornehmen werden. Wir behalten uns vor, diese Missstände auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung zur Sprache zu bringen. Da der Alfa.Sat Media AG und damit den Aktionären bereits Schaden in nicht abschätzbarer Höhe entstanden ist, halten wir eine weitere Zusammenarbeit zwischen Frau Amelung und der Alfa.Sat Media AG für unzumutbar. Unterzeichnet: Anonyme Aktionärsvertretung gegen Korruption.‹«
    Â»Sie können gern alle Verträge und Unterlagen der letzten Jahre einsehen. Sie werden nicht den geringsten Beweis für diese absurden Behauptungen finden«, sagte ich mit fester Stimme.
    Â»Nein, umgekehrt wird ein Schuh daraus. Sie beweisen uns Ihre Unschuld, Frau Amelung. Stellen Sie die Unterlagen zusammen und melden Sie sich bei der Internen Revision.«
    Lucy zupfte nervös an der Hülle ihres Notebooks herum. »Janne, wir haben auch gehört, dass du versucht hast, für Jörg Ermgassen ein vollkommen überzogenes Honorar anzusetzen.«
    Â»Zum Glück hat Bloomsdale Consulting da direkt einen Riegel vorgeschoben«, sagte Lehner. »Offenbar sind Ihnen persönliche Seilschaften wichtiger als die Loyalität dem Unternehmen gegenüber. Ich habe Sie immer als eine sehr kompetente Mitarbeiterin geschätzt, das wissen Sie, Frau Amelung, aber … sollten sich diese Vorwürfe als wahr erweisen, sehe ich keine andere Möglichkeit, als Sie fristlos zu kündigen.«
    Er nickte mir knapp zu. Das Gespräch war beendet.
    Zu Lucy gewandt sagte er: »Bleib hier, wir müssen darüber reden, wie wir bei der Hauptversammlung reagieren.«
    Ich ging direkt zu Mark Winter, um ihm von dem Brief zu berichten.
    Â»Nicht schlecht«, meinte er langsam. »Darauf muss man erst mal kommen.«
    Â»Zum Glück ist an der Sache nichts dran. Ich kann nachweisen, dass ich mich immer korrekt verhalten habe.«
    Er zog die Augenbrauen hoch, und sein Blick gefiel mir gar nicht. Vanessa Ott hatte die ganze Zeit über manipuliert, getrickst und gefälscht, warum sollte sie nicht auch diesmal …?
    Ich stand auf. »Ich suche die Unterlagen sofort raus.«
    In meinem Büro zog ich die Ordner zum Smiling Kids Day aus dem Regal. Die Ausschreibung und alle Angebote der Technikdienstleister waren hier abgeheftet. Ich hatte jedes Jahr geprüft, dass uns drei Angebote vorlagen. Ich blätterte die Unterlagen durch. Im Ordner befanden sich nur noch die Angebote der Firma Neonlicht. Ich durchsuchte den gesamten Ordner, doch die anderen Angebote blieben verschwunden. Ich sah in meinem Computer nach. Auch die digitalen Fassungen fehlten. Jemand hatte sie gelöscht. Und das musste geschehen sein, bevor ich mein neues Passwort installiert hatte.
    Ich rief Michaela an. »Komm bitte kurz in mein

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